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Quedlinburg Quedlinburg: Paukenschlag mit der Oboe

Von sigrid dillge 23.01.2012, 15:07

quedlinburg/MZ. - Noch einmal bekommt Marie Ratschläge von ihrer Lehrerin Doris Nehring. "Du darfst ruhig etwas frech sein", lautet der eine. "Der letzte Ton muss wie ein Paukenschlag sein und die Aula zittern lassen", ist ein weiterer. Das Frechsein bezieht sich auf die Interpretation einer Burlesque und der Paukenschlag in diesem Falle auf eine Oboe. Die elfjährige Marie Stock nickt und versucht, sofort die Tipps mit ihrer Oboe umzusetzen. Auch den Hinweis, oft Augenkontakt mit der sie begleitenden Pianistin Danaila Deleva aufzunehmen, fällt bei ihr auf fruchtbaren Boden. Schließlich geht es an diesem Tag um einen ganz besonderen Auftritt. Marie ist Teilnehmerin am Wettbewerb "Jugend musiziert" und will vor einer fachkundigen Jury zeigen, wie gut sie ihr Musikinstrument beherrscht und wie viel Spaß sie am Musizieren hat.

Seit der zweiten Klasse besucht Marie die Quedlinburger Musikschule. "Sie hat zuerst Blockflöte gespielt. Frau Nehring hat ihr dann die Oboe empfohlen", erzählt Mutter Caroline Stock. Sie begleitet ihre Tochter zu dem Wettbewerb und drückt die Daumen, dass alles gelingt. Und hofft auch, dass es nicht wieder ein Malheur mit der Oboe gibt. Vor knapp einer Woche ging das Instrument kaputt und musste bei einem Instrumentenbauer in Magdeburg wieder repariert werden. Er hat gute Arbeit geleistet, denn Marie überzeugt die Jury. Sie erhält 20 von 25 möglichen Punkten. "Ich bin ganz zufrieden, schließlich war es der erste Wettbewerb dieser Art für Marie. Sie sollte vor allem die Atmosphäre kennen lernen", freut sich Doris Nehring nach der Ergebnisbekanntgabe. Da sei es durchaus zu verzeihen, dass die Elfjährige doch ein wenig zu brav war und auch die Aula im Bildungshaus Carl Ritter in Quedlinburg nicht erbeben ließ.

Die Erfahrung, die Marie bei diesem Wettbewerb sammelt, hat Niels Ziegelasch schon lange. Fünf oder sechs Wettbewerbe, ganz genau weiß er das nicht, liegen schon hinter ihm. Und jede Menge Auftritte. "Im Dezember waren es besonders viele Termine", erinnert sich der junge Mann, der sich auf sein Abitur vorbereitet. Dann tritt er nicht als Solist, sondern gemeinsam mit drei weiteren Musikschülern auf. Alle vier haben sich vor allem einem Instrument verschrieben, dem Saxofon. "Das hat mich damals sehr beeindruckt, wenn ich es gehört habe", verrät er. Damals heißt vor ungefähr sieben Jahren. Seither spielt der Quedlinburger Saxofon und auch Blockflöte. Mit ihr spielt er am liebsten Barockmusik. Für das Saxofon bevorzugt er romantische Weisen, aber auch mal Jazz. Romantisch und gefühlvoll interpretiert Niels beim Regionalwettbewerb "Jugend musiziert" beispielsweise das Andante et Allegro von Andre Chailleux. Damit und mit seinen anderen beiden Stücken überzeugt der 18-Jährige die Jury, die ihm die Höchstnote gibt und zum Landeswettbewerb weiterleitet.

"Ich habe die Ehre, sein Lehrer zu sein", sagt Werner Schajka mit stolzgeschwellter Brust. Nur eine Kleinigkeit hat er am Wettbewerbsbeitrag seines Schülers auszusetzen. Vielleicht war es doch ein wenig Aufregung, die mitgespielt hat. Schajka bedauert, dass sein Schützling nach dem Abitur nicht professioneller Musiker werden möchte. Niels will Medizin studieren. Das Musikmachen wird er aber trotzdem nicht lassen. Allerdings dürfte das Zusammenspiel mit Michelle Pfeifer mit Beginn des Studiums etwas schwieriger werden. Die 17-Jährige aus Quedlinburg begleitet den Saxofonisten bei zahlreichen Auftritten am Klavier. Gemeinsam holten sie beispielsweise beim Jugend-Musik-Wettbewerb Braunschweig im vergangenen Jahr einen hervorragenden zweiten Platz. Auch Michelles Begleitspiel wurde am Sonntag bewertet. Sie bekam 23 Punkte und nimmt ebenfalls am Landeswettbewerb teil.

Der dritte Quedlinburger Musikschüler, der am Regionalwettbewerb für die Holzblasinstrumente, am Sonntag antrat, ist Laurin Queck. Er spielt das Fagott, ein Holzblasinstrument, das nicht sehr häufig an den Musikschulen unterrichtet wird, wie Laurins Lehrerin Christina Biller weiß. Mit Begeisterung erzählt sie von den Besonderheiten des Instrumentes, wie das Doppelrohrblatt. Es besteht aus Pfahlrohr (Arundo donax), einer nur im Mittelmeerraum beheimateten Schilfart. Das alles wusste Laurin nicht, als er vor sechs Jahren mit dem Fagottspielen begann. "Ich fand das Instrument bei Peter und der Wolf so lustig", erinnert er sich.

Sein Wettbewerbsbeitrag kommt nicht aus diesem musikalischen Märchen von Sergej Prokofjew. Auf dem Programm des 15-Jährigen stehen Duette von Christoph Schaffrath, ein Satz aus dem Konzert für Fagott und Orchester von Wolfgang Amadeus Mozart und das Stück "Bon Voyage" des zeitgenössischen belgischen Komponisten Luc Grethen. Doch zufrieden ist er nach dem Vortrag nicht. "Ich habe mich ein bisschen vergriffen", lautet daher sein einfacher Kommentar.

Die Jury hat das "Vergreifen" natürlich erkannt und gibt nur ganze 16 Punkte für den Nachwuchsmusiker, der bereits seinen jüngeren Bruder Armin mit dem "Fagottvirus" infiziert hat.

"Wir haben heute überwiegend gute und sehr gute Leistungen gehört. Und einige waren sogar überdurchschnittlich", schätzt Rüdiger Herrmann, Leiter der Quedlinburger Musikschule, am Ende des über neun Stunden dauernden Regionalwettbewerbs ein. Er war Vorsitzender der Jury, die die Beiträge bewertete. Ihm zur Seite standen Klavierlehrerin Andrea Rittweger aus Gernrode, die Klarinettistin Maria Ackermann aus Magdeburg und Erik Stolte, Fagottist aus Groß Rosenburg bei Bernburg.