host-town-harz.de Gastgeber gesucht für Sportler mit Behinderung
Eine Gruppe im Harz arbeitet an der Bewerbung im Rahmen des „Host Town Programs“. Welche Sponsoren bereits dabei sind.

Quedlinburg/Thale - Der 5. Mai ist der Aktionstag für Menschen mit Behinderung - und Anlass für Akteure im Landkreis Harz, offiziell ihre Bewerbung für das „Host Town Program“ der Special Olympic World Games zu starten.
Die Weltspiele für Menschen mit geistiger Behinderung und Mehrfachbehinderung finden im Juni 2023 in Berlin statt. Erwartet werden 7.000 Sportler aus 170 Nationen. Und eine der internationalen Delegationen mit 80 bis 100 Sportlern und Betreuern wird kurz vor den sportlichen Wettkämpfen die Harzregion besuchen - das zumindest wünschen sich die Städte Quedlinburg und Thale, unterstützt von vielen Partnern aus der Region.
Gemeinsam wird derzeit eine Bewerbung für das „Host Town Program“ der Weltspiele erarbeitet. Das teilte die Arbeitsgruppe, die für die Bewerbung gebildet wurde, mit. Unter dem Namen „Host Town Program“ werden Gastgeber für alle teilnehmenden Teams gesucht, die so vier Tage lang Land und Leute kennenlernen können.
Zu den Unterstützern der Bewerbung aus dem Landkreis Harz gehören bisher die Evangelische Stiftung Neinstedt und die Lebenshilfe Harzkreis-Quedlinburg, beides große Einrichtungen für die Betreuung von Menschen mit geistiger Behinderung. Der Kreissportbund Harz ist ebenso mit im Boot wie der Landkreis Harz, Landrat Thomas Balcerowski (CDU) ist Schirmherr der Bewerbung.
Mit der K2-Computer Softwareentwicklung GmbH und Feinkost Reich konnten erste Sponsoren gefunden werden. Die Vorbereitung der Bewerbung wird zudem unterstützt durch das Bundesprogramm „Demokratie leben!“. Koordiniert wird die Initiative von Mark Hörstermann, Veranstalter der „Hölle“-Triathlons.
„Als wir in der Stadt vom ‚Host Town Program‘ erfuhren, waren wir sofort begeistert. Wir haben gleich mögliche Partner angesprochen und sind überall auf offene Ohren gestoßen“, erklärt Quedlinburgs Oberbürgermeister Frank Ruch (CDU).
„Die Initiative passt in unsere Region mit starken Arbeitgebern der Branche wie der Neinstedter Stiftung und der Lebenshilfe Harzkreis-Quedlinburg.“
Frank Ruch (CDU), Oberbürgermeister von Quedlinburg
„Eine solche Initiative passt einfach in unsere Region, in der unter anderem mit der Neinstedter Stiftung und der Lebenshilfe Harzkreis-Quedlinburg starke Arbeitgeber der Branche vertreten sind.“ Parallel zu Quedlinburg war auch im Rathaus der Stadt Thale entschieden worden, der Ausschreibung nachzugehen.
„Als wir dann hörten, dass Quedlinburg ebenfalls am Besuchsprogramm interessiert ist, haben wir uns sofort für eine gemeinsame Bewerbung ausgesprochen“, erklärt Thales amtierender Bürgermeister, Frank Hirschelmann. „Schnell war klar, dass wir uns dafür auf die gemeinsamen Erfahrungen und das Netzwerk des Triathlons ‚Hölle Special‘ berufen wollen.“
Die „Hölle Special“ ist der erste Triathlon für Sportler mit geistiger Behinderung nördlich des Bodensees. Die Idee für eine solche Veranstaltung reifte bei der Evangelischen Stiftung Neinstedt schon, bevor 2017 erstmals der Triathlon „Hölle von Q“ zwischen Ditfurt, Thale und Quedlinburg ausgetragen wurde.
Nachdem die Vorbereitungen abgeschlossen waren, konnte 2019 die „Hölle Special“ als zusätzlicher Wettbewerb zur Hölle von Q erstmals gestartet werden. Bei der zweiten Ausgabe 2020 nahmen bereits 130 Sportler aus vier Bundesländern teil.
Das nötige sportpädagogische Fachwissen für die Veranstaltung kommt von der Evangelischen Stiftung und dem Landesverband Sachsen-Anhalt von Special Olympics. Special Olympics wiederum ist der Veranstalter der World Games in Berlin. So sind Kontakte entstanden, die jetzt weiter ausgebaut werden sollen.
