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Schlossbild wandelt sich  Schlossbild in Quedlinburg wandelt sich:

Von Petra Korn 19.09.2019, 07:56
Der Blick vom Finkenherd zeigt, wie sich das Bild des Schlosses wandeln wird: links der bereits sanierte Renaissancegiebel des Residenzbaus, rechts der noch unsanierte.
Der Blick vom Finkenherd zeigt, wie sich das Bild des Schlosses wandeln wird: links der bereits sanierte Renaissancegiebel des Residenzbaus, rechts der noch unsanierte. Marco Jungans

Quedlinburg - „Die ersten Hüllen sind gefallen, so dass das künftige Bild sichtbar wird.“ Matthias Fischer-Jorzik weist auf den Wendelstein des Quedlinburger Schlosses, der sich nun verputzt mit etwas dunklerer Fläche und hellen Gebäudekanten präsentiert.

Oder auf den Blick auf das Ensemble vom Finkenherd aus: Dort lässt sich im Nebeneinander von schon neu gestaltetem und noch nicht saniertem Renaissancegiebel gut erkennen, wie sich der Anblick des Schlosses ändern wird, sagt der Mitarbeiter im Hoch- und Tiefbauamt der Stadt und Bauleiter für diesen Teil des Stiftsberg-Projekts.

Kurz vor dem Abschluss stehen jetzt aus dem Bundesprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“ geförderte Arbeiten aus dem Programmjahr 2015 am Ostflügel des Residenzbaus. „Das beginnt am Wendelstein und endet an der Hohen Galerie und umfasst auf der Stadtseite den Bereich Jägergarten“, erläutert Fischer-Jorzik.

Schlossbild wandelt sich: Statische Mängel in der obersten Geschossdecke forderten Sanierung

Ins Rennen um die Fördermittel gegangen war die Stadt damals mit dem gesamten Residenzbau. Nachdem ihr 2015 eine begrenzte Summe in Aussicht gestellt wurde, die für den gesamten Bau nicht gereicht hätte, „haben wir uns entschieden, wir teilen das“, so der Bauleiter.

Ausgangspunkt für die Sanierung waren statische Mängel in der obersten Geschossdecke, für die Arbeiten in der Dachkonstruktion erfolgen mussten. Weil das Dach des Torhauses schon neu gedeckt war, wurde hier die Grenze für den Beginn der Arbeiten gezogen - und so der Bauabschnitt vom Wendelstein bis zum Beginn der Hohen Galerie festgelegt, erklärt Matthias Fischer-Jorzik.

Schlossbild wandelt sich: Dach und Fassade in einem Ruck

„Für das Dach mussten wir ein Gerüst stellen. Und wenn das einmal steht, haben wir entschieden, können wir die Fassade gleich mitmachen“, so der Bauleiter weiter. Gab es doch auch hier Probleme, weil beispielsweise die Fenster in einem schlechten Zustand waren.

Einschließlich des zehnprozentigen Eigenanteils standen rund 1,55 Millionen Euro zur Verfügung. Ab Mai 2017 wurden damit unter anderem am Wendelstein wie im ersten Teil des Hauptgebäudes das Tragwerk im Dachstuhl erneuert und das Dach neu eingedeckt. Fenster und Außentüren wurden aufgearbeitet.

Holzbalken unter den Entlastungsbögen waren stark beschädigt

„Zum Schluss haben wir noch einmal ein Problem an den großen Fenstern in den Sälen bekommen“, erklärt der Bauleiter. Die Fenster zum Jägergarten hin seien selbst relativ in Ordnung gewesen. Doch die Holzbalken unter den gemauerten Entlastungsbögen seien an den Oberseiten so durch Fäulnis und Insekten geschädigt gewesen, dass sie komplett ausgetauscht werden mussten.

Das sei bei den Sondierungsöffnungen, die vor den Arbeiten von außen erfolgt waren, nicht zu sehen gewesen. Mit diesen zusätzlichen Arbeiten „werden wir mit dem geplanten Geld nicht ganz hinkommen“, sagt der Bauleiter und verweist auf Mehrkosten von etwa 180.000 Euro. Das Geld konnte aus dem Überschuss im Jahresabschluss 2018 per Stadtratsbeschluss bereitgestellt werden.

Schlossbild wandelt sich: Auf geschlossenes Ensemble geeinigt

Großes Ziel mit dem Arbeiten am Residenzbau sei auch gewesen, ein einheitliches Fassadenkonzept zu finden, erklärt der Bauleiter. Geeinigt habe man sich auf die letzte barocke Umbauphase des freiweltlichen Damenstifts von 1718 bis 1755, mit der sich Repräsentationsbauten als geschlossenes Ensemble zeigten.

Damit sind die Flächen künftig in einem etwas dunkleren Ton verputzt, die Gliederung ist heller; bislang ist es umgekehrt. Dem Konzept folgend, ist jetzt auch das Fachwerk des Wendelsteins - was übrigens erst ab den 1930er Jahren so zu sehen war - wieder verputzt.

Schlossbild wandelt sich: Sanierung ist noch nicht zu Ende, denn es floss wieder Geld

Wenn das Geld aus dem Programmjahr 2015 verbaut ist, wird es gleich weitergehen: „Wir hatten das Glück, im Programmjahr 2016 wieder Geld zu bekommen“, erklärt Matthias Fischer-Jorzik. Damit soll von der Hohen Galerie bis zum Westflügel im zweiten Abschnitt des Residenzbaus weitergebaut werden - dann auch parallel zu den Arbeiten, die - gefördert über das Efre-Programm und mit einem Gesamtumfang von 9,5 Millionen Euro - unter anderem an West- und Südflügel sowie Stiftskirche erfolgen sollen. „Es wird eng hier oben“, sag Matthias Fischer-Jorzik. (mz)