1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Quedlinburg
  6. >
  7. Harz: Harz: Neuralgische Punkte

Harz Harz: Neuralgische Punkte

Von PETRA KORN 01.11.2011, 15:06

ERMSLEBEN/REINSTEDT/MZ. - "Das ist ein Nadelöhr, einer der großen Schwachpunkte", deutet Heinz-Jörg Rockmann von der Bauverwaltung der Stadt Falkenstein / Harz auf den Selke-Abschnitt zwischen Weberstraße und Damm in Ermsleben. Hier, wo der Flusslauf durch die angrenzende Bebauung eingeengt ist, tritt die Selke bei Hochwasser schnell über die Ufer.

Das letzte Frühjahrshochwasser hat auch an dieser Stelle seine Spuren hinterlassen: Steine, welche als Anprallschutz in der steilen Böschung verbaut wurden, wurden hinterspült. Ein großer Stein ist herausgefallen. Er soll im Zuge der Unterhaltungsmaßnahmen, die nach dem Abfischen am Wochenende in dieser Woche in der Ortslage Ermsleben erfolgen, wieder mit in der Böschung verbaut werden.

Die geplanten - und bereits erfolgten - Arbeiten in den Ortslagen der Selke-Ortschaften der Stadt Falkenstein / Harz standen im Mittelpunkt eines Vor-Ort-Termins der Kommune mit dem Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft. Der Landesbetrieb ist Auftraggeber für die Grundberäumung, für die entlang der Selke von Meisdorf bis Hoym Arbeiten mit einem Gesamtumfang von 150 000 Euro ausgeschrieben wurden. Dabei wird an Schwerpunkten vom Selke-Wasser mitgebrachtes Geröll aus dem Flussbett entfernt.

Geplant waren die Unterhaltungsmaßnahmen eigentlich schon im vergangenen Jahr. Weil die Selke Flora-Fauna-Habitat-Gebiet ist, musste aber zuvor untersucht werden, welche Auswirkungen die geplanten Arbeiten auf Flora und Fauna haben. Und die Naturschutzbehörde hat das letzte Wort dazu, was und wie viel beräumt werden darf.

So auch bei den Arbeiten in Meisdorf. Dort sorgte für Fragen, warum im Flussbett der Selke von der Schützenhausbrücke flussabwärts in Richtung Mühle eine Kiesbank im Gewässer blieb. "Aus naturschutzrechtlichen Gründen", erklärte Hans Polenz, als Bereichsingenieur beim Flussbereich Halberstadt des Landesbetriebes verantwortlich für diesen Selke-Abschnitt. Das Bett der Selke sei hier breit genug, das Wasser könne rechts und links vorbeifließen.

Zurück nach Ermsleben: Zwischen Friedensbrücke und der Brücke Weberstraße sucht sich das Hochwasser den Weg durch die Gärten, erklärte Heinz-Jörg Rockmann. Könnte hier nicht im Zuge der Arbeiten die Böschung etwas erhöht werden?, fragte er nach. Die jetzt erfolgende Maßnahme "ist eine normale Unterhaltung", unterstrich Hans Polenz. Ob und in welchem Umfang möglicherweise Arbeiten zur Erhöhung von Böschungen - das gilt dann als Fluss-Ausbau - erforderlich seien, werde im Rahmen des Hochwasserschutzkonzepts untersucht.

Im Bereich des Industriegebietes Ermsleben wurden bereits Unterhaltungsarbeiten durchgeführt. Dabei war auch vom Fluss her zu sehen, was Risse in einem Abschnitt der Straße zum Industriegebiet schon vermuten ließen: Das Frühjahrshochwasser hat das Ufer in diesem Bereich unterspült. Die Schäden sollen nun erfasst und eine Lösung gesucht werden. Wenn alle Unterhaltungsarbeiten in Ermsleben abgeschlossen sind, sollte es einen weiteren Vor-Ort-Termin geben, regte Ortsbürgermeister Günther Schmiedemeier an.

In der Ortslage Reinstedt sind die Arbeiten schon beendet. So fließt beispielsweise an der Brücke am Kindergarten, wo sich vor wenigen Wochen noch in zwei der drei Durchläufen Kies türmte, das Wasser wieder durch alle drei Bögen. "Das Generalproblem ist nicht heute entstanden", deutete Ortsbürgermeister Wolfgang Tiebe auf die Böschung von der Brücke in Richtung ehemalige Bäckerei: Das Flussbett der Selke sei vor 30 Jahren noch viel breiter gewesen, die Grünfläche, auf welcher heute Pappeln stehen, habe es damals nicht gegeben. Tiebe kann sich vorstellen, einen Teil dieser Böschung wieder wegzunehmen. "Wir wollen auch unsere Natur schützen", unterstrich Falkensteins Bürgermeister Klaus Wycisk (CDU). "Aber die Sicherheit unserer Menschen wollen wir nicht opfern."

Nach wie vor unbefriedigend ist aus Sicht Tiebes die Situation im Oland nahe der Eisenbahnbrücke: Der alte Damm ist hier fast nicht mehr vorhanden; und während an der einen Flussseite mehr und mehr Ablagerungen vom Grün überwuchert werden, hat das Wasser auf der gegenüber liegenden Seite ein Stück Böschung bereits tief ausgeschwemmt. Arbeiten zur Wegnahme von Anlandungen wurden nicht genehmigt. Die Böschung soll unter Beobachtung bleiben.

In Richtung der Eisenbahnbrücke sollen aber jetzt noch Nacharbeiten erfolgen: Hier soll Gestrüpp entfernt werden. Nacharbeiten sollen ebenso in einem Flussbogen oberhalb des Olands erfolgen: Hier soll aus dem Flussbett geräumtes Material an das andere Ufer gebracht werden.