Kurzer Weg über altes Bauwerk Kurzer Weg über altes Bauwerk: Friedensbrücke zwischen Weddersleben und Neinstedt wird "erleichtert"

Neinstedt/Weddersleben - An der Friedensbrücke zwischen Weddersleben und Neinstedt wird endlich gearbeitet. Nach langem Kampf durch die Interessengruppe (IG) „Erhalt der Friedensbrücke“ scheint es nun eine Alternative zu geben, wie das Denkmal bleiben und trotzdem für Fußgänger und Radfahrer nutzbar gemacht werden kann. Einen Abriss hatten 2012 die Denkmalschützer abgelehnt (siehe „Denkmalschutz bremst Abrisspläne“).
Mitarbeiter von RST Thale entfernen derzeit per Hand das Straßenpflaster und den Belag der Fußwege. „Mit moderner Technik geht es zwar schneller“, weiß Nadine Leonhardt von der Firma, „das ist aber angesichts des Zustandes und der Schäden nicht zu machen.“
In den nächsten Tagen soll das denkmalgeschützte Bauwerk kräftig „erleichtert“ werden - um rund 70 Tonnen. „Neben 20 Tonnen Granitpflaster und der gleichen Menge an Kies und Stahl verschwinden auch je fünf Tonnen Beton und Bitumen“, rechnet RST-Geschäftsführer Carl W. Finck zusammen.
Die 1884 eingeweihte Stahlkonstruktion zwischen Neinstedt und Weddersleben erhielt nach langem Streit zwischen den Bürgern beider Orten bewusst den Namen „Friedensbrücke“. Zuvor gab es eine Furt für Gespanne und eine einfache Laufbrücke, die häufig repariert oder gar ersetzt werden musste, berichtet die Chronik.
Die alte Brücke war in den 1990er Jahren nur eingeschränkt befahrbar und wurde später voll gesperrt, sollte aber als Überweg für Fußgänger und Radfahrer erhalten bleiben. Angesichts des desolaten Zustandes rückte der Landkreis von diesen Vorstellungen ab und beantragte nach Fertigstellung der neuen Brücke über Bode und Bahngleise den Abriss.
Die Obere Denkmalschutzbehörde lehnte diesen jedoch ab, nachdem sich die Interessengruppe um den Erhalt der historischen Stahlfachwerkbrücke über die Bode engagierte. Weil keine Fördergelder bewilligt wurden, finanzieren nun Landkreis und Stadt gemeinsam die alternative Variante.
Dadurch könne die alte Stahlkonstruktion erhalten bleiben, wie es das Ziel der Initiative von Bürgern vor allem aus den benachbarten Orten sei, und dazwischen eine neue Brücke für Fußgänger und Radfahrer führen, hofft Thales Bauamtsleiter Guido Blosfeld. „Allerdings ist es nur ein erster Schritt.“ Um über weitere Maßnahmen zu befinden, müsse danach unbedingt der Zustand der alten Brücke geprüft werden.
Für Thomas Balcerowski (CDU) kommt der Baubeginn zu spät, er hatte - erstmals in seiner Amtszeit als Bürgermeister Thales - eine Wette verloren. Zum „Tag des offenen Denkmals“ musste er die Schulden einlösen. „Bis zum 10. September 2015 ist der Übergang saniert und für Fußgänger und Radfahrer frei“, hatte er noch zum Brückenfest 2013 gegen Gerhard Kramer von der Interessengruppe „Erhalt der Friedensbrücke“ gewettet und verloren.
Einer der Gründe, warum die Umsetzung nicht rechtzeitig gelang, war die Förder-Ablehnung zur Sanierung des denkmalgeschützten Bauwerks durch das Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten (ALFF). „Wir wollten einen Mühlenpfad entlang des Harzvorlandes anlegen“, erinnert sich Balcerowski noch an die damaligen Absichten.
Inzwischen haben sich die Stadt Thale und der Landkreis Harz gemeinsam mit der Interessengruppe um eine Lösung bemüht, die nun umgesetzt werden soll. Nach derzeitigen Plänen könnte es aber erst im Jahr 2016 wieder möglich sein, zu Fuß oder per Rad über die Bode zu kommen, statt sich über den neuen Koloss aus Beton quälen zu müssen. „Besonders bei Schnee, Eis und Feuchtigkeit ist der Anstieg darüber gefährlich für Ältere, Mütter mit Kinderwagen, radfahrende Familien sowie Menschen mit Behinderungen“, hatte nicht nur Kramer beobachtet. Ein Widerspruch sei abgeschmettert worden, weil der Bau bestehenden Normen entspräche. „Die spezielle Situation mit Nutzern der evangelischen Stiftung Neinstedt und der Lebenshilfe Weddersleben hat scheinbar niemand berücksichtigt“, sagt er. Zudem würde die gefährliche Straßenquerung des Fuß- und Radweges von Weddersleben zum neuen Koloss in Richtung Neinstedt in der Kurve vor der Brücke wegfallen, sieht er einen weiteren Beitrag, die Sicherheit für alle zu erhöhen.
Die Kosten für die derzeitigen Pläne würden sich nach bisherigen Schätzungen auf über 200 000 Euro belaufen, rechnet Guido Blosfeld vor. Sie werden gemeinsam aus Mitteln der Stadt und des Landkreises getragen. Sollte der Zustand der Lager für das technische Denkmal, das 1884 errichtet wurde, aber erhöhten Finanzbedarf ergeben, könne sich die Fertigstellung auch verzögern. „Das wird erst der Blick von oben auf die Brücke zeigen.“
„Wir wollen helfen, das Denkmal zu verschönern“, kündigt Kramer für die Mitglieder der IG an. „Wie das konkret aussehen wird, kann aber erst nach der Prüfung geklärt werden“, macht Blosfeld wenig Hoffnung beispielsweise aufs Malern - das müsse eine Firma machen. „Aber mit Geldspenden kann die Initiative den Erhalt der Friedensbrücke als Denkmal auf jeden Fall unterstützen.“ (mz)