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Freiwilligkeit wäre beste Lösung

Von Andreas Bürkner 04.09.2007, 16:12

Athenstedt/MZ. - "Im Moment besteht für Sie kein Handlungsbedarf, zuerst müssen wir unsere Schularbeiten machen", beruhigte Egbert Thiele einige aufgeregte Waldbesitzer im Huy, die sich Sorgen um die Zukunft ihrer Forstflächen machten. Doch irgendwann will das Landwirtschaftsministerium Sachsen-Anhalts ähnlich wie beim Ackerland eine Neuordnung der Waldflur erreichen, "einfach, um effizientere Strukturen und damit eine bessere Bewirtschaftung der Wälder zu erreichen", wie Thiele betonte.

Immerhin ein Viertel der Fläche von Sachsen-Anhalt ist von Wald bedeckt, der allerdings unterschiedlichsten Besitzern gehört. Über fünfzig davon, egal ob nun privater Eigentümer oder Vertreter von Verbänden oder Institutionen, waren zu einer Infoveranstaltung in Athenstedt zusammen gekommen, in der das Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten (Alf) ein Projekt zur Umsetzung der Neuordnung präsentierte, das von der Ministerin Petra Wernicke mit einem Waldrundgang gestartet wurde.

Der Versammlungsort wurde deshalb gewählt, weil das Waldgebiet Huy als Basis für eine Studie dient, welche gesetzlichen Raumordnungsverfahren sich am besten dafür eignen. Bis Mai 2008 soll diese vorliegen und dann auf das ganze Land übertragen werden. "Ziele sind die Beseitigung von zersplitterten Flächen sowie bessere Flurstücksformen und die Wegeanbindung", erläuterte Projektleiter Egbert Thiele. Damit würden sich auch im Interesse der Privatbesitzer und des Landes die Nutzung für Holzeinschlag als nachwachsender Energiereserve sowie die Möglichkeiten für Schutz- und Pflegemaßnahmen des als Landschafts-, Natur- und Trinkwasserschutzgebiet sowie der Naherholung dienenden Waldgebietes verbessern.

Schuld am Zustand sei die Bodenreform nach dem Zweiten Weltkrieg, als von 22 000 Hektar enteignetem Land 16 000 in Privatbesitz übergingen. Die Schwierigkeiten mit dem "verstreuten Wald", und diese ähneln auch anderen Gebieten des Landes, sind allein daran zu erkennen, dass sich allein im Waldgebiet Huy 412 Besitzer die insgesamt 2642 Hektar teilen, wo bei der Landesforstbetrieb allein 1343 Hektar besitzt. 313 Einzelpersonen verfügen im Schnitt über weniger als zwei Hektar, die zwar bis zu 750 Meter lang, aber teils weniger als zehn Meter breit sind.

"Wie wollen Sie diese bewirtschaften?", stellte der im Projektteam für die Organisation verantwortliche Henner Springemann als Frage im Raum.

Der Forstbeamte Jörg Hommel erklärte mehr als ausführlich die vier möglichen Wege nach dem Flurbereinigungsgesetz, die von zentraler Lenkung des Landes über vereinfachte und beschleunigte Verfahren bis zum freiwilligen Landtausch mit Wertausgleich reichten. Letztere Variante propagiert er als Beste, weil er damit "am wenigsten Arbeit" hätte. Maßgeblich sei dafür eine aktive Mitarbeit der Besitzer, doch die hatten andere Sorgen: "Wo endet eigentlich die Fläche und wer ist mein Nachbar?" Es gebe zwar ein Waldbuch, aber das sei nicht immer aktuell, versprach Springemann Unterstützung.

Auch der Einfluss der Bindungsfrist über 20 Jahre der aus Bundesvermögen erworbenen Flächen wurde ebenso erfragt wie mögliche Kosten. Während bei ersterer Frage die Zustimmung ausreiche, "gibt es zum Aufwand noch keine genauen Zahlen", so Hommel, weil verschiedene Faktoren, aber auch Förderungen darauf Einfluss hätten. Zudem bestehe zwischen Feld und Wald ein wesentlicher Unterschied im Wachstum: "Statt nach einem Jahr dauert der Erntezyklus bei Bäumen ein halbes Jahrhundert und mehr."