Integrationsschule am Kleers Integrationsschule am Kleers: Wie man das M vom N unterscheiden kann

Quedlinburg - Wie war das mit dem N und dem ähnlich klingenden M? „Erinnert euch: Wir haben etwas getestet und gemerkt, dass beim N etwas anders ist als beim M“, fordert Britta Härtel-Haase die Mädchen und Jungen auf.
„Das N ist, als wenn man ein bisschen wütend ist“, meldet sich ein Schüler aus der letzten Reihe.
Britta Härtel-Haase schmunzelt. Dann zeigt sie es noch einmal: „Beim M ist der Mund völlig zu“, sagt die Grund- und Förderschullehrerin im Bereich Sprachheilpädagogik und legt die Finger auf ihre Lippen.
Beim N dagegen sei der Mund geöffnet - und „summt die Nase“, lässt sie Zeige- und Mittelfinger an diese wandern. Gemeinsam suchen die Kinder dann Wörter, in denen das N vorkommt.
Integrationsschule am Kleers: Acht Schüler werden gefördert
Die acht Mädchen und Jungen gehören zu den insgesamt 26 Schülern der 1b der Integrationsgrundschule „Am Kleers“ in Quedlinburg. In fast allen Fächern drücken alle 26 gemeinsam die Schulbank.
Nur in Deutsch und in Mathematik werden die acht Kinder in einer eigenen Lerngruppe, einer liebevoll „1c“ genannten „Sprachklasse“, speziell gefördert.
Sprachauffälligkeiten bei Kindern nehmen zu, sagt Sabine Kraus, Referentin Grund- und Förderschulen beim Landesschulamt, die lange vor Beginn eines Schuljahres die integrativen Kindertagesstätten besucht.
Integrationsschule am Kleers: Auffällig sind auch Sprachstörungen
Auch die Zahl der Kinder mit starken Sprachstörungen steige.
Diese Mädchen und Jungen hätten Probleme, Laute richtig zu bilden, Probleme beim Wortaufbau, hätten einen geringen Wortschatz und Schwierigkeiten, sich auszudrücken und Fragen zu bilden.
„Diese Kinder brauchen eine Förderung“, sagt Sabine Kraus und erklärt: Wie sollen sie das Lesen und das Schreiben lernen, wenn noch die Lautbildung ein Problem ist?
Häufig würden die Kinder dann die Sprachheilschule in Magdeburg besuchen.
„Im Harzkreis haben wir uns schon vor Jahren dafür entschieden, vor Ort Angebote zu machen“, sagt die Referentin. An Grundschulen, an denen es Förderschullehrer gebe, könnten diese einige Kinder speziell unterstützen. „Aber manchmal brauchen wir doch ein bisschen was Besonderes.“
Integrationsschule am Kleers: Das Pilotprojekt in Dessau gefunden
Das fand Sabine Kraus in dem Pilotprojekt einer speziellen Sprachgruppe an einer Schule in Dessau.
Sie informierte sich, organisierte Hospitationen für die Lehrer der Integrationsgrundschule „Am Kleers“ wie der Freiherr-Spiegel-Grundschule Halberstadt.
Britta Härtel-Haase, die bereits als Förderschullehrerin an der Kleers-Grundschule tätig war, und Sabine Kammer, Klassenlehrerin der heutigen 1b, hatten schon in der Kooperationsklasse der Grundschule und der Sine-Cura-Schule zusammengearbeitet.
Integrationsschule am Kleers: Auch Lehrer bekamen eine Fortbildung
Unterstützt durch das Förderzentrum an der David-Sachs-Schule, wurden Fortbildungen für alle Lehrer der Kleers-Grundschule organisiert. Die Stadt Quedlinburg als Schulträger sorgte dafür, dass ein Klassenraum zur Verfügung steht, der Landkreis für den Schülertransport.
Zu Beginn des Schuljahres wurde dann die „Sprachklasse“ gebildet für Mädchen und Jungen, die aus der ganzen Stadt, aber auch aus dem Umland kommen.
„Die Kinder können in einer solchen kleinen Gruppen unbeschwerter, wesentlich intensiver lernen und so besser in den Klassenverband zurück integriert werden“, sagt Sabine Kraus.
Integrationsschule am Kleers: Kinder hatte anfangs Sprechangst
Das ist „extrem viel“, freut sich Sabine Kraus über das bereits Erreichte. „Einige Kinder waren anfangs so gehemmt, dass sie Sprechangst hatten“, erinnert sich Britta Härtel-Haase.
Inzwischen hätten sie sich geöffnet, würden sprechen, ohne Scheu zu haben. „Wir merken das auch bei Elterngesprächen: Die Kinder gehen gern in die Schule“, sagt Sabine Kammer. Von dem besonderen Angebot profitieren alle Schüler der Klasse, unterstreicht Sabine Kraus.
Nicht zuletzt durch das neue Lehrmaterial, das die Schule gewählt hat. „Da haben wir ganz unterschiedliche, für die verschiedenen Niveaustufen vorbereitete Materialien, mit denen die Kinder arbeiten können“, sagt Sabine Kammer. (mz)