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Landwirtschaft Landwirtschaft: Aus für die Gartenbaufachschule in Quedlinburg

Von Detlef horenburg 24.08.2012, 09:29

Quedlinburg/MZ. - Eine Jahrzehnte währende Ausbildungstradition in Quedlinburg geht zu Ende: Mit Beginn des Schuljahres 2012 / 13 wird es an der Fachschule für Gartenbau und Hauswirtschaft keine neuen Klassen mehr geben.

Dies habe der Minister für Landwirtschaft und Umwelt, Hermann Onko Aeikens (CDU), der Stadt in einem Schreiben mitgeteilt, sagte Quedlinburgs Oberbürgermeister Eberhard Brecht (SPD) auf der jüngsten Sitzung des Hauptausschusses des Stadtrates. Das Ministerium begründet seine Absicht mit den stark zurückgegangenen Bewerberzahlen für die in Quedlinburg angebotenen Ausbildungsrichtungen Gartenbau, Techniker und Hauswirtschaft. Im Fachbereich Gartenbau der Fachschule lernen derzeit 46 Schüler. Vor zehn Jahren waren es noch 155. Begonnene Lehrgänge, so war aus dem Landwirtschaftsministerium zu erfahren, werden noch zu Ende geführt. Damit ist das Ende der Schule am Standort Quedlinburg zum Juni 2013 eingeläutet.

Eine hauswirtschaftliche Fachschulklasse wurde im abgelaufenen Schuljahr wegen zu geringer Bewerberzahlen nicht mehr eröffnet, heißt es aus dem Ministerium. Für das nächste Schuljahr liegen bisher für die einjährige Fortbildung im Gartenbau sieben, für die zweijährige Ausbildung im Gartenbau (Technikerausbildung) zwölf und für die zweijährige Ausbildung in der Hauswirtschaft acht Anmeldungen vor. "Erfahrungsgemäß reduziert sich die Anzahl der Interessenten durch erfolgte Doppelbewerbungen bis zur Eröffnung des Schuljahres noch", sagte Jeanette Tandel, stellvertretende Ministeriumssprecherin. Die übrig bleibenden Interessierten könnten auf gleichwertige Ausbildungsangebote benachbarter Bundesländer zurückgreifen.

Am Fachschulstandort Quedlinburg waren bisher zwölf Fachschullehrer und ein Schulleiter eingesetzt. "Das Lehrer- und nichtpädagogische Personal wird - soweit es nicht für die Beendigung bereits begonnener Lehrgänge oder zur Sicherung der Liegenschaft benötigt wird - in anderen Bereichen der Landesverwaltung eingesetzt", so die Ministeriumssprecherin.

Brecht bedauerte diese Entscheidung aus Magdeburg: "Die Fachschule hat lange die Stadt mitgeprägt. Die dort studierenden jungen Leute haben die Stadt belebt." Die Fachschule hätte sich in der Vergangenheit immer wieder konstruktiv in die Entwicklung der Welterbestadt eingebracht und über Jahre ehrenamtlich Freiflächen gepflegt. Die Entscheidung des Landes stehe zudem dem im Stadtentwicklungskonzept fixierten Bildungsanspruch Quedlinburgs entgegen. "Dennoch habe ich von einer Intervention bei der Landesregierung angesichts der dramatisch niedrigen Bewerberzahlen abgesehen", sagte Brecht. Man könne kaum einerseits von der Landesregierung eine sparsame Haushaltsführung zugunsten der kommunalen Finanzausstattung einfordern, andererseits aber bei eigenen Interessen diese Maxime über Bord werfen, so der Oberbürgermeister.

Die Wiperti-Liegenschaft suche nun über das Bau- und Liegenschaftsmanagement Sachsen-Anhalt Nachnutzer. Denkbar wäre laut Brecht, dass die in der Nähe befindliche Umwelt- und Freizeiteinrichtung "Ökogarten" dringend benötigte Räume auf dem Komplex nutzen könnte. "Hier würde ich gern mit der Unterstützung unserer Landtagsabgeordneten rechnen", sagte Brecht.

Grundsätzlich sei das Gelände der Agraringenieurschule auch für eine weitere Hotelanlage geeignet. In Stadtnähe würde nach wie vor noch Bedarf bestehen. Zu den Vorstellungen der Stadt über die künftige Nutzung des Areals soll der städtische Wirtschaftsförderer mit dem Bau- und Liegenschaftsmanagement des Landes Gespräche führen. Erhalten bleiben soll dagegen der Standort des Zentrums für Gartenbau und Technik in Quedlinburg-Ditfurt. Die landwirtschaftliche Fachschule in Haldensleben wird ebenfalls mit der Sparte Landwirtschaft weiter bestehen.