Wohnen und Wirtschaft im Harz Intel-Pläne in Magdeburg ausgebremst: Was das für Baugebiet bei Thale bedeutet
Die Pläne für die Intel-Ansiedlung in Magdeburg liegen auf Eis. Für die Städte in Sachsen-Anhalt, die sich einen Nutzen von der neuen Fabrik versprochen haben, sind das schlechte Nachrichten. Welche Auswirkungen der Stopp auf Thale im Harz hat.

Warnstedt/Thale/MZ. - Junger grüner Rasen wächst vor den schicken neuen Wohnhäusern in Warnstedts „Mühlenblick“-Gebiet bei Thale. Die ersten Neubürger sind eingezogen. Intel-Mitarbeiter sind es vermutlich nicht.
Der US-amerikanische Konzern wollte in Magdeburg, rund 90 Kilometer von Warnstedt entfernt, Halbleiterfabriken bauen. Rund 3.000 Jobs sollten entstehen. Das Vorhaben soll wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten für etwa zwei Jahre pausieren, teilte Intel-Chef Pat Gelsinger im September mit.
Intel-Absage für Magdeburg sorgt für Enttäuschung in Thale
So gut wie überall im Altlandkreis Quedlinburg hatte man gehofft, ein Stück vom Intel-Kuchen abzubekommen: dass Intel-Mitarbeiter sich im Harz ein Zuhause aufbauen, nach Magdeburg pendeln oder im Homeoffice arbeiten. Das hatten Politiker immer wieder gesagt – dabei stets auch die Daimler-Truck-Investition in Halberstadt im Blick gehabt.

„Es ist sicherlich so, dass man einen positiven Effekt von der Intel-Ansiedlung erwartet hat“, ordnet Stefan Oberacker, Leiter des Amtes für Bauen und Ordnung der Stadt Thale, auf Anfrage ein. Um einen anderen Intel-Standort in Europa soll es einen Mitarbeiter-Einzugsradius von fast 130 Kilometern geben. Thale und seine Ortsteile könnten also durchaus profitieren, zudem gibt es eine Zugverbindung von der Bode- in die Landeshauptstadt.
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Ob mit oder ohne Intel – Thale braucht Wohnmöglichkeiten. Genauer: Platz für Arbeitnehmer und ihre Familien. Nur etwa zwei Kilometer entfernt vom Baugebiet „Mühlenblick“ befindet sich das Gewerbegebiet Thale-Nord. Oberacker berichtet, dass es prosperiert, dass es bei Treffen immer wieder um das Thema Mitarbeiter-Gewinnung geht. „Dazu gehört ein Wohnangebot.“ In der Kernstadt und den Ortsteilen gebe es kaum Möglichkeiten, neuen Wohnraum zu schaffen. Darum sei es schön, das Angebot in Warnstedt zu haben.
Wohnungsprojekt bei Thale wird trotz Intel-Stopp fortgesetzt
Hier lässt die Casada GmbH aus Berlin Reihen- und Doppelhäuser bauen, Blickpunkt-Immobilien aus Thale übernimmt die Vermarktung. Beide Unternehmen waren für Nachfragen nicht zu erreichen.
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Die Idee ist, „Passivhaus-Plus“-Häuser zu errichten, die ohne fossile Energie auskommen. „Hier heizen Sie mit einer energieeffizienten Luft/Luft-Wärmepumpe, welche mithilfe einer Photovoltaikanlage inklusive Speicher alle Wohnräume kontinuierlich erwärmen oder auch kühlen kann“, wirbt Blickpunkt-Immobilien.
Die Gebäude, die Stück für Stück entstehen, sind nicht ganz günstig. Außerdem hat sich die Marktlage in den zurückliegenden vier Jahren – als Casada das Grundstück erworben hatte – geändert. „Die Nachfrage nach Wohnhaus-Vermietung und -Kauf ist nicht so, wie wir erwartet haben“, hatte Geschäftsführer Jörg Peters Ende 2023 gesagt. Die Finanzierung sei das große Thema.
Zukunft des Wohnprojekts trotz Marktveränderungen
Um das Wohnbaugebiet anzukurbeln, gab es zwischenzeitlich die Idee, einen Teil als gehobene Ferienwohnungen zu vermieten. Doch dagegen hatte sich der Ortschaftsrat ausgesprochen. Casada konzipierte daraufhin zusätzlich das Ausbauhaus-Modell:
Dabei handelt es sich um Fertighäuser, deren Innenausbau der künftige Eigentümer übernimmt; sie sind entsprechend günstiger.