Bus rast in Haus Bus rast in Haus: Toter und Verletzte bei Unfall in Halberstadt

Halberstadt/MZ - Nach dem Busunglück in Halberstadt am Dienstag bleibt die Bundestraße 81 auch am Mittwoch noch gesperrt, wie der MDR meldet. Das Haus, gegen das der Bus gefahren war, muss abgestützt werden.
Das tragische Unglück hatte sich am Dienstagmorgen in der Harmoniestraße in Halberstadt ereignet. Bei einem schweren Verkehrsunfall ist ein Busfahrer der Harzer Verkehrsbetriebe (HVB) ums Leben gekommen. Fünf Fahrgäste wurden leicht und zwei schwer verletzt. Sie wurden in die umliegenden Krankenhäuser in Halberstadt, Wernigerode und Quedlinburg gebracht.
Wie es zu dem Unfall kam, ist noch unklar. „Es handelt sich beim Fahrer um einen erfahrenen Kollegen“, sagt Mona Niemeyer, Sprecherin der HVB. Der 58-Jährige hinterlässt eine Frau und zwei erwachsene Kinder.
Nach einer ersten Aussage des Kfz-Sachverständigen aus Wolfenbüttel lag offenbar kein technischer Defekt am Fahrzeug vor. Das Unglücksfahrzeug wurde zur weiteren Untersuchung in den HVB-Betriebshof nach Wernigerode gebracht. Nun soll die Obduktion des Fahrers zur Aufklärung der Unfallursache beitragen. „Alle Anzeichen und Zeugenaussagen sprechen dafür, dass der Fahrer während der Fahrt ein Herz-Kreislauf-Versagen erlitten hat“, sagt Polizeisprecher Peter Pogunke.
Erkerfenster herausgerissen
„Es war so gegen 8.30 Uhr, da hörten wir einen dumpfen Knall“, berichtet Vera Hartig von der Figaro GmbH. Das Friseurgeschäft liegt direkt an der vielbefahrenen Bundesstraße 81. Sie saßen gerade zu dritt im Büro und frühstückten. „Ein Kollegin meinte, es ist bestimmt ein Reifen eines Fahrzeugs geplatzt.“ Vera Hartig lief zum Fenster und sah einen Bus auf dem Fußweg fahren. Er hatte zwei etwas auf den Fußweg ragende Erkerfenster beim Vorbeifahren herausgerissen.
Dabei zerbarsten die Glasscheiben. Scherben, Metallstücke und Teile der blauen Hausfassade samt Dämmung verteilten sich im Laden und auf dem Fußweg. Glück im Unglück: Im Geschäft bediente gerade eine Mitarbeiterin einen Kunden; sie waren nur wenige Schritte von der Unfallstelle entfernt und wurden glücklicherweise nicht verletzt.
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Vera Hartig, die ab Freitag in den Ruhestand geht, bestätigt, was auch andere Zeugen beobachteten: Etwa 500 Meter vor der Kreuzung Harmoniestraße/Spiegelstraße kam der Linienbus 252 von Wernigerode nach Halberstadt kurz vor der Fußgängerquerung am Friseurgeschäft zuerst nach links und dann nach rechts von der Straße ab und stieß schließlich ungebremst in eine Hausecke eines Wohn- und Geschäftshauses, das vielen noch als DDR-Disco-Kultkneipe „Yvetta“ bekannt ist.
Gebäude gesichert
Heute werden die Räume als Musikbar „Spucknapf“ genutzt. Zuvor hatte das Fahrzeug noch drei Straßenlaternen umgefahren. Durch den ungebremsten Aufprall stürzten Teile der Hausecke ein. Tiefe Risse ziehen sich jetzt durch die Fassade. Das Technische Hilfswerk (THW) aus Halberstadt und Quedlinburg sicherte das einsturzgefährdete Gebäude. Mit einer Seilwinde eines Bergungs-Lkw wurde schließlich der Niederflurbus behutsam aus der Hausecke gezogen. Viele Schaulustige beobachteten hinter den Absperrbändern das Geschehen.
„Ein lautes Scheppern“ hatte auch Stefan Kugler, Inhaber eines Elektrogeschäftes an der Straße, gehört. „Ich dachte, es kam von einer benachbarten Baustelle“, berichtet er. Dann hörte er schon laute Rufe auf der Straße, dass dort ein Bus auf dem Fußweg fährt. Er und auch Vera Hartig zeigten sich erleichtert darüber, dass nicht mehr passiert ist. Immerhin ist die Ortsdurchfahrt der Bundesstraße 81 eine vielbefahrene Straße - die nicht nur von Lkw, Autos und Motorrädern genutzt wird, sondern natürlich auch von zahlreichen Radfahrern und Fußgängern sowie Eltern mit Kinderwagen.
„Trotz der Tragik um den Busfahrer waren hier doch viele Schutzengel unterwegs“, meinten sie. Insgesamt waren laut Rettungsleitstelle des Landkreises Harz über 100 Einsatzkräfte von Rettungsdiensten, THW, Polizei, Feuerwehr und verschiedenen Institutionen vor Ort. Die Harmoniestraße war in diesem Abschnitt am Dienstagabend noch gesperrt. Nach ersten Schätzungen der Polizei dürften sich die Schäden auf rund 150.000 Euro belaufen.



