Schützenfest Schützenfest: Petrus zeigt keine Einsicht
Meisdorf/MZ. - Große Pfützen vor dem Vereinshaus. "Nie war das Wetter zum Schützenfest schlechter, als an diesem Wochenende", meinte eine sichtlich entnervte Schriftführerin Heike Rokohl unterm Regenschirm. Ein schwacher Trost, dass auch andere Volksfeste in der Region von ständigen Schauern arg gebeutelt wurden.
So hielt sich die Besucherzahl in diesem Jahr auch deutlich in Grenzen. Dabei waren Händler für den Trödelmarkt am Sonnabendvormittag sogar bis aus Köthen extra nach Meisdorf angereist. Als sie jedoch die vielen Pfützen und den oft beängstigend grauen Himmel sahen, packten sie ihren Stand und Trödel erst gar nicht aus und kehrten postwendend um.
Andere zeigten sich geduldiger - mit dem Wetter und den wenigen Besuchern. Und das während hinterm Schützenhaus zeitweilig nur die Alufolie verhinderte, dass das leckere Wildschwein am Spieß nicht nass wurde. Kaum war der Stand für das Armbrustschießen aufgebaut, fegte ein Regenschauer nach dem anderen über den Platz - Abbruch. Das Ganze letztlich ein Totalausfall.
Das betraf aus ganz anderem Grunde auch das Schießen der Frauen. Da von den ohnehin nur drei Schützinnen, zwei krank waren, musste man auch darauf schweren Herzens verzichten. Selbst beim Kegeln zeigte sich Petrus wenig einsichtig. Doch mit mehreren Unterbrechungen brachte man diesen Programmteil letztlich doch noch über die Bühne. Das aber auch nur, weil einige Schützen ständig die im Freien aufgestellten Bahnen trocken wischten. Erleichterung nicht nur bei Heike Rokohl: "Wir haben hier bereits zwei Tage vor dem Wochenende eine Menge Arbeit reingesteckt und dann so was!"
Dabei hätte die Schützenkompanie anno 1853 Meisdorf durchaus auch in anderer Hinsicht ein Erfolgserlebnis verdient. War doch der schleichende personelle Aderlass der letzten Jahre spätestens beim Umzug am Sonntag und Blick vom Kirchturm nicht mehr zu übersehen. Zählte man in den besten Zeiten noch über 100 Schützenbrüder und -schwestern, sind es momentan lediglich noch knapp über 30.
Heike Rokohl vor dem Hintergrund der gestiegenen Kosten für Schausteller, Straßenbenutzungsgebühren, Gema, Energie etc.: "Wenn das so weitergeht, können wir uns das sogar nicht mehr leisten. Dann wird dieses Volksfest vielleicht bald nur noch ein vereinsinternes sein." Doch das mag sich unter den traditionsbewussten Meisdorfer Schützen so recht niemand vorstellen.
So blieb dieses Thema beim eigentlichen Schießen ebenso außen vor, wie bei der späteren Kranzniederlegung am Kriegerdenkmal oder beim gemütlichen Beisammensein der Veteranen im Schützenhaus bei Kaffee und Kuchen. Ausgelassen wurde bis spät in die Nacht mit der Dorfcombo gefeiert. Die Schützen seien bestens in eine zufällig stattgefundene Hochzeit an gleicher Stelle mit integriert worden, hieß es unisono am Sonntagmorgen.
Immerhin zum entscheidenden Umzug sollte es trocken bleiben - riesige Erleichterung auch unter den vielen angereisten befreundeten Schützen aus der Umgebung, unter anderem aus Pansfelde und Ermsleben. Das Haus von Dirk Wölfer, Schützenkönig von 2011, war die erste Station. Dieser gratulierte später auch seinem Nachfolger für die neue Saison. Das ist ab sofort Gastwirt Hanns Dietrich, dem im Beisein von Bürgermeister der Stadt Falkenstein, Klaus Wycisk, feierlich die Schützenkette überreicht wurde. Er siegte mit drei Schuss und 25 Ringen.
Dem "Neuen" wird 2012 aber kaum eine Verschnaufpause gegönnt sein: Nicht nur, dass er in fünf Wochen Goldene Hochzeit feiert, er wird am 30. Dezember auch noch 80 Jahre alt.
Vereinsvorsitzender Gerhard Schröder machte schon jetzt darauf aufmerksam, dass am 22. September das 20-jährige Bestehen der Wiedergründung des Schützenvereins gefeiert wird. Dann sind traditionell auch wieder die zahlreichen befreundeten Schützenvereine aus den umliegenden Dörfern zum Jubiläum eingeladen. In Meisdorf ist man schon jetzt beruhigt, dass dann das Wetter definitiv keine wirklich ausschlaggebende Rolle spielen dürfte.