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Rettungsdienst im Harzkreis Rettungsdienst im Harzkreis: Verzug beim Garagenneubau wird kritisiert

Von Kjell Sonnemann 19.06.2019, 09:57
Aus einer neuen Garage der Wache fahren Einsatzfahrzeuge.
Aus einer neuen Garage der Wache fahren Einsatzfahrzeuge. Sonnemann

Quedlinburg - Wenn auch die letzte Schicht graue Spezialfarbe auf den Fußböden der beiden neuen Garagen-Bauten getrocknet ist, können insgesamt vier Einsatzfahrzeuge geschützt und trocken in ihnen parken. So weit sein soll es Ende dieser Woche an der neuen Rettungswache des Malteser-Hilfsdienstes an der Magdeburger Straße in Quedlinburg.

„Es ist wichtig, dass die Fahrzeuge wettergeschützt stehen“, sagt Tobias Niemann, Leiter Rettungsdienst Sachsen-Anhalt bei den Maltesern. Trotzdem habe die Arbeit der Rettungskräfte während der vergangenen sechs Monate - als die Malteser den Rettungsdienst in der Welterbestadt übernommen hatten - nie gelitten: „Kein Rettungsmittel ist für den Landkreis ausgefallen.“

Übergangsweise standen die Rettungs- und Notarztwagen vor der neuen Wache, waren aber stets an die Stromversorgung angeschlossen. Eingebaute Heizlüfter hielten auch im Winter konstante Temperaturen in den Fahrzeugen.

Rettungsdienst im Harzkreis: Kontrollen sind beendet

Ursprünglich hätten die Garagen zum Stichtag des Konzessionswechsels am 28. Dezember vergangenen Jahres stehen sollen: Geschlossene und beheizte Unterstellmöglichkeiten für die Einsatzwagen fordert die Ausschreibung des Rettungsdienstes im Landkreis Harz.

Der Kreis hat jedoch die Abnahmefrist wegen der Umbauten auf Mitte Juni verlängert, wie Landrat Martin Skiebe (CDU) schriftlich auf eine Nachfrage aus der Mai-Sitzung des Kreistags antwortete.

Niemann verdeutlicht: Der Kreistag habe sich richtigerweise Zeit für Diskussionen genommen, als es um die Rettungsdienstkonzessionen ging. Diese konnte der Harzkreis daher erst Mitte August schriftlich erteilen. „Der Bau von Garagen kostet viel Geld. Damit fangen wir erst an, wenn wir Sicherheit haben.“

Mittlerweile hätten sämtliche Kontrollen, zum Beispiel vom Bauordnungsamt des Kreises, stattgefunden. „Wir sind in enger Abstimmung mit dem Landkreis Harz und arbeiten gut zusammen“, ergänzt er.

Susan Sziborra-Seidlitz: „Die ganze Ausschreibung ist nicht klug gelaufen.“

„Die ganze Ausschreibung ist nicht klug gelaufen“, sagt Susan Sziborra-Seidlitz, stellvertretende Vorsitzende der bisherigen Fraktion der Grünen, „niemand ist mit Absicht in Verzug.“ Birgit Voigt, Vorsitzende der momentanen SPD-Fraktion im Kreistag, fügt hinzu: „Schlimm wäre es nur, wenn sie die Rettungsdienst-Leistungen nicht erbringen würden. Mir sind da keine Defizite bekannt.“ In Ballenstedt, wo die Malteser schon seit Jahren den Rettungsdienst stellen, habe es nie Probleme gegeben.

„Es gab eine klare Vereinbarung, die nicht eingehalten wurde“, sagt Carsten Nell, Fraktionsvorsitzender der Linken. Es gehe nicht nur um die Malteser, sondern auch um Politik und Verwaltung, um den Rettungsdienst im Harzkreis sicherzustellen.

Dass die Garagen verspätet in Betrieb genommen werden, sei zumindest „kritikwürdig“, sagt Henning Rühe, Vorsitzender der aktuellen Bürgerfraktion/FDP im Harzer Kreistag. „Immerhin ging es im Vergabeverfahren um einen Wettbewerb.“

Bau-Schwierigkeiten etwa wegen später Lieferung von Materialien oder schlechter Witterung sehe Thomas Balcerowski, Vorsitzender der CDU-Fraktion, ein. Die Verzögerung der Garagen aber auf die Ausschreibung zu schieben, sei eine „Ausrede“.

Rettungsdienst im Harzkreis: Rund 19 Einsätze pro Tag sind die Norm

Die beiden Neubauten an der Magdeburger Straße sind nicht mit schnell zu errichtenden Fertiggaragen zu vergleichen: Sie haben Stromanschlüsse, Entlüftungs- und Entwässerungsanlagen. Niemann erläutert: „Eingebaut ist ein Abscheider, damit Öl und andere Stoffe entsorgt werden können.“

Übrigens seien die Garagen mit spezieller Farbe gestrichen, damit sie bei Bedarf als Waschgaragen genutzt werden können. Zu den vier Einsatzfahrzeugen, die künftig in den Garagen stehen, kommt ein Reservewagen, der im Harzkreis stationiert und binnen einer halben Stunde einsatzbereit ist. Für ihn soll eventuell noch ein Carport gebaut werden.

Neben Quedlinburg und Ballenstadt besetzen die Malteser auch die Rettungswache in Harzgerode. Zusammen rücken die Fachkräfte zu rund 19 Einsätzen pro Tag aus, weitere sechsmal muss der Notarzt zu einem Einsatzort gefahren werden, sagt Niemann.

Wenn seine Kollegen bei einem Alarm zu den Fahrzeugen gehen, achteten sie darauf, ob die nahegelegene Bahnschranke unten ist - ein bisheriger Kritikpunkt an dem neuen Standort. „Dann fahren sie einfach nach rechts zur Umgehungsstraße.“ (mz)