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Minneturnier auf Burg Falkenstein Minneturnier auf Burg Falkenstein: Alte Hasen und Neulinge

Von Frank Ruprecht 22.05.2014, 20:00
Im vergangenen Jahr stand noch nicht fest, ob es eine neunte Auflage des Minneturniers geben wird.
Im vergangenen Jahr stand noch nicht fest, ob es eine neunte Auflage des Minneturniers geben wird. chris wohlfeld Lizenz

pansfelde/Harz - Noch vor knapp einem Jahr, als Anfang Juli das 8. Minneturnier auf der Burg Falkenstein stattfand und der Hamburger Olaf Casalich mit seinem Sieg alle anderen Stars in den Schatten stellte, stand hinter einer weiteren Auflage ein riesiges Fragezeichen. Schon damals gab es nach sieben Jahren keine öffentlichen Gelder mehr - alles wurde aus eigener Kraft mit Spenden und Eintrittsgeldern gestemmt. Zu den Spendern zählten übrigens neben vielen Privatpersonen auch noch der Wirt der Burggaststätte und die „Thalmühle“ im Selketal. Und es stand die Frage im Raum: Findet sich eventuell ein Hauptsponsor, der neben den bereits traditionellen Spendern und Unterstützern, sein Herz für die Veranstaltung schlagen und entsprechende Gelder fließen lässt?

Durch Spenden, Sponsoring und Eintrittsgelder finanziert

Ja, heißt in diesem Jahr die Antwort darauf. Hauptsponsor ist nämlich Olaf Friedersdorf aus Ziepel, selbständiger Coach und Mediator, vor allem aber begeisterter Fan von handgemachter Musik zwischen Mittelalter, Folk und Anspruch. Die beliebte Veranstaltung wird nun mi Jahr 2014 ausschließlich durch Spenden, Sponsoring und Eintrittsgelder finanziert, unter anderem durch eine Crowdfunding-Aktion - eine Art Schwarmfinantzerung. Veranstalter ist Dingo Musik und Theater e.V. aus dem hessischen Hofgeismar, geleitet von Lothar Jahn.

Wie kam Friedersdorf dazu, nun als Hauptsponsor das Minneturnier zu retten? „Olaf Friedersdorf besucht schon seit einigen Jahren das Minneturnier und ist immer wieder begeistert“, sagt Jahn, der folgende Mail von Friedersdorf bekam: „Wenn ich an die erlebten Minneturniere auf der Burg Falkenstein denke, bin ich tief berührt. Und was gibt es Schöneres, als beeindruckende Erlebnisse zu verschenken. Die Musik, die auf Falkenstein ertönt, ist Ausdruck tiefer Liebe. Zur Minne, zur Musik. Mein kleiner Beitrag der Liebe zu dieser Musik soll ansteckend wirken und Lust zum Weitermachen schaffen. Unerreichbar waren die musikalischen Helden in meiner Jugend. Für eine Platte von Ougenweide hätte ich meinen Schatten verkauft. Jetzt kann meine Leidenschaft gestalten helfen und Wünsche wahr werden lassen. Diese Art der produktiven Sehnsucht wünsche ich vielen Menschen. Nicht nur bezogen auf die Musik – sondern vielmehr bezogen auf die Minne oder Liebe.“

Motto: „Wünsche werden wahr“

Kurz vor Weihnachten habe Friedersdorf dann eine größere, finanzielle Beteiligung zugesagt, die Anschubfinanzierung zugesichert und das Geld überwiesen. „Da waren wir in der Pflicht, weiter zu machen. Auf Konzerten wurden Gelder gesammelt und auf der eigenen Internetseite eine Sammelaktion gestartet“, so Jahn. Damit stand das 9. Turnier sozusagen wieder auf festen Füßen.

So werden in diesem Jahr am 31. Mai insgesamt sechs Sänger in den Wettbewerb gehen. Ab 19.30 Uhr wird unter dem Motto „Wünsche werden wahr“ die Rückkehr der Minne zur Maienzeit zelebriert. Zudem ist als Ehrengast der Vorjahressieger Olaf Casalich wieder am Start. Er ist eine Art Urvater der Mittelalter-Musikszene. Mit seiner Band Ougenweide war er Vorreiter der Verbindung von Folk- und Rockmusik mit mittelalterlichen Texten und Melodien.

