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Schmeckt der Mondwein anders?

Von Andreas Bürkner 18.06.2007, 14:09

Westerhausen/MZ. - Zwar schworen vorwiegend Winzer aus Österreich auf eine besondere Wirkung des Mondes, doch den Beweis blieben sie schuldig. Also gab es nur eine Lösung - selber testen. Als Sorte wählte er einen Traminer aus, "weil dieser sehr fruchtig ist und sich damit mögliche Unterschiede am besten zeigen müssten."Im Herbst letzten Jahres begann das Projekt, bei dem er nicht nur den Einfluss des Mondes, sondern auch den Unterschied zur Sonne ermitteln wollte. Während die Lese für ersteren Wein zur Vollmondnacht vom 6. zum 7. Oktober 2006 erfolgte, wurden die Trauben für die zweite Füllung fünf Tage später in der Mittagssonne geerntet, jeweils etwa eine Tonne.

Danach erfolgte getrennt die übliche Gärung und Abfüllung, das Ergebnis ist das Doppel "Mond- und Sonnenwein". Doch gibt es nun Unterschiede, diese Frage blieb bisher offen. Zum Testen des Ergebnisses wurde fundierte fachliche Unterstützung nach Westerhausen geholt. Weinexperte Dr. Klaus Epperlein, der inmitten des Weingebietes Saale / Unstrut in Freyburg wohnt und das Institut für Weinbauforschung in Halle leitet, ist ein Kenner der Materie. Er hält nicht nur vor Landwirtschaftsstudenten der Universität Halle Vorlesungen zum Thema Wein, sondern besucht auch viele Winzer in Deutschland und ist somit bestens geeignet, ein Urteil über die Ergebnisse des Tests abzugeben. Zunächst wurde eine Flasche des Mondweines entkorkt und in Gläser gefüllt. "Er duftet stark, schmeckt nach Teerose oder tropischen Pflanzen", war der erste Eindruck des Experten, während Kirmann sachlich blieb: "Ich bin damit zufrieden, als Winzer." Es folgte die Flasche mit dem Sonnenwein und die spannende Frage eines Unterschiedes. Der Weinbauer bemerkte "die kompaktere Struktur", worauf Epperlein als Ursache die längere Zeit zum Reifen vermutete. "Dieser Wein ist etwas würziger, auch öliger", war sein Eindruck. Im direkten Vergleich der beiden sei der Mondwein "frischer, fruchtbetonter, auch stärker duftend", entdeckte Epperlein jedoch kleinere Unterschiede.

"Ein besser oder schlechter gibt es nicht, das bleibt immer auch eine Frage des persönlichen Geschmacks" waren sich beide einig. Ihm schmecke der Mondwein besser, während seine Frau mehr zum Sonnenwein tendiere, verriet Matthias Kirmann, damit gäbe es um die zwei Flaschen keinen Streit. Wie es die Kunden empfinden, müssen diese schon selbst probieren. Einmalig in Deutschland gibt beide Flaschen in einer besonderen Verpackung im Westerhäuser Weingut Kirmann, allerdings nur in kleinerer Auflage. "Der Erfolg bei den Käufern entscheidet letztlich, ob das Projekt fortgeführt wird", ließ sich Kirmann noch nicht festlegen.