Harz Harz: Notrufe rund um die Uhr
Quedlinburg/MZ. - Dienstag gegen 4.30 Uhr hörte es Daniel Treffkorn in seinem Schlafzimmer in der Dorothea-Erxleben-Straße plätschern. Er glaubte zu träumen, doch es war pure Realität, dass die Tropfen von der Decke prasselten. Das gleiche Malheur erlebte der 28-Jährige in seiner Quedlinburger Wohnung noch im Flur und in der Küche.
Der Quedlinburger sah auf dem Dachboden nach - und seine Vermutung war richtig: Der Frost hatte dem 80-Liter-Boiler zugesetzt. "Der Abfluss war zugefroren und das Wasser konnte nicht mehr ablaufen", sagt er. Nicht nur die Tapeten haben sich stellenweise abgelöst, "das Nass ist auch ins Mauerwerk eingedrungen und gefroren. Wenn es bei wärmeren Temperaturen taut, habe ich das gleiche Problem wieder. Außerdem kann sich nun Schimmel bilden." Die Versicherung prüfe erst einmal durch einen Gutachten den entstandenen Schaden.
Laut Treffkorn war die Isolierung zu schwach. Er hat die Temperatur auf dem Dachboden gemessen: "Minus 22 Grad, genauso kalt wie draußen. Darum müsste das gesamte Dach isoliert werden und nicht nur die Leitungen." Schon 2010 sei der Boiler komplett zugefroren gewesen. Im kommenden Winter rechnet er mit gleichen Problemen.
Doch nicht nur Daniel Treffkorn ist Opfer der Kältewelle im Landkreis Harz, weiß Jeannette Zedschack, Vorstandsmitglied der Wohnungsgenossenschaft Quedlinburg, bei der auch Treffkorn Mieter ist.
Schwerpunkt der Kälteschäden ist laut Zedschack die Süderstadt, in welcher sich auch Treffkorns Wohnung befindet. Die meisten Reparaturen müssen an Boilern, die der Warmwasseraufbereitung dienen, durchgeführt werden. Aufgrund mangelnder Isolierung frieren außerdem die Rohre zu, wie Zedschack Treffkorns Fall damit bestätigt. Die Wohnungsgesellschaft habe sich jedoch "auf die Fahnen geschrieben", die Isolierungen nachzubessern.
"Aber im Großen und Ganzen hält sich alles noch im Rahmen", schätzt Jeannette Zedschack ein und meint weiter, "zum Glück haben wir keine großen Schneemassen bekommen." Auf Wasser brauche niemand zu verzichten, weil der Havariedienst 24 Stunden per Notrufhandy erreichbar sei und dann für die Reparatur die entsprechende Firma beauftragt. Betroffene, denen die Wartezeit zu lang ist, könnten sich notfalls auf dem Herd warmes Wasser aufbereiten.
"Wer jetzt nicht heizt, spart am falschen Ende", sagt sie. Bei dem Frost müssen die Zimmer beheizt sein - auch damit sich kein Schimmel ausbreiten kann.
"Der Gesamtschaden kann noch nicht abgeschätzt werden. Die Kälte hat in unseren Häusern fast überall ihre Spuren hinterlassen", sagt Manfred Jäger, Geschäftsführer der Quedlinburger Wohnungswirtschaftsgesellschaft (Wowi). Vor allem seien Wasser- beziehungsweise Abwasserleitungen eingefroren und in Kellern habe es Wasseruhren erwischt.
Jäger: "Unsere Servicefirma gibt sich die größte Mühe, die Schäden so schnell wie möglich zu beheben. Aber die Mieter müssen etwas Geduld aufbringen." Die Mitarbeiter der Wowi hoffen natürlich, dass die Frostperiode bald vorüber ist. Auch leer stehende Wohnungen werden derzeit mit Frostschutzreglern an den Heizungen auf Raumtemperatur gebracht, damit keine Schäden entstehen.
Arg gebeutelt ist die Turnhalle der Quedlinburger Bosse-Schule. "Alle Sportveranstaltungen für die Ferienwoche fallen aus", teilte gestern Peter Görner, Pressewart und Trainer der Tischtennisabteilung von Eintracht Quedlinburg der MZ mit. Grund sind auch hier Frostschäden. Laut Görner tropft von der Decke Wasser. Auf dem Boden wurden schwarze Folien ausgelegt, um das Parkett zu schützen. Um die Halle trocken zu bekommen, blasen nun Trockenlüfter.
Beim Zweckverband Wasserversorgung und Abwasserentsorgung Ostharz (ZVO), Sitz in Quedlinburg, bereiten hauptsächlich eingefrorene Wasserzähler in den Kellern Sorgen. Dabei tragen die Mieter oder Hauseigentümer eine gewisse Mitverantwortung. "Damit kein Frost reinkommt, sollten jetzt die Türen und Fenster geschlossen bleiben. Außerdem kann man die Wasserzähler selber mit Decken, Stroh oder Styropor isolieren", rät ZVO-Wassermeister Andreas Bongort.