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Miese Kauflaune bei Sommerschluss

Von Kerstin Beier 23.07.2008, 16:55

Quedlinburg/MZ. - "Sehen Sie die Leute etwa mit dick gefüllten Einkaufstüten durch die Straßen bummeln?" Dieter Hulsch, Inhaber eines Modegeschäfts am Markt, reagiert barsch auf die Frage, wie die Kunden Preisnachlässe zum Sommerschlussverkauf annehmen. Schon im Juni hat er langsam begonnen, seine Preise zu reduzieren, inzwischen sind einzelne Stücke bis zu 80 Prozent billiger zu haben. Die Kunden interessiert das offenbar nur am Rande. "Den Trend, dass weniger gekauft wird, verspüren wir schon seit Jahren. Aber in diesem Jahr ist es extrem", hat er festgestellt und auch einen Grund dafür ausgemacht. Die Leute hätten einfach Angst, ihr Geld auszugeben, "wenn sie jeden Tag hören und sehen, dass grundlegende Dinge wie Nahrungsmittel, Energie und Benzin teurer werden. Der Schlussverkauf leidet darunter, dass die Leute ihr Geld für andere Dinge ausgeben müssen", sagt er und bezeichnet auch den Wegzug von vielen jungen Leuten als "gewaltigen Aderlass".

Siegrid König, Inhaberin von drei Geschäften in Quedlinburg, freut sich, wenn Touristen in der Stadt sind. "Im Urlaub sitzt bei den Leuten das Geld doch ein wenig lockerer", hat sie festgestellt. Auch sie hat schon vor dem eigentlichen, inzwischen inoffiziellen Start angefangen, Rabatte einzuräumen. Auch sie beklagt rückläufige Umsätze. "Das Kaufverhalten ist durchwachsen", sagt sie.

Zum Teil sei es vom Wetter abhängig, ob die Leute beim Schlussverkauf mehr oder weniger zuschlagen. Dass allgemein weniger gekauft wird, führt auch sie auf die insgesamt steigenden Preise zurück. Sie hofft nun auf die neue Saison, in der bei der Damenmode Beerentöne und Flieder die Farben bestimmen. "Alles wird etwas länger und lässiger", kündigt sie schon mal an. Im neuen Schuhgeschäft in der Bockstraße ist es etwa ein Viertel des Sortiments, das Rabattschilder verpasst bekam: insbesondere Sandalen und Turnschuhe. "Wann man anfängt, die Preise runterzunehmen, muss man im Gefühl haben", sagt Filialleiterin Peggy Hesse, die ebenfalls vom Touristenstrom vor allem am Montag und Freitag profitiert.

In diesem Strom schwimmt eine Frau aus der Nähe von Hannover, die ihren Namen nicht nennen möchte. Sie jedenfalls ist fündig geworden. Zwei T-Shirts und eine Hose hat sie im Schlussverkauf erstanden. Sie sei gezielt losgegangen, "weil ich Urlaub und endlich mal Zeit habe, in Ruhe zu suchen", sagt sie.