Geplatzte Abireise Abi2Urlaub: Schüler aus Querfurt warten bis heute auf ihr Geld

Querfurt - Es sollte eine Reise werden, die die Jugendlichen des Querfurter Abiturjahrgangs 2016 nicht vergessen. Irgendwie wurde sie das auch. „Aber so war das nicht gedacht“, sagt Annett Thüring, Mutter eines damaligen Abiturienten und Organisatorin. Denn: Die große Abi-Abschlussreise ins spanische Lloret de Mar hat gar nicht stattgefunden, sorgt aber noch immer für Ärger.
Schüler aus Querfurt fühlen sich von Reiseveranstalter „Abi2Urlaub“ betrogen
Vier Tage vor der für den 3. Juli 2016 geplanten Abreise kam überraschend eine Mail des Veranstalters „Abi2Urlaub“ mit der Information, dass dieser „mit sofortiger Wirkung bis auf weiteres den Geschäftsbetrieb einstellen muss“. Bis heute, so Thüring, warte ein Großteil der Gruppe auf Rückzahlung des Reisepreises von 300 bis 335 Euro. „Wir fühlen uns betrogen“, sagen mehrere Schüler und zwei Mütter.
Sie haben sich jetzt an die MZ gewandt, weil auch das halbe Jahr vorüber ist, das der Veranstalter selbst als mögliche Dauer für eine Rückzahlung angegeben hat.
Schüler hielten die Absage der Abi-Reise zunächst für einen Scherz
Gebucht worden war die Reise für 31 Abiturienten und zwei Begleiter bereits im Sommer 2015. Sie habe sich von mehreren Anbietern Angebote machen lassen, sagt Thüring. Im Netz habe sie damals positive und negative Bewertungen zu „Abi2Urlaub“ gefunden, allerdings nichts, was sie hätte stutzig werden lassen.
Im Verlauf des Jahres, sagt die Mutter eines Abiturienten, hat es 20 bis 30 Mal Mailkontakt gegeben, ohne dass Probleme aufgetaucht wären. Bis zur Absage am 29. Juni 2016.
„Ich bin innerlich zusammengebrochen“, so Thüring. Und die Schüler? Wollten gemeinsam einen schönen Abschluss, „feiern, baden, Spaß haben“, wie sie sagen. Und hielten die Absage zunächst für einen Scherz.
Auf Absage der Abireise folgen Wut und Tränen bei den Schülern.
Was folgte, berichten Betroffene wie Celine oder Katharina, waren Wut und Tränen. Und „Angst, dass so etwas nochmal passiert“, wie Celine sagt. Sie war ein Jahr im Ausland und organisiert gerade eine Abireise für 2017 - diesmal allerdings über ein Reisebüro vor Ort.
Und dann ist ja immer noch der Ärger über das verlorene Geld. Einige der Abiturienten hatten extra für die Reise gearbeitet, andere zum Teil ihre Jugendweihe-Ersparnisse eingesetzt. Nur sie und ihr Sohn hätten Geld zurückbekommen, so Thüring. Auf Mails aus dem Saalekreis - ob von ihr oder Schülern selbst – habe es keine Antworten mehr gegeben.
Firma „Abi2Urlaub“ bereits im Juni 2015 aus Handelsregister gelöscht
Die Webseite von „Abi2Urlaub“ existiert auch nicht mehr. Mails sind nicht zustellbar. Auch Kontaktversuche der MZ scheiterten. Und: Recherchiert man in Registerbekanntmachungen von Gerichten, ist die Firma innerhalb weniger Jahre nicht nur mehrfach umgezogen, sondern bereits im Juni 2015 gelöscht worden.
Schüler aus Querfurt sind nicht die einzigen, die von „Abi2Urlaub“ enttäuscht wurden.
„Wir haben keinen Ansprechpartner, wissen nicht einmal, was mit der Firma ist“, sagen Thüring und Celines Mutter Cordula Grochol. Die eigene Rücktrittsversicherung greife nicht, per Rechtsschutzversicherung könnte nur ein Fall geklärt werden. Die Betroffenen suchen nun jemanden, der ihnen helfen, sie beraten kann. Sie sind im Übrigen nicht die einzigen, die zu Hause blieben: Im Juli 2016 berichteten auch Berliner Tageszeitungen über kurzfristig geplatzte Abireisen bei „Abi2Urlaub“.
„Abi2Urlaub“ meldete sich offenbar nie insolvent
Der Veranstalter gab in Mails im Jahr 2015 noch an, dass alle Reisen gegen Insolvenz abgesichert seien. Versicherer R+V bestätigte der MZ auf Anfrage, bis 13. Januar 2016 Insolvenzversicherer von „Abi2Urlaub“ gewesen zu sein. „Anschließend bestand keine Geschäftsbeziehung mehr“, so ein Sprecher.
Ein Insolvenzversicherer springt ein, wenn Leistungen wegen Insolvenz oder Zahlungsunfähigkeit des Veranstalters nicht erfolgen. Aber: „In diesem Fall liegt unseres bisherigen Wissens nach keine Insolvenzmeldung zu Abi2Urlaub vor.“ Da die Reise der Querfurter vor Januar 2016 gebucht wurde, könnten sie ihre Unterlagen aber zur Prüfung einreichen.
Einen kleinen Trost gab es übrigens zumindest für 13 Abiturienten: Sie buchten 2016 kurzfristig über einen anderen Veranstalter ein paar Tage Lloret de Mar. Alle konnten das allerdings nicht. (mz)