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Quedlinburg Quedlinburg: Sonnenlicht aus der Steckdose

Von MAIKE KÖNIG 01.08.2011, 16:28

QUEDLINBURG/MZ. - "Die Leute wissen gar nicht, was sie verpassen", meint Christel Müller. Zusammen mit ihrem Mann Ludwig und weiteren Bekannten sitzt sie in der Blasiikirche, isst ein Marmeladenbrot und verfolgt dabei eine Pantomimen-Vorstellung.

Dort bringt Burkhart Seidemann vom Hackeschen Hoftheater Berlin gerade das Problem auf den Punkt. Ganz in weiß gekleidet, mit einem Regenschirm in der Hand, steht er am Kircheneingang und macht ein trauriges Gesicht: Es regnet. Das Wetter ist es, das den Organisatoren des diesjährigen Open-Air Picknicks einen Strich durch die Rechnung machte. Was als "Klassikmatinee" im leichten und sommerlichen Ambiente des Quedlinburger Brühlparks geplant war, musste in die Blasiikirche ausweichen und konnte dort nicht die erhofften Besucherströme anlocken.

"Leider sind bedeutend weniger Leute gekommen als noch im vergangenen Jahr in den Park", muss Ines Finger von der Kulturabteilung der Stadt feststellen. Umso mehr freut sie sich über einige Hartgesottene, die sich auch von dem leichten Nieselregen nicht abhalten lassen.

Mit vollen Salatschüsseln und Kaffeekannen sind sie angerückt und haben es sich unter dem Pavillon im angrenzenden Garten bequem gemacht. Als der Regen dann doch stärker wird, tragen sie kurzerhand ihre mit Blumen geschmückte Picknicktafel in die Kirche hinein. Dort haben die Organisatoren versucht, etwas von der gewünschten lockeren Atmosphäre zu erzeugen. Der Innenraum ist mit bunten Tüchern geschmückt, in der Mitte stehen Liegestühle, und ein gelber Scheinwerfer sorgt für das "Sonnenlicht".

"Die Veranstalter haben sich wirklich Mühe gegeben", meint Renate Schulz und findet es schade, dass nur so wenige Kulturinteressierte hergekommen sind. Diejenigen, die da sind, haben es sich im abgeteilten Gestühl der Kirche bequem gemacht. Bei einem Glas Sekt, Waffeln oder anderen Leckereien, nutzen sie die Gelegenheit zu einem Plausch. Dann betritt Karsten Troyke die Bühne und gibt, begleitet von Götz Lindenberg am Klavier, Lieder von Georg Kreisler und auch jiddische Musik zum Besten. Während hier einige Textstellen die Zuhörer schmunzeln lassen, löst Burkhart Seidemann mit seiner anschließenden Erzählung der Schöpfungsgeschichte wahre Lachsalven aus. So wäre zum Beispiel der Sonntag nur ein Ruhetag, weil Gott das ständige Geplapper von Eva nicht mehr länger hatte ertragen können.

"Das war wirklich super", urteilen am Ende Ilona Blümel und Ingrid Westphal aus Thale. Auch sie finden es schade, dass nur so wenige in den Genuss dieser "hochkarätigen Künstler" gekommen sind. Viele, so spekulieren sie, wüssten vielleicht auch gar nicht, wo die Veranstaltung stattfinde. "Wir als Ortsunkundige hätten uns eine bessere Ausschilderung gewünscht", erklärt Ingrid Westphal. So wären vielleicht auch noch mehr Touristen aufmerksam geworden und hätten sich zu einem spontanen Besuch der Veranstaltung entschlossen, meint sie. "Ansonsten hat es uns sehr gut gefallen", erklärt ihre Freundin und schließt nicht aus, auch im nächsten Jahr wieder zu kommen. Vielleicht klappt es ja dann auch mit dem Wetter, so dass die nächste Veranstaltung wieder unter den Bäumen des Brühlparks und mit mehr Gästen stattfinden kann.