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Reform im Harzklinikum Stadtrat Quedlinburg will für Geburtshilfe und Kinderklinik kämpfen: Debatte über Strukturreform im Harzklinikum

Von Petra Korn 12.10.2020, 12:55
Das Harzklinikum in Quedlinburg soll, so der Stadtrat, ein starker Hauptstandort bleiben.
Das Harzklinikum in Quedlinburg soll, so der Stadtrat, ein starker Hauptstandort bleiben. Tom Koch

Quedlinburg - Der Stadtrat erwartet im Zuge der angekündigten Neustrukturierung des Harzklinikums „eine Stärkung des Hauptstandorts Quedlinburg. Dazu zählen insbesondere die Betreuung werdender Mütter, die Geburtshilfe sowie die pädiatrische Versorgung.“

Das hat der Stadtrat Quedlinburg am Donnerstagabend auf Vorschlag der CDU-Fraktion mit einer Gegenstimme beschlossen. Weiter beschloss er, „alle Entscheidungsträger“ des Klinikums, den Kreistag - insbesondere die Quedlinburger Abgeordneten- und den Oberbürgermeister zu bitten, „sich hierfür einzusetzen“.

Stadtrat forderte alle Entscheidungsträger auf, sich für die Klinik starkzumachen

Auf den Tisch des Stadtrates gepackt hatte das Thema die Fraktion Bürgerforum/Grüne/QfW. Sie brachte einen Antrag in den Stadtrat ein, mit dem der Oberbürgermeister aufgefordert werden sollte, sich beim Landkreis und dem Harzklinikum „intensiv für den Erhalt der Geburtshilfe und der Kinderklinik in Quedlinburg einzusetzen“.

„Uns alle hat der Bericht über eine Umstrukturierung etwas aufgeschreckt“, sagte Fraktionsvorsitzende Susan Sziborra-Seidlitz, die zuvor informiert hatte, im Klinikum, aber weder in der Geburtshilfe noch in der Kinderklinik zu arbeiten und damit - wie mit der Stadtverwaltung auch geklärt - nicht dem Mitwirkungsverbot zu unterliegen.

Mit einem Beschluss des Antrags gehe es darum, dass sich die Stadträte hinter den Oberbürgermeister stellen, ihn „in seinem Einsatz für die Geburtshilfe stärken und dahinter stehen bleiben, damit er nicht umfällt“.

Mit einem Gutachten für die zukünftige Struktur des Harzklinikums wird vorgeschlagen, ein Mutter-Kind-Zentrum - einschließlich Geburtshilfe - in Wernigerode zu etablieren (die MZ berichtete).

Susan Sziborra-Seidlitz verweist auf Geburtshilfe als Anker für Vor- und Nachsorge hin

Susan Sziborra-Seidlitz verwies darauf, dass das Einzugsgebiet der Geburtshilfe in Quedlinburg weitaus größer als die Welterbestadt sei, Frauen aus Ballenstedt, Thale oder auch aus dem Raum Aschersleben nach Quedlinburg kämen und es mit der Klinik Wahlmöglichkeiten für eine Entbindung gebe.

Doch es gehe nicht nur um Entbindung, sondern um Vor- und Nachsorge, für die auf Hebammen im Klinikum zurückgegriffen werde, und die Kinderklinik, die ein wichtiger Anlaufpunkt in der Notfallversorgung sei. Beides sei für Familien Daseinsfürsorge.

„Wir alle“, sagt Susan Sziborra-Seidlitz, „haben großes Interesse daran, dass sich das Harzklinikum stabil entwickelt.“ Es habe die Funktion, überall im Harzkreis die medizinische Grundversorgung zu sichern.

„Dazu gehören die Geburtshilfe und die Versorgung von kranken Kindern.“ Sie bat darum, „sich hinter den Oberbürgermeister zu stellen, der das alles für uns durchkämpfen wird“.

Sebastian Petrusch verweist auf den Rückgang der Geburten

Der Antrag sei eine richtige Initiative und Notwendigkeit - greife aber aus Sicht der CDU-Fraktion zu kurz, sagte Sebastian Petrusch. Ein stabiles und wirtschaftlich funktionierendes Harzklinikum sei im Interesse aller, Strukturverbesserungen seien oft sinnvoll und hätten nachhaltige Wirkung. Aber die CDU-Fraktion wolle nicht nur einzelne Bereiche beleuchten, sondern den Standort insgesamt.

Er verwies darauf, dass im Harzkreis laut Statistik im Zeitraum von 2007 bis 2017 der stärkste Rückgang bei den Geburtenzahlen in Sachsen-Anhalt verzeichnet worden sei. Die meisten der geschlossenen Geburtskliniken seien Einrichtungen mit weniger als 500 Geburten pro Jahr gewesen.

Ein wesentliches Kriterium - unter anderem, weil an Kliniken mit weniger als 500 Geburten keine Facharztausbildung mehr stattfinden dürfe und diese so auch keine Leuchttürme für die Weiterbildung von Ärzten seien. Statistisch gesehen gebe es in Sachsen-Anhalt eine Geburtsklinik pro Landkreis, im Harzkreis würden drei vorgehalten.

Quedlinburg, sagte Sebastian Petrusch, müsse „Hauptstandort des Harzklinikums bleiben“. Und es gehe darum, dass das Klinikum in kommunaler Trägerschaft bleibe - als starker Arbeitgeber und für eine optimale Gesundheitsversorgung der Bürger. Dafür brauche es ein starkes Bündnis von Partnern. Sebastian Petrusch brachte einen entsprechenden Änderungsantrag der CDU ein, den mitzutragen die Fraktion Bürgerforum/Grüne/QfW signalisierte.

AfD-Fraktionschef Reinhard Fiedler hatte dafür plädiert, eine Resolution an den Geschäftsführer des Klinikums und den Vorsitzenden des Aufsichtsrates zu verabschieden. Seinem Antrag, den Beschlusstext des CDU-Antrags als Resolution zu formulieren, folgte der Rat nicht; er wurde mehrheitlich abgelehnt. (mz)