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Zuversicht trotz schwieriger wirtschaftlicher Zeiten

Von ANDREAS BÜRKNER 11.05.2009, 17:26

NEINSTEDT/MZ. - Seit vergangenem Herbst kochen und braten seine Mitarbeiter in der neuen Küche der Neinstedter Anstalten täglich etwa 750 Essensportionen, mittags auch für Gäste der Einrichtung. "Über siebzig Prozent sind frische Zutaten", betonte der Küchenchef und ist besonders stolz auf alle selbst gemachten Suppen und Soßen. Zum 159. Jahresfest führte der Chef Interessenten höchstpersönlich durch die Räume.

Die vielen guten Taten der evangelischen Stiftung Neinstedter Anstalten wurden auch in diesem Jahr zum Jahresfest himmelseitig belohnt: Strahlender Sonnenschein empfing die Besucher, allerdings erstmals am neuen Standort zwischen der Werkstatt für behinderte Menschen und der neuen Küche auf dem Rumberg. "Trotz Weltwirtschaftskrise und den damit verbunden Sorgen und Ängsten der Menschen gibt es einen Halt", erläuterte Vorsteher Jürgen Wieggrebe zum Festgottesdienst das Motto des Tages: "Gott macht's möglich". Es wurde als Kurzfassung aus der Jahreslosung "Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich" (Lukas 18, 27) abgeleitet. ER helfe, "nach vorne zu schauen, Hoffnung, Zuversicht sowie Mut zu bewahren und mit seinem Geist inspirierend zu wirken."

Diese Inspiration war auf der Festmeile zu spüren, die Angebote für Jung und Alt nutzten nicht nur viele ehemalige Bewohner und ihre Angehörigen, sondern auch Gäste aus nah und fern. Wann hat man schon einmal die Gelegenheit, eine Kirchenglocke zu schlagen? "Bald wird diese auf dem Turm des Betsaals im Lindenhof erklingen", erklärte Mitarbeiter Gottfried Bürger die noch ebenerdige, im Vorjahr in Lauchhammer gegossene neue Bronzeglocke. Vermutlich dreimal am Tag rufe sie dann zum Gebet.

Anziehungspunkte für die Kinder waren natürlich Reiten und Kutschfahrten, wie die Schlange des wartenden Nachwuchses belegte, aber auch viele Spiel- und Bastelmöglichkeiten. Die bunten Zielwerf- und Schleuderspiele lockten besonders. "Sie wurden in der Berufsbildung angefertigt", wusste Hans-Dieter Hubert, "in der sich geistig und körperlich behinderte Jugendliche ab 18 auf die Werkstatttätigkeit vorbereiten", und machte zudem ein Angebot: "Die transportablen Spielgeräte können für Kinderfeste in den Anstalten ausgeliehen werden."

Das Elektrorecycling demonstrierten Mitarbeiter der Eras-Kreuzhilfe: Mit geschickten Handgriffen zerlegten sie einen alten Fernseher in seine Bestandteile und sortierten diese für eine umweltfreundliche Entsorgung. "Nicht mehr benötigte Elektrogeräte können bei uns tagsüber in Neinstedt oder der Maschinenhalle Thale abgegeben werden", bot der Betreuer Ronald Michalk an, "das Ganze ist für die Bürger sogar kostenfrei." Damit könnten sich manche die illegale Entsorgung in der Landschaft sparen.

Wie immer prägten die Wiedersehensfreude sowie Gespräche und Erinnerungen das jährliche Treffen, war immer wieder das Lachen tausender Besucher zu hören. Ob die Bewohner ihre tägliche Arbeit erklärten, Ergebnisse davon präsentierten oder Produkte aus verschiedenen Bereichen anboten, der Stolz auf Erreichtes war ebenso erlebbar wie die Freude der Jugendlichen und Betreuer über jedes verkaufte Stück des Flohmarktes oder der Büchertische.

"Zum Gelingen trugen auch viele Spender und Förderer bei", dankte Pressesprecher Heiko Marks und hatte schon neue Überraschungen parat: "Am Pfingstsonntag (31. Mai) gibt der Liedermacher Gerhard Schöne um 16 Uhr ein Familienkonzert in der Lindenhofskirche." Karten wären unter 039 47 / 99 138 bestellbar. "Zuvor können die Gäste beim Lunch ab 11.30 Uhr aus Vorspeisen, Salaten, Hauptspeisen und Desserts für 16 Euro so viel essen, wie sie mögen", ergänzte Küchenchef Bangnowski ein rundes Angebot für diesen Tag.