Für den richtigen Rahmen sorgt das Hofgeismarer Musiktheater Dingo: Die Spielleute des Musiktheaters spielen mit großem mittelalterlichem Instrumentarium auf, die Dingo-Akteure Peter Will als Meister Frauenlob und Bernd Bonnet als Henker Stempfel führen als Moderatoren durch das Programm. Außerdem werden die Dingo-Damen Dagmar Jahn, Claudia Heidl und Gerda Weinreich erneut als Harzhexen auftreten. Bei den sechs Kandidaten handelt es sich um eine Mischung aus altbewährten Künstlern und Neulingen.

Ein Teilnehmer ist Holger Schäfer. Wie schon dreimal zuvor, will der Künstler aus Adelebsen bei Göttingen wieder dabei sein. Letztes Jahr gelang dem Niedersachsen Bronze auf dem Siegertreppchen. Man kennt ihn als wunderbar lebensnahen Interpreten des Minnesangs, als Geschichtenerzähler zur Harfe und als Teil des Trios „Trigon“.

Herausfordern will ihn Christine Zienc. Die Hannoveranerin ist studierte Sängerin und bereichert zurzeit mit ihrer glockenhellen Sopranstimme das Mittelalter- und Folkmusikensemble „Fluch und Segen“ aus Hannover. 2010 sang sie anlässlich des 5. Minneturnieres auf Burg Falkenstein mit der Gruppe Skandor die Fabel vom „Fuchs und Raben“ und hat sich prompt in den wunderbaren Ort Falkenstein mit seiner zauberhaften Burg verliebt.

Mit dabei ist auch wieder Hans Hegner. Der Berliner Interpret von Minnesang und Folk feierte im letzten Jahr sein dreißigjähriges Bühnenjubiläum und ist vom ersten Minneturnier 2006 an regelmäßig dabei. 2012 gewann er gemeinsam mit Dagmar Jahn den Hauptpreis. Bei ihm spielt die Sprache eine wichtige Rolle, akribisch geht er an die alten Texte und Melodien heran.

Neuling ist Nairolf, der Liederbolt: Der Bremer Interpret ist erstmals dabei. Der Mann aus dem hohen Norden singt zur Laute, man kennt ihn als Trommler und Lautensänger der Bands „Triscurria“ und „Nolens Volens“. Außerdem ist er als Facherzieher für Musik tätig. Seit den Neunzigern ist er auf Mittelalterveranstaltungen in Norddeutschland unterwegs.

Kontrahentin Ursel Peters will es auch wissen. Sie singt und spielt 25 Jahre im Duo Fundevogel. Seit 2005 nahm sie an diversen Minnesängerwettstreiten als Musikantin im Ensemble teil, dazu als Solistin beim Falkensteiner Minneturnier 2010 und 2013. Sie singt Vertonungen geistlicher Lyrik der Mystikerin Mechthild von Magdeburg und spielt außerdem im Duo Chablis Akkordeon und gestaltet tanzbare Folksmusik.

Allen bekannt ist auch Thomas Schallaböck. Das Urgestein der Österreicher Minneszene ist Stammgast auf dem Falkenstein. „Falkenstein ist bei mir schon ein fester Termin wie Weihnachten und Ostern,“ sagt der Salzburger Sänger, Multi-Instrumentalist und Komponist, der einst beim erfolgreichen Ensemble Dulamans Vröudenton mitwirkte und nun Harmonia Variabilis leitet.

Tickets gibt es auf der Burg, unter 05671/925355 oder www.minnesang.com zum Preis von 15 Euro pro Person. Rund um das Minneturnier findet auf der Burg das traditionelle Ritterfest statt. Mit einer Tageskarte für 20 Euro kann das Ritterfest und Minneturnier zu besucht werden.

Die Kandidaten (von links oben) Holger Schäfer, Ursel Peters, Nairolf Liederbolt, unten Christine Zienc, Thomas Schallaböck, Hans Hegner.
Die Kandidaten (von links oben) Holger Schäfer, Ursel Peters, Nairolf Liederbolt, unten Christine Zienc, Thomas Schallaböck, Hans Hegner.
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