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Ausstellung in Quedlinburg Ausstellung in Quedlinburg: Filz und Farben aus der Ferne

Von Rita Kunze 08.04.2015, 17:52
In der Ausstellung wird Brigitte Tschoepe neben der Filzkunst auch traditionelle Teppiche, kleine Puppen und Fotos zeigen, die - wie dieses Bild - bei ihren Kirgistan-Reisen entstanden.
In der Ausstellung wird Brigitte Tschoepe neben der Filzkunst auch traditionelle Teppiche, kleine Puppen und Fotos zeigen, die - wie dieses Bild - bei ihren Kirgistan-Reisen entstanden. Privat/Tschoepe Lizenz

Quedlinburg - „Filz ist in Kirgisien ein sehr wichtiges und universelles Material“, sagt Brigitte Tschoepe. „Es heißt, Kirgisen werden auf einer Filzmatte geboren und nach ihrem Tod in einer solchen begraben.“ Die Händlerin aus Bad Oldesloe hat sich auf kirgisische Filzkunst spezialisiert. Einen Einblick verschafft sie demnächst interessierten Quedlinburgern mit einer Ausstellung beim Arbeitskreis 7kunst. Sie wird am Samstag, 11. April, um 14 Uhr im Wordspeicher eröffnet.

Ihr Interesse an der kleinen Republik in Zentralasien liegt in ihrer Kindheit begründet. „Meine Mutter hatte einen sorbischen Großvater, der als gebildeter Mann unter anderen slawischen Sprachen auch Russisch konnte. So gehörten zu unserem Lesestoff auch russische und sowjetische Literatur - und wer kann sich wirklich dem Zauber entziehen, der von Aitmatows ’Djamila’ ausgeht?“

Doch nicht nur der berühmte Roman des kirgisischen Schriftstellers regte Tschoepes Fantasie an. Es war auch Reiseliteratur weit früheren Datums: „Die andere wichtige Inspiration ist sicher Marco Polo gewesen mit seinen Geschichten, als ein wunderbares Kinderbuch immer wieder gelesen und geträumt.“

Seit 2010 träumt die gebürtige Neubrandenburgerin nicht nur von Kirgistan, sondern bereist das Land auch, zunächst als Händlerin: „Ich treffe die Produzenten der schönen Hüte und Schuhe, die ich aussuche. Schaue mir die Lebensbedingungen und Verhältnisse an und bin begeistert von Kirgistan und seinen Bewohnern.“

So geht das Interesse schließlich auch über die Filzprodukte hinaus: „Auf den Märkten treffe ich interessierte, aufgeschlossene Menschen, denen ich von meinen Reisen nicht nur Hüte und Schuhe, Teppiche und Spielzeug mitbringe, sondern auch Geschichten und Eindrücke“, sagt Tschoepe. „In Kirgistan schaue ich den Leuten bei der Arbeit zu, den Frauen in ihre Kochtöpfe, den Hirten bei ihren Schafen und Pferden, den Großmüttern beim Spinnen, den Hausherren beim Heizen der Banja.“

Die Filzherstellung - und das ist das Thema der Ausstellung im Wordspeicher - ist traditionell Frauensache. „Eine Ausnahme bilden die Schuhe“, so Tschoepe. „Um die gewünschte Festigkeit zu erreichen, sind die kräftigeren Arme von Männern gefragt.“

Wie fest Filz sein kann, haben kirgisische Künstler 2012 in einem Wettbewerb gezeigt: „Thema waren Lehm und Steine und deren Vergleichbarkeit mit Filz. Filz lässt sich formen wie Lehm. In den dreidimensionalen Lehmbildern wird diese Eigenschaft angewandt, um die Betrachter an die alten archaischen Städte dieser Weltgegend zu erinnern“, sagt die Händlerin. „Auch in heutiger Zeit werden dort noch sehr viele Lehmbauten errichtet. Vom Wohnhaus bis zum Grabmal bestehen fast alle Gebäude auf dem Land aus Lehmziegeln.“

Zweites Thema dieses Wettbewerbs seien Steine gewesen: „Mit dem Material Filz wird das Wesen und die zärtliche, weiche Wärme von besonnten Steinen wiedergegeben.“

All das soll sich in der Schau im Wordspeicher widerspiegeln. Bis zum 24. Mai sind dort neben der Filzkunst auch traditionelle Teppiche, kleine Puppen und Fotos von Tschoepes Kirgistan-Reisen seit 2010 zu sehen.