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Vorhaben Vorhaben: Quedlinburg bekommt ein eigenes Wasserwerk

Von Detlef Horenburg 31.03.2016, 14:08
Ab 2018 soll ein stadteigenes Wasserwerk Quedlinburg versorgen.
Ab 2018 soll ein stadteigenes Wasserwerk Quedlinburg versorgen. redaktion

Quedlinburg - In Quedlinburg soll ein Wasserwerk gebaut werden. Dies beschloss die Verbandsversammlung des Zweckverbandes Wasserversorgung und Abwasserentsorgung Ostharz Quedlinburg (ZVO) bei zwei Enthaltungen.

Frühjahr 2018 soll Werk am Netz sein

Gebaut werden soll die 4,8 Millionen Euro teure Anlage in der Brühlbreite. „Ich gehe davon aus, dass spätestens in vier Monaten Spatenstich sein wird“, sagte ZVO- Geschäftsführer Lutz Günther auf Nachfrage der MZ. Frühestens im Frühjahr 2018 soll das Wasserwerk ans Netz gehen und die Quedlinburger und Ditfurter mit weichem Trinkwasser versorgen. Es soll etwa der Wasserhärte des Fernwassers aus der Rappbodetalsperre entsprechen: etwa 4,5 bis 6 Grad deutscher Härte und nicht wie bisher 18 Grad.

Laut Quedlinburgs Oberbürgermeister und Verbandsvorsitzender Frank Ruch (CDU) habe der Stadtrat in nichtöffentlicher Sitzung Anfang März entschieden, dass er als Verbandsvertreter der Stadt für den Bau des Wasserwerkes stimmen solle. Die Stadt Quedlinburg hat 26 der insgesamt 73 Stimmen in der Verbandsversammlung. Zuvor hatten die Geschäftsführer des ZVO und der Fernwasserversorgung GmbH Elbaue-Ostharz (FEO) angehört. Für Verwirrung sorgte auf der Versammlung eine Äußerung des CDU-Landtagsabgeordneten Ulrich Thomas in der MZ vom 8. März. „Wie kann er dort schon behaupten, dass ein Wasserwerk gebaut wird“, fragte der Quedlinburger Freimut Horneber. Frank Ruch relativierte Thomas’ Äußerungen: „Wir beraten heute erst darüber. Egal wie die Abstimmung ausgehen wird, es gibt das Votum der Quedlinburger für weiches Wasser und es wird es auch geben.“ Egal für welchen Weg sich die Verbandsversammlung entscheidet, es werde zu einer Erhöhung des Trinkwasserpreises kommen, sagte er. Mit dem Bau eines eigenen Wasserwerkes werde sich der Preis pro Kubikmeter Trinkwasser voraussichtlich um 16 Cent von 1.36 auf 1,52 Euro erhöhen. Das bedeutet Mehrkosten von etwa 5,60 Euro im Jahr bei einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Verbrauch von 35 Kubikmetern. Bei einer Fernwasserversorgung aus der Rappbodetalsperre wären es zwei Euro weniger.

Unabhängigkeit in der Wasserversorgung

Wichtiger sei jedoch, so Ruch weiter, dass sich der Verband seine Brühlwasserrechte und somit seine Unabhängigkeit vom Fernwasserversorger sichert. „Wir können später mal so vor unsere Enkel treten und sagen, dass wir die Trinkwasserversorgung für alle Zeiten gesichert haben“, betonte er.

Für Thales Bürgermeister Thomas Balcerowski (CDU), der den Bau eines Wasserwerkes unterstützt, ist während der Vertragsverhandlungen zur künftigen Trinkwasserlieferung mit der FEO „ein Stück Vertrauen“ verloren gegangen. Beim ersten Vertragsangebot habe die FEO ein Angebot unterbreitet, das „zu massiven Preiserhöhung“ geführt hätte. Erst als Quedlinburg den Bau eines Wasserwerkes in Erwägung zog, sei man dem Verband bei den Lieferkonditionen entgegengekommen. In dieser komfortablen Situation seien andere Verbände nicht und müssten den höheren Wasserpreis an die Kunden weiterreichen.

Fragen bleiben offen

Ballenstedts Bürgermeister Michael Knoppik (CDU) erinnerte daran, dass es zwar eine behördliche Zusage zum Erhalt der Brühl-Wasserförderrechte für den Verband im Fall einer kompletten Fernwasserversorgung gebe. Allerdings haben die Kommunen aus seiner Sicht schlechte Erfahrungen mit solchen Zusagen gemacht. „Wie unbeständig die Landespolitik ist, hat die Entwicklung vor drei Wochen gezeigt“, sagte er mit Blick auf das Wahlergebnis. Man könne niemanden mehr vertrauen. Deshalb sei es wichtig, ein Stück Unabhängigkeit in der Wasserversorgung zu bewahren.

Marco Matthes, FEO-Bereichsleiter im Wasserwerk Wienrode, erinnerte daran, dass die Aufbereitung des Brühlwassers eine „sehr energiereiche“ Methode sei. Deshalb wäre aus seiner Sicht nicht ausreichend berücksichtigt, wie sich die Energiekosten in 20 Jahren entwickeln werden. Auch werde der Bau eines Wasserwerkes auf die FEO nicht ohne Folgen bleiben. Elbaue-Ostharz sei eine in kommunaler Hand befindliche Gesellschaft. Deren Gesellschafter sind gleichzeitig Abnehmer des Trinkwassers.

ZVO-Geschäftsführer Lutz Günther betonte, dass die Kostenvergleichsrechnungen für die nächsten Jahre steigende Energiepreise und andere Kosten berücksichtigte. Es würden in den Variantenvergleich zur Wasserversorgung Unterschiede von jährlich 120.000 Euro geben. Die einst beschlossene Variante, das Brühlwasser mit Fernwasser zu mischen, habe sich laut ZVO für Quedlinburg als nicht machbar erwiesen. (mz)