Harz Harz: Kunstvolles aus Stahl bei Michael Unterschütz
Pansfelde/MZ. - Mit der Zange nimmt er ein rot glühendes Metallteil aus der etwa 1 100 Grad heißen Glut des Feuers, um es auf dem Amboss mit Hammerschlägen in Form zu bringen. "Eine Wärme noch", schätzt Unterschütz ein. Soll heißen: Noch einmal wird das Teil in die Glut gelegt, geschmiedet - und dann ist der Teelicht-Halter fertig, der Teil eines Teelichtkronleuchters aus Baustahl werden soll. "Diese Material lässt sich gut schmieden", erläutert er.
Michael Unterschütz arbeitet in historischem Handwerk an historischer Stelle: Schon um 1850 wird hier, in der heutigen Friedensstraße in Pansfelde (Stadt Falkenstein / Harz) eine Schmiede erwähnt. 1919 kaufte Unterschütz’ Urgroßvater, Albert Bindernagel, die Schmiede für 3 000 Goldmark und arbeitete als Huf- und Dorfschmied im Ort.
Der Großvater, Egon Bindernagel, übernahm die Schmiede nach dem Krieg, wurde Hufbeschlagmeister und arbeitete, schon zur Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft gehörend, bis Ende der 1960er Jahre hier. Dann machte die notwendige größere Technik einen Umzug in ein anderes Gebäude im Ort erforderlich.
Nach dem Tod des Großvaters übernahm Michael Unterschütz im Jahr 1993 das Grundstück. "Wir haben zunächst das Haus saniert. Und irgendwann war die Schmiede dran mit dem Gedanken, sie wieder herzurichten und als Hobby zu schmieden." Im Jahr 2003 wurde die Schmiede umgebaut - das vor Jahrzehnten erloschene Schmiedefeuer konnte wieder lodern.
Der gelernte Landmaschinenschlosser, der nach der Wende mehr in den Metallbau "hineingerutscht" war, schmiedete zunächst als Hobby und schließlich erste kleine Auftragsarbeiten.
Eine Plastik für den Rabenplatz in Offenburg, die Unterschütz’ Großvater väterlicherseits entworfen hatte, wurde der erste große Auftrag. Wolfgang Holzhauer aus Gernrode fertigte diese Plastik gemeinsam mit Unterschütz an. Und Holzhauer war es auch, der es dem Pansfelder nahelegte, seine Meisterausbildung zu absolvieren. Diese schloss Michael Unterschütz im Februar 2011 erfolgreich ab.
Heute arbeitet der 45-Jährige oft an Toren, Zäunen oder Türen, zunehmend gefragt sind aber auch Kunstschmiedearbeiten. Der besondere Reiz seiner Arbeit liegt für ihn darin, dass es sich um ein uraltes Handwerk handelt: "Man hat einfach ein Feuer, einen Amboss, Werkzeuge, Metall - und dann macht man das, was schon vor 1 000 Jahren gemacht worden ist, mit denselben Mitteln und derselben Technik."
Besonders interessant findet er Kunstschmiedearbeiten, deren Entstehen von der Bleistiftzeichnung über Detailzeichnungen bis hin zum fertigen Stück. "Je kniffliger, desto besser", schwärmt er für das Filigrane: "Noch ein bisschen mehr rauszuholen, alles noch ein bisschen feiner zu machen - da merkt man, dass Kraft nicht alles ist." Sein Lieblingswerk ist übrigens sein Meisterstück: ein Wand-ausleger, der einmal seinen Platz an der Schmiede erhalten soll und der mit Lindwurm, Schild, Schwert oder Zopf bewusst Elemente verschiedener Epochen enthält. "Da habe ich alles reingelegt, was ich kann."
Seine Begeisterung für dieses alte Handwerk gibt Michael Unterschütz gern weiter. So hat er die Schmiedekunst unter anderem beim Hoffest am IV. Friedrichshammer in Mägdesprung, bei Veranstaltungen im Museumshof in Meisdorf oder beim Advent in den Höfen in Quedlinburg gezeigt. Er schmiedet gemeinsam mit Kindergruppen an der Jugendherberge in Meisdorf oder hat auch Gruppen in seiner Werkstatt in Pansfelde zu Gast, wo dann alle aufgefordert sind, sich selbst im Schmieden auszuprobieren.