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Hauspässe und Dokumente erstellt

23.06.2006, 13:04

Ballenstedt/MZ/bü. - Befragt wurde er im Rahmen des von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz geleiteten Projektes "Denkmal aktiv", welches das Interesse der Schüler für lokale Architektur und Geschichte wecken soll (die MZ berichtete).

Unter dem Motto "Stadtentwicklung - Stadtgeschichte Ballenstedts nach 1850" untersuchten die Gymnasiasten in den Kunstkursen der 13. Klasse unter der Leitung der Lehrerinnen Elke Ramdohr und Sabine Herm wie Detektive wöchentlich alte Unterlagen in der Stadtbibliothek Ballenstedt, um für die ausgewählten Objekte einen Häuserpass zu erstellen. Die ersten Häuserpässe mit Angaben zum Baujahr, der Architektur, dem Bauherr, den Bewohnern sowie historischen Besonderheiten und Veränderungen wurden den Besitzern inzwischen überreicht.

Mareike Beykirch und Ralph Heinemann hatten sich das im Jahr 1897 entstandene Haus in der heutigen Rathenaustraße 1 vorgenommen. Der erste Besitzer, Friedrich Falley, war selbst Bauherr des architektonisch wertvollen Bauwerks. Als Bauunternehmer hatte er Einfluss auf das Stadtbild Ballenstedts und schuf sich so auch sein eigenes Wohnhaus, welches typische Elemente der Gründerzeit aufwies. Die Schüler konnten zwar die gesamte Historie des Hauses nachweisen, das bis 1998 bewohnt war, aber das Ende der Geschichte war eher schmerzlich: Der verwahrloste Zustand des Gebäudes führte im Dezember 2005, als das Objekt von der Stadt in den Besitz der Familie Bandurski wechselte, zum Abriss. Doch dort soll nun ein Neubau entstehen.

Für die "Villa Maud", laut Besitzer Andreas Pittel und seiner Lebensgefährtin nach der Tochter benannt, in der Rathenaustraße 26 interessierten sich Sebastian Steglich und Sarah Gürgens. Sie fanden heraus, dass der Neubau des Wohnhauses für die von einem Generalleutnant verwitwete Exzellenz Sophie vom Brandenstein auf einem über 1 700 qm großen, unbebauten Grundstück 1900 genehmigt wurde. Er blieb bis 1945 im Besitz der Erben von Brandensteins, wurde dann Stadtbesitz und ging über Umwege per Auktion in den Besitz Pittels, der sich über die überreichten Unterlagen der Gymnasiasten über sein Haus begeistert zeigte.

Zusammen gefasst wurden die bisherigen Forschungsergebnisse der Mitschüler von Steffen Göde, Janine Held und Angelika Cechini auf einer CD und auf der Website des Gymnasiums. Doch nicht nur die Schüler ziehen Nutzen aus der Beschäftigung mit alten Häusern, auch die Denkmalschützer können so Daten über Erhaltenswertes komplettieren.

Für den nächsten Jahrgang gibt es neben der Erforschung von Wohnhäusern für die Schüler eine neue Herausforderung. Sie werden die Historie von Einzeldenkmalen und Industriebauten, wie die beiden Bahnhöfe, Gummi- und Elektrowerk, Post sowie das Feuewehrgebäude, erforschen und dokumentieren. Für ein Haus gilt sogar Heimvorteil: "Auch das frühere Landratsamt und heutige Gymnasium gehört zu den geplanten Untersuchungsobjekten", so die beiden Kunstlehrerinnen.