„Wir rufen alle Sportbegeisterten im Landkreis auf, die Bewerbung zu unterstützen.“
Henning Rühe, Präsident des Kreissportbundes Harz
„Mit verschiedenen Angeboten bis hin zur ‚Hölle Special‘ hat die Region schon sehr viel für den inklusiven Sport erreicht. Jetzt geht es für die World Games sogar noch einen großen Schritt weiter - wir freuen uns sehr auf die Bewerbung für das ‚Host Town Program‘“, so Frank Diesener, Präsident von Special Olympics Sachsen-Anhalt.
Aus Sicht von Elke Selke, Behindertenbeauftragte des Landkreises Harz, geben die Weltspiele „einen willkommenen Anlass, inklusive Strukturen im Landkreis langfristig weiter zu stärken. Das ist besonders jetzt wichtig, da die Corona-Pandemie viele Möglichkeiten einschränkt. Um ein positives Signal zu setzen, haben wir uns mit dem 5. Mai bewusst für den Aktionstag für behinderte Menschen für den offiziellen Start unserer Bewerbung entschieden.“
Auch der Kreissportbund Harz fördert die Bewerbung. „Wir freuen uns, wenn der inklusive Sport bei uns weiter wächst, und hoffen, den Gastsportlern ideale Trainingsmöglichkeiten für einen erfolgreichen Start bei den World Games bieten zu können“, so Präsident Henning Rühe. „Wir rufen alle Sportbegeisterten im Landkreis auf, die Bewerbung zu unterstützen.“
Gesucht werden Unterstützer der Bewerbung noch auf mehreren Ebenen, so Koordinator Mark Hörstermann. „Wer einlädt, übernimmt die Rechnung. So ist es auch beim ‚Host Town Program‘.“ Gesucht würden weitere Sponsoren und Geldgeber für das Projekt; auch kleinere Beiträge, die über ein Crowd Funding eingeworben werden sollen, würden helfen.
Zudem solle in den nächsten Monaten ein Team von Helfern aufgestellt werden. Interessierte könnten zunächst bei der „Hölle Special“ am 4. September Erfahrungen sammeln und beim Besuchsprogramm 2023 unterstützen, so Hörstermann weiter. „So kann jeder Gastgeber werden und erfahren, wie viel Freude die Zusammenarbeit mit geistig behinderten Sportlern macht.“
Hans Jaekel, Pädagogisch-Diakonischer Vorstand der Evangelischen Stiftung Neinstedt, erklärt: „Sport bringt alles in Bewegung. Die Muskeln. Die Gedanken. Die Gefühle. Gemeinsam macht das Spaß. Und niemand ist gehindert, dabei zu sein. Das international bei Special Olympics zu erleben, beflügelt uns.“
Der jüngst veröffentlichte Teilhabebericht der Bundesregierung über die Lebenslagen von Menschen mit Beeinträchtigung mache deutlich, wie wichtig es sei, auch im Bereich Sport noch viel mehr am Ausbau von nachhaltigen Strukturen zu arbeiten, so Andreas Löbel, Geschäftsführer der Lebenshilfe Harzkreis-Quedlinburg.

Dass sich im Landkreis Harz so kurzfristig verschiedene Partner dieser Idee einer gemeinsamen Bewerbung angeschlossen hätten, zeige, wie ernst es allen sei, sich diesem Thema zu widmen. Löbel dankte ausdrücklich der Koordinierungs- und Fachstelle „Partnerschaft für Demokratie Quedlinburg“ für die finanzielle Unterstützung. Schon jetzt freue man sich darauf, die Sportler aus dem Landkreis Harz nach Berlin begleiten zu können.
Als sie gehört hätten, so Jens Hoyer, Geschäftsführer von K2 und einer der ersten Sponsoren, dass Quedlinburg sich um die Teilnahme beim „Host Town Program“ bewerbe, um den Athleten vor den Weltspielen 2023 in Berlin die Möglichkeit zu geben, das Gastgeberland kennenzulernen, „waren wir sofort begeistert.
Quedlinburg inklusive! Die Gäste werden diese einmalige Stadt, deren Kulturgeschichte und die Menschen, die hier leben, schätzen. Quedlinburg wird einer der 170 teilnehmenden Nationen so in ganz besonderer Erinnerung bleiben.“ (mz)