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Händelhaus in Halle erhält nach 23 Jahren Tür zurück

Von Detlef Anders 06.03.2008, 18:29

Quedlinburg/MZ. - Ein kleiner Spot ist auf eine unscheinbare Holztür gerichtet, so dass die Struktur des Holzes sichtbar wird. Auf dem Boden kniet ein Kameramann, und der Tontechniker pustet vorsichtig den zuvor zusammengekehrten Staub von einem Blatt Papier gegen die Tür, so dass er im Licht schön sichtbar ist.

Wegen der verstaubten Holztür, die mancherorts sicher nur noch eine Zukunft als Brennholz gehabt hätte, ist ein Produktionsteam des Mitteldeutschen Rundfunks in den Badeborner Weg nach Quedlinburg gekommen. Es ist nämlich nicht irgendeine Tür aus einem alten Quedlinburger Haus. Auf einem mit einer Reißzwecke an das Holz gepinnten Zettelchen steht "Händelhaus OT II / III".

Die freie TV-Journalistin Katharina Beck hatte den Zettel im letzten Sommer bei Dreharbeiten für die Vorstellung des städtischen Depots historischer Baustoffe entdeckt. Kameraassistent Dieter Florek hatte daraufhin Kontakt zum Händelhaus in Halle aufgenommen und nun soll die Tür wieder an die Hallenser übergeben werden. Natürlich will sie dies mit einem kleinen Film dokumentieren und weil die Fernsehleute das Depot mit den inzwischen 1 200 alten Türen in dem alten Getreidelager des früheren VEG August Bebel so schön geheimnisvoll finden, wird es wie bei Willi Schwabes Rumpelkammer in das entsprechende Licht gesetzt.

Die Tür ist eine von 300 alten Holztüren, die Horst Schöne 1993 als Mitarbeiter des städtischen Bauamtes vom früheren VEB Denkmalpflege übernommen hat. Sie bildeten einst den Grundstock für das Depot mit historischen Baustoffen. Jeder Quedlinburger Bauherr kann, wenn er eine passende Tür für sein altes Haus sucht, sich hier beraten lassen und sich eine solche aussuchen. Die Ausgabe an Quedlinburger erfolgt kostenlos. Auch diese Tür kann Horst Schöne kostenlos abgeben, weil sie ja an die Eigentümer geht.

"Sie ist 1985 zusammen mit anderen Türen nach Quedlinburg gekommen", hat Horst Schöne in den Karteikarten, die er seinerzeit von der Denkmalpflege übernahm, gelesen. Während die anderen Türen nach der Aufarbeitung wieder nach Halle abgegeben wurden, blieb diese aus unerfindlichen Gründen in Quedlinburg. Vielleicht weil sie beschädigt ist, vermutet Schöne.

Doch für Roland Hentzschel, Diplom-Restaurator für Musikinstrumente im Händelhaus, ist klar, dass die Tür wieder eingebaut werden muss. Er kann sich sogar denken, wo die Tür, deren Alter er auf 250 Jahre schätzt und die damit in etwa auf das Todesjahr von Händel 1759 datiert wird, einst ihren Platz hatte. Einer der Ausstellungsräume des Hauses hat im Fußboden einen solchen Stern, wie er in den beiden Füllungen der Tür noch leicht zu erkennen ist.

Die Tür sei anhand der beiden Füllungen in die Zeit des Barock einzuordnen, die Malerei bezeichnet er als spätklassizistisch. Der mittlere Knauf fehlt ebenso wie das Kastenschloss und die Zierleisten. Hentzschel vermutet anhand von vielen Nagellöchern im Holz, dass die Tür irgendwann mit einer Dämmung bespannt wurde und ihr wahres Alter beim Ausstellungsumbau 1985 nicht erkannt wurde.

Der Restaurator möchte die Tür nun aufarbeiten lassen und sie 2009, wenn die Ausstellung nach Umbau anlässlich des 250. Todestages des Komponisten wieder eröffnet wird, einbauen lassen.

Der Fernsehbeitrag ist für Sonnabend um 19 Uhr in der MDR-Sendung "Sachsen-Anhalt heute" eingeplant.