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Sanierung auf dem Schlossberg Sanierung auf dem Schlossberg: Die alte Stiftszeit kehrt zurück

Von Petra Korn 09.06.2018, 11:57
Auf dem Schlossberg
Auf dem Schlossberg Redaktion

Quedlinburg - „Weg vom Fachwerk, hin zu einem kleinen Versailles“ - so beschreibt Oliver Schlegel, Leiter der Unteren Denkmalschutzbehörde beim Landkreis Harz, die geplante Fassadengestaltung auf dem Schlossberg.

Sie soll ein historisches Farbkonzept aufgreifen: Zur letzten großen Zeit der Äbtissinnen haben sich die Repräsentationsbauten einheitlicher, als geschlossenes Ensemble präsentiert.

Jene barocke Umbauphase des Damenstifts in den Jahren zwischen 1718 und 1755 ist auch denkmalpflegerisches Leitbild für die geplante künftige Fassadengestaltung.

Diese ist am Donnerstagabend im Bauausschuss des Quedlinburger Stadtrates vorgestellt worden.

Sanierung auf dem Schlossberg: Gutachten musste erarbeitet werden

Gefördert über das Programm „Nationale Projekte des Städtebaus“ hat die Sanierung des Residenzbaus begonnen.

Dabei soll die Fassade nicht nur saniert, sondern auch neu gestaltet werden, erläuterte Volker Barth, Leiter des Hoch- und Tiefbauamtes der Stadt.

Dafür gab es die Auflage, ein restauratorisches Gutachten erarbeiten zu lassen.

Sanierung auf dem Schlossberg: Historische Aufnahmen als Grundlage

Historische Ansichten vom Schlossberg aus der Zeit Ende des 18. Jahrhunderts zeigen ein „sehr geschlossenes Ensemble in seiner Gesamtheit“, erklärte Mario Kowalsky vom Büro Planungsring Architekten und Ingenieure GmbH, das von 2011 bis 2014 eine Zielplanung für den Erhalt der Grundsubstanz auf dem Schlossberg erarbeitet hat.

Viele Informationen würden sich auch in den Werken des ehemaligen Gernröder Pfarrers Klaus Voigtländer finden, der sehr akribisch zum Schlossberg recherchiert habe, so Kowalsky.

Zudem erfolgte eine Untersuchungen der vorhandenen Putze durch das Blankenburger Restauratorenkollegium.

Sanierung auf dem Schlossberg: Musterflächen angelegt

Im Ergebnis der zusammengetragenen Informationen sind Musterflächen angelegt worden: in einem beigefarbenen, leicht rötlichen dunkleren Putz, einem helleren beispielsweise für die Gliederung der Renaissancegiebel und die Gebäudekanten und einem noch etwas helleren für die hohe Galerie.

Die neue Fassadengestaltung, erklärte Matthias Pröpper vom Blankenburger Restauratorenkollegium, sei eine „Kernwandlung“: ein Wechsel von der dunklen Gliederung hin zu einem dunkleren Putzfonds mit einer helleren Gliederung.

Sanierung auf dem Schlossberg: Bestimmte Ansicht gewöhnt

Seit Generationen sei man auf dem Schlossberg an eine Ansicht gewöhnt, die aus den 1930er Jahren des vergangenen Jahrhunderts stamme, sagte Oliver Schlegel.

Damals habe es einen „gewissen Historismus“ gegeben.

Dafür, wie wie das Ensemble in der letzten Phase ausgesehen habe, als hier noch die Stiftsdamen regiert hätten, haben man sowohl Befunde am Objekt als auch bildnerische Zeugnisse und schriftliche Quellen.

„Wir müssen mutig sein, das umzusetzen“, sagte Schlegel.

Wie Mario Kowalsky sagte, bestehe mit der Fassadensanierung „die Riesenchance, den Bereich des Nord-, Süd- und Westflügels wieder zusammenzuziehen zu einem Baukörper“.

Sanierung auf dem Schlossberg: An Italien orientiert

„Mit hellen Gebäudekanten?“, fragte Peter Deutschbein (QfW) nach.

Beim Bau habe man sich damals an Italien orientiert, wo Eckquaderungen aus Naturstein ausgeführt wurden, so Oliver Schlegel.

„Die Stiftsdamen wollten dieser Mode folgen, hatten aber das Geld nicht und haben das in Putz nachbauen lassen.“

„Das wird in Quedlinburg wieder einen Aufschrei geben“, vermutete Udo Sporleder (CDU) mit Blick auf das Konzept.

„Es ist zwar ein radikaler Einschnitt“, sagte Ralph Albrecht (CDU). Aber erreicht werde eine Vereinheitlichung im Anblick, die „der Stadt guttut“. (mz)

Blick in den Innenhof im Vergleich: Die kleine Darstellung zeigt den Bestand (unten), die große (oben) eine Simulation der Umsetzung der geplanten Gestaltung.
Blick in den Innenhof im Vergleich: Die kleine Darstellung zeigt den Bestand (unten), die große (oben) eine Simulation der Umsetzung der geplanten Gestaltung.
 Quelle: Stadtverwaltung