Charme der Suppenkelle

THALE/MZ. - Aber als Schmuckstück für die heimische Küchenwand. Krüger, der im westfälischen Rheine zu Hause ist, sammelt historische Küchen-Accessoires, seine Frau altes Leinen und vorgestrige Überhandtücher.

Viel Kommissionsware

In Wernigerode, wo die beiden zur Zeit im Urlaub sind, erfuhren sie vom Thalenser Antik- und Trödelmarkt, der am Wochenende in der Mehrzweckhalle stattfand. Und so machte man sich auf den Weg und stieß bei Detlef Kirsten auf die altgediente Kelle. Für 3,50 Euro, ein Schnäppchen, freute sich Lutz Krüger. Bei Kirsten gab es weder Neuware noch edles Porzellan oder antikes Mobiliar. "Ich verkaufe reinen Trödel, von Gasmasken und DDR-Stempeln bis zu Schildkappen der Roten Armee", gesteht der Halberstädter. Vieles sei Kommissionsware. "Ich bekomme die Russenmütze beim Militaria-Händler für zehn Euro, für 15 Euro verkaufe ich sie hier." Die Ladenhüter gebe er irgendwann zurück.

Kopfbedeckungen der ganz anderen Art bot Jürgen Klaschewski aus Bleicherode an. Der diplomierte Ingenieur, der 25 Jahre im Kali-Bergbau arbeitete, musste sich nach Abwicklung der Gruben neue Betätigungsfelder suchen. Der Antikhandel gehört dazu. Klaschewski hat echte Raritäten von der original kaiserlichen Pickelhaube bis zur historischen Schindelaxt eines Dachdeckers. Manche Soldatenhaube anderer Händler erwies sich bei näherem Hinsehen jedoch als Mogelpackung. Was an die Kradmelder-Helme eines untergegangenen Heeres erinnern sollte, entpuppte sich als Kopfschutz der Nachkriegsfeuerwehr. Mit Brille 15 Euro, verriet der Anbieter. Und: "Mit der Brille können Sie sogar tauchen". So etwas interessiert Gerd Krüger nicht. Der Westerhäuser sucht alte Ansichtskarten seines Dorfes. Doch die sind selten, hat er inzwischen bemerkt.

Mannsgroße Globus-Bar

Seine Frau hat es leichter. Sie interessiert sich für Udo-Lindenberg-Platten. Trösten könnte sich Krüger bei Reingard Klippstein. Die Staßfurterin hat nicht nur eine fast mannsgroße Globus-Bar im Angebot, sondern auch vier blonde Schönheiten, hinter denen sich allerdings nur eine nostalgische Landskron-Bierwerbung verbirgt.

Wer bei Matthias Franke zuschlagen will, braucht eine dicke Marie. Der professionelle Antikhändler aus Mühlhausen hat neben Trichter- und Tischgrammophonen ein uraltes Symphonium zu bieten, eine große Lochplatten-Spieldose. Doch der Spielkamm ist kaputt, es fehlen einige Zungen, gesteht Franke. Deshalb gebe er das gute Stück schon für nur 400 Euro ab.

Inmitten des Trubels ist Ronny Alban vollauf zufrieden. Die Thüringerin organisiert und managt an jedem Wochenende ein bis zwei Trödelmärkte - und das hauptberuflich. Heute läuft es besonders gut, freut sich die Veranstaltungsleiterin; mehr als 60 Händler, die zum Teil aus Hessen, der Uckermark oder der Lüneburger Heide kommen, seien diesmal dabei. Auch der Besucherandrang entspreche ihren Erwartungen. "Thale bleibt eine feste Größe in meinem Veranstaltungskalender", bekräftigt Ronny Alban.