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Krebs-Vorsorge Brustzentrum Harz: Erkrankte Frauen haben seit zehn Jahren eine Anlaufstelle

Von Cosima Sophia Hofmann 17.07.2018, 10:34
Um Risiken auszuschließen, sollte man die eigene Brust einmal im Monat nach Veränderungen abtasten.
Um Risiken auszuschließen, sollte man die eigene Brust einmal im Monat nach Veränderungen abtasten. dpa-tmn

Quedlinburg/Wernigerode - Es ist noch gar nicht lange her, da gab es in Sachsen-Anhalt sechs zertifizierte Brustzentren, die sich auf die Beratung, Untersuchung und Behandlung von an Brustkrebs erkrankten Frauen spezialisiert hatten: Davon jeweils zwei in Halle und Magdeburg, eines in der Altmark sowie eines im südlich gelegenen Weißenfels.

Bis 2007 gab es im Westen Sachsen-Anhalts keine Anlaufstelle

Nur hier, im Westen von Sachsen-Anhalt, gab es bis 2007 für Patientinnen keine direkte Anlaufstelle, obwohl die Nachfrage damals bereits vorhanden war, wie sich der leitende Oberarzt in der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Harzklinikum, Sven-Thomas Graßhoff, erinnert.

„Wir haben das Brustzentrum damals aufgebaut, da wir auch den Patientinnen hier in der Region die beste Betreuung und Hilfe bei der Bewältigung dieser Erkrankung bieten wollten“, sagt der gebürtige Quedlinburger.

Krankenhäuser in Wernigerode und Quedlinburg kooperieren

Dabei waren die Vorbereitungen auf diese spezielle Institution nicht ganz einfach: „Es bedarf einer Patientenzahl mit der Brustkrebs-Diagnose von mindestens 100, was damals weder die Krankenhäuser in Wernigerode noch in Quedlinburg vorweisen konnten“, so Graßhoff.

Auch wurden weitere fachliche Anforderungen gestellt. So kam es zur anschließenden Kooperation der beiden Häuser mit dem Ziel, gemeinsam im Interesse der Betroffenen zu handeln.

Mit Erfolg: Seit Bestehen des im April 2008 erstmals zertifizierten Zentrums kann es seitdem nicht nur auf drei weitere erfolgreiche Re-Zertifizierungen zurückblicken, sondern auch auf zahlreiche Frauen, denen an beiden Standorten geholfen werden konnte. So wurden seitdem über 2.000 neuerkrankter Frauen aus der Region behandelt.

85 Prozent aller Mammakarzinome werden im Brustzentrum behandelt

„Anhand statistischer Daten aus dem klinischen Krebsregister des Landes wissen wir, dass wir in den vergangenen zehn Jahren fast 20 Prozent aller Brustkrebspatienten im nördlichen Sachsen-Anhalt betreut haben“, so Sven-Thomas Graßhoff.

Für den Harzkreis bedeute das, dass etwa 85 Prozent aller Mammakarzinom-Diagnosen im Brustzentrum behandelt werden. „Das ist alles nur möglich durch das ständige Engagement sowohl der Kollegen aus dem Klinikum als auch der zahlreichen Kooperationspartner in unserer Region“, so Graßhoff.

Doch längst stehe nicht nur der körperliche Aspekt der Erkrankung an vorderster Stelle - auch die mentale Gesundheit wird in den Fokus gerückt: So sei die Ungewissheit zwischen der Untersuchung und der Diagnose häufig eine enorme psychische Belastung und sollte daher in einem möglichst kleinem Zeitraum stattfinden.

Dabei würde es - abhängig von der Art der Untersuchung - zwischen zwei und drei Tage dauern, bis ein Ergebnis vorliegen würde.

Selbsthilfegruppen unterstützen die Patientinnen

„Die Frauen wollen das häufig so schnell wie möglich hinter sich gebracht haben und wissen, wie es nun weitergeht“, erzählt Sven-Thomas Graßhoff. Auch die Therapie, die individuell auf die Patientin abgestimmt wird, kann

sehr unterschiedlich ausfallen, da nicht jeder Körper eine Behandlung durch eine Hormon-, Chemo-, Antikörper- oder Strahlentherapie gleich gut vertragen würde.

Doch auch mit Abschluss einer Behandlung werden die Patientinnen nicht alleine gelassen: So zählen neben Selbsthilfegruppen, die sich regelmäßig zum Sport oder Kreativkursen treffen, auch spezielle Angebote wie die die Psychoonkologie, Hospiz- und Palliativmedizin und andere Angebote zum Netzwerk des Brustzentrums.

Bereits im Vorfeld einer etwaigen Diagnose sollten sich Frauen einer regelmäßigen Kontrolle beim Gynäkologen unterziehen, auch biete es sich an, den Busen mindestens einmal im Monat selbst nach Veränderungen wie Knoten abzutasten und Entdeckungen an den Arzt weiterzutragen.

„Es ist richtig, dass Krebs eine schwere Erkrankung ist - wird er aber im Frühstadium diagnostiziert und behandelt, haben die Patienten gute Heilungschancen“, so Graßhoff. (mz)