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«Unser Dorf hat Zukunft» «Unser Dorf hat Zukunft»: Pluspunkte für Teufelsmauer

Von ANDREAS BÜRKNER 22.08.2010, 12:12

WEDDERSLEBEN/MZ. - "Mit den Glockenschlagen wurden früher eigentlich die Bauern von den Äckern heim gerufen", wusste Bürgermeister Dirk-Michael Meisel. Doch diesmal galten die Laute als Begrüßung der Bewertungskommission für den 23. Bundeswettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" unter der Regie des Bundeslandwirtschaftsministeriums. "Die Vertreter wurden von verschiedenen Verbänden vorgeschlagen", erklärte Geschäftsführer Lars Switala das Auswahlverfahren. "Wir haben es als Landessieger unter die besten 30 Dörfer von Deutschland geschafft", sieht Meisel den Besuch als weiteren Schritt, "noch bekannter zu werden". Punkten konnte er dabei mit dem ältesten Naturdenkmal des Ostens, der Teufelsmauer, dem Papiermuseum oder einem reichhaltigen Vereinsangebot.

Die vom Ministerium berufene Bewertungskommission reist derzeit von Dorf zu Dorf, um vorgelegte Entwicklungskonzepte, wirtschaftliche Initiativen sowie soziale und kulturelle Aktivitäten zu beurteilen. Bewertet werden zudem Bau- und Grüngestaltung sowie die ökologische und wirtschaftliche Gesamtsituation. "Wir wollen beweisen, dass wir fit für die Herausforderungen sind, welche das 21. Jahrhundert bringt", machte Meisel deutlich und bekam dabei großen Rückhalt durch die Bürger zuspüren.

Ob der Tanz der Kita-Kinder, der Chor mit dem "Weddersleben-Lied" oder das Theaterstück der Lebenshilfe am Königsstein, die Einwohner machten nicht nur deutlich, dass sie sich als Teil der Dorfgemeinschaft aktiv im eigenen Ort engagieren, sie schienen auch die Prüfer zu beeindrucken.

Dr. Reinhard Kubat, Landrat im Kreis Waldeck-Frankenberg in Hessen, steht schon zum dritten Mal an der Spitze des Gremiums, das aller drei Jahre das schönste Dorf Deutschlands sucht. "Dabei bin ich aber auch auf der Suche nach innovativen Ideen, die von anderen nachgenutzt werden können", blickt er über die reine Bewertung hinaus. Jeder hatte seine spezielle Aufgabe im Team. Der eine betrachtete den Ort mehr von der ökologischen Seite, andere legten Wert auf beibehaltene dörfliche Traditionen, wieder andere untersuchten die Möglichkeiten für den Nachwuchs in der Kindertagesstätte oder an der Grundschule.

Stefan Kalkhoff, ein Architekt aus München, hatte vor allem die baulichen Aspekte im Blick. "Wichtig ist die erhaltene Dorfstruktur", nannte er einen Schwerpunkt seiner Beobachtung und schien daher angetan von der gepflasterten Hauptstraße, "auch wenn das nichts für Stöckelschuhe ist". Wie sich neu gebaute Häuser in den Ort einpassen war für ihn ebenso wichtig wie kleinere Details am Rande, beispielsweise der altbekannte Lattenzaun. "Der passt doch viel besser in ein typisches Dorfbild als eine moderne Metallkonstruktion."

Nur zweieinhalb Stunden blieben den Wedderslebenern zwischen dem Empfang am Gemeindeamt und der kurzen Fragestunde zum Abschluss, um möglichst alle ihre Vorzüge zu präsentieren. Auch deshalb hatte der Bürgermeister Unternehmer und Vereine in den Saal des Dorfgemeinschaftshauses im "Weißen Schwan" eingeladen, um Gespräche zwischen diesen sowie den Kommissionsmitgliedern zu ermöglichen - eine kluge Idee.

Dass zum Abschluss mit der Teufelsmauer und einem Blick auf das Dorf noch zusätzliche Pluspunkte gesammelt wurden, dürfte außer Frage stehen. Doch wie die Bewertung im Vergleich zu den Landessiegern aus den anderen Bundesländern ausfällt, darunter mit Droyßig ein weiterer Ort in Sachsen-Anhalt, blieb das Geheimnis der Besucher. Auch das große Interesse der Bürger zur Fragestunde schien noch Eindruck hinterlassen zu haben. "Insgeheim spekulieren wir deshalb auf einen Platz unter den besten 15", macht Meisel aus seiner und der Hoffnung des ganzen Ortes keinen Hehl.

"Bis Oktober sollen die Ergebnisse feststehen", kündigte Lars Switala an, wobei noch nicht entschieden sei, ob sie dann schon publik gemacht werden. Für die Wedderslebener heißt es deshalb warten auf den 28. Januar, wenn zur Siegerehrung bei der Internationalen Grünen Woche in Berlin die Gold-, Silber- oder Bronzemedaillen an die Kandidaten aus den verbliebenen 30 Dörfern von weit über 3 500 Bewerbern bundesweit vergeben werden.