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Harzer Füller räumen Preise ab

Von Detlef Horenburg 03.08.2008, 17:05

Wernigerode/MZ. - Am Standort im Gewerbegebiet Stadtfeld in Wernigerode kletterte nämlich dieser auf 10,6 Millionen Euro im Jahr 2007 und konnte im ersten Halbjahr 2008 um 5,2 Prozent gesteigert werden, wie Betriebsleiter Peter Witteweg berichtet. Der 49-jährige Maschinenbauingenieur leitet seit vier Jahren den Betrieb, der seit der Privatisierung seine Belegschaft verdoppeln konnte. Auch alle 16 Lehrlinge erhielten nach ihrer Ausbildung im Betrieb einen festen Arbeitsplatz.

Fast jedes Kind in der Ex-DDR hat auf einem Heikofüllfederhalter Schreiben gelernt. Die im baden-württembergischen Kreis Rottweil beheimatete Firmenmutter - hauptsächlich auf Kugelschreiber, Fineliner und Textmarker spezialisiert - hatte 1991 den früheren volkseigenen Betrieb (VEB) "Heiko" von der Treuhand gekauft. Heiko galt als wichtigster Füllfederhalterproduzent in der früheren DDR und war zugleich Alleinproduzent von Tintenpatronen, die unter bekannten Markennamen auch in die BRD exportiert wurden. Die Füllerlinie hat somit das Firmensortiment des schwäbischen Firmeneigners Roland Schneider komplettiert. Die Schneider Schreibgeräte GmbH zählt heute zu den führenden deutschen Schreibgeräte- und Büroartikelherstellern.

Bereits 1992 erfolgte der Umzug von der Weinbergstraße ins Gewerbegebiet Stadtfeld. Zehn Jahre später stand schon eine erste Erweiterung der Betriebsfläche an. Bisher wurden in den Ausbau des Standortes 26 Millionen Euro investiert. Jährlich sind es etwa 400 000 Euro in neue Maschinen und Anlagen.

In Wernigerode wird sich aber nicht auf den Lorbeeren ausgeruht. Selbst Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Reiner Haseloff würdigte vor einem Jahr den damals zum "Unternehmen des Monats" gekürten Betrieb: "Hier wird nicht nur zusammengeschraubt, hier wird auch noch geforscht und entwickelt. Das ist - leider - noch nicht typisch für Sachsen-Anhalt", meinte er.

Zwölf Mitarbeiter umfasst der firmeneigene Entwicklungs- und Konstruktionsbereich. Doch der Aufwand zahlt sich aus. Der jüngste Star aus Wernigeröder Produktion ist ein robuster Füller für Schreibanfänger, der mit den Schülern "mitwächst" - dank eines Zwischenstücks, das nachträglich angeschraubt werden kann. "Base Kid+" besitzt ein speziell ausgeformtes Griffstück mit gummierter Oberfläche. "Eine Mulde für den Zeigefinger und eine große Auflagefläche für den Mittelfinger schaffen dabei automatisch die richtige Schreibhaltung", erläutert Michael Klehm den neuen Füller. Der 47-jährige Diplomdesigner ist bereits seit 1987 im Betrieb tätig. "Mit den richtungweisenden ergonomischen Eigenschaften für ausdauerndes, ermüdungsfreies Schreiben haben wir ein Schreibgerät entwickelt, das auf die besonderen Bedürfnisse im Schulalltag hin optimiert worden ist", berichtet er stolz. Ausprobiert auf ihre Alltagstauglichkeit werden die Neuerungen übrigens an verschieden Grundschulen - deutschlandweit. Vier Preise hat diese Innovation bereits auf den großen Bürobedarfsmessen erhalten, darunter auch den "red dot", einen der wichtigsten internationalen Designpreise.

Zum Sortiment gehören außer Füllfederhaltern in zwanzig unterschiedlichen Modellen, von denen pro Jahr vier Millionen Exemplare hergestellt werden, und 150 Millionen Tintenpatronen in vier verschiedenen Modellen. Außerdem werden zwölf Millionen so genannter Textmarker in vier Modellen und 15 verschiedene Tintenschreiber sowie Patronenroller in unterschiedlichsten Varianten gefertigt. Im Harz hergestellte Produkte rund ums Schreiben werden weltweit in 128 Länder vertrieben. Laut Peter Witteweg zu 65 Prozent unter eigenem Namen.

Aktiv ist der Wernigeröder Betrieb aber auch in Sachen Umweltschutz, wie der Betriebsleiter weiß. Immerhin: Im Jahr werden hier 388 Tonnen verschiedene Kunststoffe in den firmeneigenen Spritzgießanlagen verarbeitet. Dazu kommen noch 132 Tonnen Tinte und 151 Tonnen Verpackungen. Alle Produktionsstandorte von Schneider sind deshalb mit einem geprüften Umwelt-Management-System nach EG-Öko-Audit-Verordnung EMAS ausgestattet. Diese Zertifizierung beinhaltet u.a. die DIN 14001, welche aber mit weniger strengen Richtlinien aufgestellt ist. Die strengere EMAS verpflichte zu ständig neuen ökologischen Zielsetzungen zur Verringerung der Umweltbelastungen und schonenden Ressourceneinsatz, deren Erfüllung von unabhängigen Gutachtern geprüft werden. Seit 2007 wurde auch ein Arbeitsschutzmanagement-System beim Wernigeröder Schneider-Team zertifiziert. "Wir tun alles, um einerseits die Natur und Umwelt zu schonen und andererseits das Leben und die Gesundheit unserer Mitarbeiter zu schützen", begründet Peter Witteweg das Engagement und zugleich Firmenphilosophie.