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Neue Fahne, Ansichtskarten und sechs Wasserräder

Von ANDREAS BÜRKNER 05.07.2009, 15:22

STRASSBERG/MZ. - "Die Idee schwirrte schon seit Jahren in unseren Köpfen", bekannte Vorsitzender Horst Hönig in seiner Festrede. Immerhin existierte in der Ausstellung bereits ein Exemplar von 1900, das vom Bergmannsverein stammt. "Doch unser 1989 gegründeter Verein hat ganz andere Ziele", erklärte dessen Stellvertreter Heiko Schütz, "wir hatten uns vor allem dem Erhalt der Anlage und der Traditionen verschrieben". Ihn habe auch die später an anderer Stelle missbrauchte Symbolik in der Mitte der alten Fahne gestört, hatte er ein zusätzliches Argument für ein neues Exemplar. Wer den Grund wissen möchte, könne ihn im Museum finden.

Nachdem sich die Schulze GmbH aus Quedlinburg bereit erklärt hatte, für die Anfertigung die Kosten zu übernehmen, wurde noch lange über die Gestaltung gerätselt. "Auf der Vorderseite konnte nur der Name Montanverein Ostharz und das Gründungsjahr 1989 stehen", betonte Hönig. Hinzu kam das Emblem des Vereins. Auf der Rückseite prangen neben einem alten Bergmann und dem Wasserrad, "welche für die Historie stehen", auch das neue Ortswappen von Straßberg und der Bergmannsgruß Glück auf.

"Erst seit ein paar Monaten gibt es ein genehmigtes Ortswappen, in dem Bergbau, Fichte und Ähre für traditionelle Arbeit, Natur und Erholung sowie die Landwirtschaft stehen", erläuterte Schütz, "wir sind die ersten in der Gemeinde, die es verwendet haben". "Gestickt wurde die Fahne in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Naumburg", erklärte der Firmenmitinhaber Norbert Schulze und hob hervor, dass "an der Finanzierung alle Mitarbeiter beteiligt waren". Einer von ihnen habe im Schrott eine Spitze gefunden, die der Fahne zu noch mehr Glanz verhelfe. "Auf Dauer wurde sie ganz schön schwer", bekannte Schütz, der zur Fahnenweihe als Träger auserkoren war.

Die Zeremonie schien kein Ende nehmen zu wollen, zu der auch die kirchliche Weihe durch Pfarrer Thomas Reim gehörte. "Gerade in Zeiten ständiger Veränderung orientieren sich Menschen an Dingen, die Bestand haben", lobte er die Bewahrer der Traditionen. "Gold und Pokale bekommen meist andere, die Leistungen der Bergleute bleiben unbeachtet", besang Reim mit dem Männerchor Hayn deshalb "fürstliche Goldkronen, Brautschmuck mit Edelsteinen oder Steinkohle für dampfende Eisenrösser", die der Bergmann als Schätze aus der Erde tief in der Grube ausgrabe.

Erfreut war Hönig über eine Handvoll neuer Mitglieder, "vor allem von jüngeren" im Montanverein, der in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen feiert. Als letzter hatte Verwaltungsleiter Meik Noppe seinen Antrag sowie eine Spende für Wetterjacken mitgebracht, während Neumitglied Marcus Alig bereits die Gäste, darunter Österreicher und Holländer, bei einer Besichtigungen durch die Stollen der Grube führen durfte. Über Tage feierte dagegen neben der Ansichtskartensammlung "Straßberg früher und heute" von Heiko Schütz das Modell von sechs verschiedenen Wasserkünsten des 17. bis 19. Jahrhunderts, die zur Entwässerung, dem Personen- oder Materialtransport oder zum Antrieb eines Pochwerks dienten, seine Premiere. "Zwei Winter habe ich daran gebastelt", schätzte Hönig seine Arbeit auf 1 500 Stunden, was angesichts der bestens funktionierenden Technik wohl untertrieben scheint.