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Quedlinburg Quedlinburg: Bier hilft bei Restaurierung

Von GERD ALPERMANN 04.05.2011, 14:56
Maik Sommerfeld, der ein Freiwilliges Jahr in der Denkmalpflege absolviert, zeigt Geschäftsführerin Claudia Hennrich, wie die Türen für den Schlossberg 11 nach der Restaurierung aussehen werden. (FOTO: CHRIS WOHLFELD)
Maik Sommerfeld, der ein Freiwilliges Jahr in der Denkmalpflege absolviert, zeigt Geschäftsführerin Claudia Hennrich, wie die Türen für den Schlossberg 11 nach der Restaurierung aussehen werden. (FOTO: CHRIS WOHLFELD) Photo by: Chris Wohlfeld

QUEDLINBURG/MZ. - Das Deutsche Fachwerkzentrum Quedlinburg betreut die Baustelle, bei der acht Jugendliche im Freiwilligen Jahr in der Denkmalpflege über die Jugendbauhütte mitwirken.

Claudia Hennrich, die Geschäftsführerin des Fachwerkzentrums, betont den Anspruch, bei dem Erweiterungsbau für die Lyonel-Feininger-Galerie im Schlossberg 11 in Quedlinburg "auf ökologisch nachhaltiges Bauen zu setzen". Dazu wurden unterschiedliche Dämmstoffe, beginnend mit dem Pilotprojekt Lange Gasse 7 im Jahr 2007, über fünf Jahre getestet. Die Frage sollte beantwortet werden, welcher Dämmstoff sich als effektivster für den Innenausbau in historischen Fachwerkhäusern anbietet. Unter vier Materialien schnitt Stampflehm für die Innenraumdämmung am besten ab.

Diese Erkenntnis fließt nun in die Sanierung des Schlossbergs 11, einem Haus aus dem Jahr 1644, ein. Dort sind Mitarbeiter des Fachwerkzentrums und Jugendbauhüttler gerade dabei, die Gefache auszumauern. Parallel dazu werden Lehmwickel für die Zimmerdecken hergestellt.

Zettel weisen auf der Baustelle bereits darauf hin, wie die einzelnen Räume später genutzt werden. In dem Fachwerkhaus werden neben einer Druckerei, einer Ausstellungsfläche in der "Schwarzen Küche" und einem Raum für Museumspädagogik auch Räume für Künstler entstehen, während im Neubau des Seitengebäudes Ausstellungsräume vorgesehen sind. Bei der Farbgebung für die Fassade des Fachwerkhauses werden grün und rosa dominieren. Das ergaben Analysen historischer Farbreste.

Die Instandsetzung der Fenster und Türen für den Schlossberg 11 erfolgt in den Werkstätten des Fachwerkzentrums in der Blasiistraße. Die Fensteraufarbeitung ist abgeschlossen. Dagegen wird an den 14 Innentüren noch intensiv gearbeitet. Einige wurden geborgen, andere konnten vom Depot "Historische Baustoffe" der Stadt Quedlinburg zur Verfügung gestellt werden. Unter Anleitung einer Restauratorin ist Maik Sommerfeld, der bereits eine abgeschlossene Ausbildung hat, aber noch ein Freiwilliges Jahr in der Denkmalpflege absolviert, dabei, den instand gesetzten Türen die Anstriche zu geben.

Nach einer Grundierung ist Bier ein wichtiger Zuschlagsstoff als Bindemittel. "Hochprozentig muss es sein", erklärt Maik Sommerfeld. Ein Farbpulver wird mit Wasser und mindestens sechs Prozent Alkohol enthaltendem Bier angesetzt. Unter anderem bekommen dadurch die Türen ein Aussehen, das dem bei der Entstehung nahe kommt. Die Eingangstür zum Schlossberg 11 wiederum hat Tischlermeister Martin-Johannes Diebes vom Fachwerkzentrum bereits zusammen mit zwei Lehrlingen instand gesetzt. Für eine historische Treppe, die erhalten wird, werden jetzt schon die fehlenden Geländerstäbe gedrechselt.

Claudia Hennrich geht fest davon aus, dass der geplante Fertigstellungstermin für den Schlossberg 11 bis Ende 2013 zu halten ist. "Wir müssen das einfach schaffen", betont sie auch im Hinblick auf die Planungen der Feininger-Galerie, die Teil der Stiftung Moritzburg in Halle ist, die als Bauherr fungiert. Architektin Mandy Schmidt vom Fachwerkzentrum hat die Ausschreibung für den Neubau des Seitenflügels in Arbeit. Um festen Grund zu haben, muss bis zu vier Meter in die Erde gegangen werden. Vor den Fundamenten erfolgen archäologische Untersuchungen in dem sensiblen historischen Bereich am Schlossberg.

Für die Arbeiten am Schlossberg 11 gibt es sehr viel Interesse von Fachleuten, ob Handwerker oder Lehrgangsteilnehmer, sowie von Schulklassen. In den vergangenen zehn Monaten waren es 47 Gruppen, die sowohl einen Einblick in die Arbeit des Fachwerkzentrums und Informationen über das Pilotprojekt Lange Gasse 7 erhielten als auch eine Baustellenbesichtigung unternehmen konnten.