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Einsatz Einsatz: Hilfe macht Gänsehaut

Von Sigrid Dillge 16.06.2013, 20:17
Ein Mitglied des Quedlinburger THW schneidet eine Öffnung in das Schiff, das in der Elbe bei Fischbeck versenkt werden soll.
Ein Mitglied des Quedlinburger THW schneidet eine Öffnung in das Schiff, das in der Elbe bei Fischbeck versenkt werden soll. THW Lizenz

Quedlinburg/MZ - Am frühen Freitagabend meinte Marcus Olewicz, Zugführer des Technischen Hilfswerkes (THW) Quedlinburg, dass seine Truppe wohl frühestens zum Aufräumen wieder einen Einsatz bei der Elbeflut habe. „Doch kurz vor 23 Uhr erhielten wir die Alarmierung zu einem Spezialauftrag. In Vorbereitung der Versenkung zweier Schuten in der Deichbruchstelle Fischbeck unterstützten wir die Bundeswehr beim Präparieren einer der Schuten. Mittels Brennschneiden und Flexen legten wir Öffnungen in der Schute an, durch die sich das Wasser bei der Versenkung besser im Schiff verteilen soll. Die Arbeiten wurden im Schiffsinneren unter Atemschutz durchgeführt. Unser Ortsverband wurde aufgrund seiner Spezialisierung im Bereich schwere Bergung alarmiert. Es waren elf Kameraden im Einsatz, der am Samstag um 8 Uhr morgens endete“, informierte er am Sonntag.

Die Flut lässt die Frauen und Männer des THW Ortsverbandes einfach nicht los. 38 von ihnen waren im Einsatz. Begonnen hat alles mit den Arbeiten im Bad Suderöder Kurpark, wo der durch Starkregen angeschwollene Bach jede Menge Schutt und Geröll aufgeschichtet hatte. Das war an einem Freitag. „Ab Montag stand die Tasche für den Einsatz bereit“, erinnert sich Steffen Bebermeyer. Für den 35-jährigen Thalenser war nach den Meldungen aus Passau klar, dass auch in der Region Hilfe nötig werden wird. „Aber mit solchen Dimensionen hat niemand gerechnet“, sagt er.

Die wohl größte Herausforderung war für die Quedlinburger THWler, das Umspannwerk in Magdeburg-Rothensee vor den Elbefluten zu retten. Sie haben es geschafft. Das macht stolz, auch wenn dafür fast ohne Unterbrechung geschuftet wurde. „Man funktioniert einfach und kriegt so eine Art Tunnelblick. Erst irgendwann nach Stunden habe ich gesehen, dass etwa 100 Meter weiter mit einem Fastfoodrestaurant die Zivilisation anfängt“, erinnert sich Anika Brandt.

Die vielen freiwilligen Helfer beeindrucken

Jeder, der beim Einsatz dabei war, nennt aber immer wieder eines, das sie oder ihn besonders beeindruckt hat: Die vielen freiwilligen Helfer. Kathrin Lehmann kriegt heute noch Gänsehaut, wenn sie daran denkt.

Und auch ihre Kameraden Thomas Riediger, Gerd Wahl, Thomas Conrad, Sebastian Wallborn, Wolfram Haeseler, Björn Schröder oder Marius Klink wissen dazu viele Episoden. Über Facebook tauchten in Rothensee wie aus dem Nichts über 300 freiwillige Helfer auf. Schüler, Studenten, selbst ein Chirurg standen Seite an Seite mit den Leuten vom THW.

Andere sorgten für die Verpflegung, ein älteres Ehepaar brachte Getränke. Alle rückten zusammen, um den Naturgewalten gemeinsam zu trotzen. Dieses Gefühl tut gut, meinen diejenigen, die es erlebten.

Diesen Helfern möchten die Frauen und Männer vom THW-Ortsverband Quedlinburg ebenso danken wie ihren verständnisvollen Arbeitgebern.

Oft sind es sehr kleine Firmen, die bei einem Einsatz solcher Größe wie jetzt an der Elbe mehrere Tage auf ihren Mitarbeiter verzichten müssen. Das erfordert sehr viel Verständnis und Flexibilität. Zumal auch nach dem kräftezehrenden Hilfeleisten der eine oder andere noch eine kurze Erholungsphase braucht. „Nach einer Woche war es wirklich genug. Da merkt man den Schlafentzug und die ständige Nervosität“, umreißt Marcus Olewicz die Situation. Der 33-Jährige hat die Situation gemeinsam mit seinem Zug gemeistert. „Mich hat vor allem die Zähigkeit meiner Jungs und Mädchen beeindruckt“, macht er allen ein großes Kompliment.