1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Querfurt
  6. >
  7. Rechter Gleichschritt: Rechter Gleichschritt: Neonazis laufen bei AfD-Demo in Querfurt mit

Rechter Gleichschritt Rechter Gleichschritt: Neonazis laufen bei AfD-Demo in Querfurt mit

Von Alexander Schierholz und Robert Briest 03.05.2018, 08:00
Vereint marschieren: AfD-Funktionäre und Rechtsextremisten
Vereint marschieren: AfD-Funktionäre und Rechtsextremisten Robert Briest

Querfurt - Die Demo war kaum vorbei, da machte das Bild in sozialen Netzwerken die Runde: Es zeigt den Chef der AfD-Landtagsfraktion, Oliver Kirchner, am Maifeiertag bei einer Kundgebung seiner Partei in Querfurt.

Mit Kirchner stehen eine Menge Leute hinter einem Transparent, darunter auch zwei ehemalige Funktionäre beziehungsweise Landtagskandidaten der rechtsextremen Splitterpartei „Die Rechte“.

Für Kritiker ist das Bild Beleg dafür, dass es die AfD nicht so genau nimmt mit der Abgrenzung vom extrem rechten Spektrum.

1. Mai in Querfurt: AfD als Sammelbecken für Neonazis?

Die Partei werde immer mehr zum „Sammelbecken“ für Leute mit einer Vorgeschichte in der militanten Neonazi-Szene, urteilt Torsten Hahnel von der halleschen Arbeitsstelle Rechtsextremismus beim Verein „Miteinander“. „Die Grenzen zu gewaltbereiten Neonazis und auch zu den Identitären verschwimmen.“

Wer sind die beiden Männer auf dem Foto, das sich so rasant im Netz verbreitet hat? Es handelt sich um Rolf D. aus dem Saalekreis, der 2016 bei der Landtagswahl für „Die Rechte“ antrat. Vorher hatte er für die rechtsextreme NPD im Kreistag gesessen.

Ehemaliger Landeschef von „Die Rechte“ lief bei AfD ganz vorne mit

Und dann ist da Alexander K. Nach eigenen Angaben mittlerweile nicht mehr Mitglied der rechten Kleinpartei, war er bis Ende 2016 deren Landesvorsitzender in Sachsen. Und damit Chef einer Partei, die in einem Aufruf den Staat „entsorgen“ wollte und auf Facebook in Anlehnung an die NS-Zeit die Einrichtung eines „Volksgerichtshofes“ forderte.

Der wegen Körperverletzung vorbestrafte K. war zeitweilig auch im Dunstkreis der mittlerweile aufgelösten fremdenfeindlichen Leipziger Legida-Bewegung aktiv. Beobachter wie die Linken-Landtagsabgeordnete Henriette Quade schätzen beide nach wie vor als Größen der lokalen Neonazi-Szene ein.

AfD-Fraktionschef: Kenne beide gar nicht!

Bei der AfD beteuern sie, mit solchen Leuten nichts zu tun zu haben. Er kenne D. und K. gar nicht, sagt Fraktionschef Oliver Kirchner. Der AfD-Kreischef und Landtagsabgeordnete Hans-Thomas Tillschneider betont, ihm sei lediglich K. aus seiner Leipziger Zeit vom Sehen bekannt, aber nicht näher.

Im übrigen hätten sich beide die meiste Zeit nicht an der Spitze des Demo-Zuges aufgehalten.

AfD-Fraktionschef zur Demo in Querfurt - können Rechtsextreme nicht ausschließen

Aber spielt das eine Rolle? Kirchner und Tillschneider betonen, die AfD grenze sich stets von Extremen jeglicher Couleur ab, es gebe auch entsprechende Unvereinbarkeitsbeschlüsse.

Doch Kirchner sagt auch: „Bei öffentlichen Demonstrationen oder Veranstaltungen gibt es keine rechtliche Möglichkeit, Teilnehmer auszuschließen, wenn diese nicht auffällig werden oder die Veranstaltung stören.“

Die Bekleidung von einigen der rund 250 Teilnehmer war da aus Sicht der AfD wohl nicht auffällig genug. Sie trugen für die rechtsextreme Szene typische „Thor Steinar“-Kleidung.

Ein Demonstrant huldigte auf seinem Shirt dem Gründer des in Deutschland verbotenen extrem rechten Blood-and-Honour-Netzwerkes, Ian Stuart Donaldson, ein anderer zeigte sich als Fan der Rechtsrock-Band „Stahlgewitter“.

Demonstranten skandierten den auf Neonazi-Aufmärschen gebräuchlichen Slogan „Hier marschiert der nationale Widerstand“. Nicht auffällig?

Neu ist das alles übrigens nicht. Immer wieder tummeln sich bei Veranstaltungen der AfD auch Rechtsextremisten. „Aber dass sie wie in Querfurt quasi in vorderster Front dabei sind, das ist augenfällig“, meint Torsten Hahnel von der Arbeitsstelle Rechtsextremismus.

AfD-Demo in Querfurt - Fotograf bekam mehrere Morddrohungen

Bei solchen Gelegenheiten werden teilweise auch Beobachter angegriffen. In Querfurt traf es einen freien Journalisten aus Leipzig. Ein älterer Mann drohte ihm: „Du hast mich fotografiert. Normal dürfte ich dich dafür umbringen.“

Eine junge Frau schlug ihm gegen die Kamera. Insgesamt habe er an dem Tag fünf Todesdrohungen erhalten, so der Fotograf. (mz)