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Festgenommener lebte in Querfurt Festgenommener lebte in Querfurt: Harmloser Esoterik-Typ oder Terror-Druide?

Von Undine Freyberg 30.01.2017, 13:31
Der Mann, der sich Burgos von Buchonia nennt,  lebte von August bis Ende November auf dem Campingplatz in Querfurt.
Der Mann, der sich Burgos von Buchonia nennt,  lebte von August bis Ende November auf dem Campingplatz in Querfurt. Screenshot/Youtube

Querfurt - Die Nachricht, dass der bei den bundesweiten Razzien gegen eine mutmaßlich rechtsextreme Terrorgruppe festgenommene Hauptverdächtige eine Zeit lang auf einem Campingplatz bei Querfurt im Saalekreis gelebt hat, sorgt für helle Aufregung. Und sie wirft Fragen auf: Wussten die Camper, wer sich da monatelang ganz in ihrer Nähe aufhielt?

Wohnwagen in Querfurt übers Internet gekauft

„Wir hatten keine Ahnung. Er war immer sehr höflich, lebte mit seiner Lebensgefährtin recht zurückgezogen auf dem Campingplatz“, erzählt ein Mann der MZ. Man hört, dass er immer mal Besuch gehabt haben soll, der dann aber auch ganz schnell wieder verschwunden war. Auswärtige Autokennzeichen. Aus dem tiefsten Westen. Ein auffälliger, riesiger weißer Pickup soll häufiger dagewesen sein. „Der war total bemalt mit Runen.“

Der Mann, der sich Burgos von Buchonia nennt und auf dessen Visitenkarte „Menschenrechtler und Druide“ steht, lebte von August bis Ende November auf dem Campingplatz. Als es kalt wurde, seien er und seine Freundin verschwunden, heißt es. Zwei Wohnwagen hätten die beiden benutzt, die ihnen noch gehören und die auch noch da seien. „Die stehen da schon seit 20 Jahren.“ Mit Holz umbaut, so dass sie wie kleine Häuschen aussehen. Die Lebensgefährtin soll einen davon übers Internet gekauft haben.

Den 66-jährigen „Druiden“ hielten die meisten Camper für harmlos. Sieht er doch ein bisschen aus wie Gandalf aus „Der Herr der Ringe“. „Er war so ein Esoterik-Typ, erzählte vom Handauflegen und vom Kraftbaum. Ich weiß noch, gleich als er ankam, hatte er seinen Spitznamen weg. Wir nannten ihn alle Jesus. Wegen seines langen weißen Bartes“, erzählt jemand.

Aber es gab offenbar auch Menschen, denen der Mann suspekt war. Nach MZ-Informationen soll es sogar einen Hinweis an die Polizei gegeben haben, weil jemand hinter ihm eine Sekte vermutete. Wurde dem nachgegangen?

Friedfertig scheinender „Druide“ ist als alles andere als ein harmloser Menschenfreund

Jedenfalls entpuppte sich der friedfertig scheinende „Druide“ als alles andere als ein harmloser Menschenfreund. Die Bundesanwaltschaft, die bei den Razzien vergangene Woche in sechs Bundesländern federführend war, wirft ihm und fünf mutmaßlichen Komplizen die Gründung einer rechtsterroristischen Vereinigung vor. Die Mitglieder der Gruppe, die vorwiegend über soziale Netzwerke in Kontakt standen, sollen Anschläge auf Juden, Asylbewerber und Polizisten geplant haben. Ein siebter Verdächtiger soll ihnen geholfen haben. Einem Facebook-Freund hatte Burgos von Buchonia bereits im Februar 2016 geschrieben. „Wir haben mit dem Töten begonnen.“

Bei den Razzien wurden scharfe Schusswaffen, große Mengen Munition, Schießkugelschreiber und rund zwei Kilogramm Schwarzpulver sichergestellt. Sollte auch der Campingplatz bei Querfurt zumindest kurzzeitig als Waffenlager gedient haben? Wenn ja, dann sei das doch jetzt alles weg. Die Polizei habe sich bis heute nicht vor Ort blicken lassen, hört man. Dafür waren die Beamten im Zuge der Razzien bei einem weiteren Verdächtigen in einem Querfurter Ortsteil zu Besuch, der wie der mit ihm gut bekannte „Druide“ der Bewegung der „Reichsbürger“ nahestehen soll.

Der 66-jährige „Druide“ sitzt jetzt In Untersuchungshaft

Der 66-jährige „Druide“, der ursprünglich aus dem baden-württembergischen Schwetzingen stammt, wurde nach Informationen aus Sicherheitskreisen bei der Aktion am Mittwoch im brandenburgischen Rietz-Neuendorf bei seiner Lebensgefährtin festgenommen. Der Mann sitzt bis auf Weiteres wegen Volksverhetzung in Untersuchungshaft.

Dass sich solche Menschen wie der „Druide“ und der zweite Terrorverdächtige im Saalekreis aufhalten beziehungsweise aufhielten, wundert manche Menschen nicht. „Als ein Bekannter vor 15 Jahren bei Mücheln einen Unfall hatte, fragten die Polizisten den anderen Unfallbeteiligten nach seinem Ausweis. Was der ihnen zeigte, war offenbar ein Reichsbürger-Ausweis“, erzählt ein Querfurter. „Das gibt es also schon ziemlich lange.“ (mz)