Wiedergeburt nach 150 Jahren
QUEDLINBURG/MZ. - Der 27. März war für Gerhard Heinlein ein in doppelter Hinsicht schöner Tag. An diesem Tag vor 150 Jahren ist in Quedlinburg der Grundstein für das ehemalige "Königliche Gymnasium", das heutige "Bildungshaus Carl Ritter", gelegt worden. 150 Jahre später konnte er als Vorsitzender des Dachvereins den offiziellen Startschuss geben für den Umbau des ehrwürdigen Gebäudes zu einem Haus, das Volkshochschule, Musikschule und Bibliothek unter seinem Dach vereinen wird. "Nachdem unsere Bemühungen endlos schienen und es schon keinen Spaß mehr gemacht hat, passt jetzt plötzlich alles zusammen. Das ist ein gutes Gefühl," sagte er am Rande eines kleinen Treffens, zu dem die künftigen Nutzer, die Mitglieder des Vereins sowie Vertreter von Stadt und Landkreis eingeladen waren.
Gearbeitet wurde auch in den vergangenen Monaten schon im Haus. Der Einbau von zwei getrennten Treppenhäusern war zwar eine große Sache, doch im Grunde als Forderung des Brandschutzes nur eine Voraussetzung dafür, das Haus überhaupt weiter nutzen zu können. Bezahlt wurde diese Maßnahme aus Mitteln des Städtischen Denkmalschutzes.
Erst das Zusammenspiel von Fördermitteln aus mehreren Töpfen gestattet es jetzt, das denkmalgeschützte Haus "in einer ganz anderen Qualität umzubauen. Das hebt auch unsere Bemühungen auf eine neue Stufe", freut sich Heinlein.
Das Haus wird sich nicht nur innen verändern, sondern auch außen ein neues Gesicht zeigen. Denn das restauratorische Gutachten hat ergeben, dass die Fenster einst mit einer braunen Lasur versehen waren. Auch die neuen Fenster werden diesen Farbton erhalten, ein Musterexemplar wird in dieser Woche erwartet. "Wird es vom Denkmalschutz abgesegnet, beginnt gleich danach der Einbau." Die Planungen für den Umbau sind abgeschlossen, auch die Ausschreibungen sind gelaufen und die Angebote liegen vor.
Vorgesehen ist, das Foyer neu zu gestalten. Hier können sich Besucher des Hauses später über die Angebote informieren, Kurse buchen und die Buchausleihe abwickeln. Die Bibliothek wird ins Erdgeschoss einziehen und einen eigenen Bereich für die Kinderliteratur erhalten. Die Musik- und die Kreisvolkshochschule teilen sich die beiden sanierten Obergeschosse, im Keller entstehen neue Toiletten und drei weitere Schulungsräume. Ohne Brandschutzeinschränkungen wird auch die schöne Aula mit ihren beeindruckenden bunten Bleiglasfenstern wieder für Veranstaltungen zur Verfügung stehen.
In den vergangenen drei Wochen erlebten die Restauratoren übrigens eine Überraschung: Das Foyer strahlte einst in üppiger Ausmalung, die sich in verminderter Form in den Fluren fortsetzte. Ob sich die alte Farbigkeit wieder herstellen lässt, darauf wagt Heinlein nicht zu hoffen. "Aber wenn nicht jetzt, dann vielleicht später, wenn wir wieder etwas Geld haben", sagt er. Das Geld für die Umbauarbeiten, die nun beginnen, stammt aus dem EU-Programm ProKultur, von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und aus dem Konjunkturpaket II für den Landkreis.
Heinlein vergaß es nicht, sich bei den Mitgliedern des Dachvereins für den Langmut und beim Landkreis zu bedanken, "der immer wieder Wege geebnet hat, die Arbeiten betreut und den Verein damit stark entlastet." Ein Dank, den Bibliotheksleiterin Uta Schlemminger sofort an den Vereinschef zurück gibt: "Es ist Ihnen zu verdanken, dass wir so weit gekommen sind."