Ausstellung in Gernrode: Ausstellung in Gernrode: Künstlerpaar gewährt Einblicke

gernrode - Was tun, wenn man aus einem riesigen Angebot, Weniges, aber Aussagekräftiges zusammenstellen will? Man nimmt das Fassungsvermögen eines normalen Pkw als Maßstab, greift in das eine Fach und in jenes, nimmt von dort ein Stück und von da auch. Immer mit der Prämisse im Hinterkopf, das Ganze ohne Möbelwagen von Dessau nach Gernrode transportieren zu können. Und mit dem Wissen, dass der im Harz zur Verfügung gestellte Raum ebenfalls Grenzen hat. So erging es den Rammelts aus Dessau-Roßlau, die die neueste Ausstellung in der Galerie Haus Sonnenschein in Quedlinburgs Ortsteil Gernrode gestalten. „Fantasie trifft Natur“ lautet ihr Titel.

Dahinter verbergen sich Kostproben aus dem umfangreichen Schaffen von Christine Rammelt-Hadelich und Olaf Ralf Rammelt. „Sie öffnen mit dieser Ausstellung nur einen Spalt zu dem, was ihr künstlerisches Spektrum ausmacht“, sagte Laudator Wolfgang F. Salzburg zur Vernissage. Bei Olaf Rammelt sind das sowohl schlichte Tierzeichnungen als auch Gemälde mit Landschaftsmotiven oder dekorative Malarbeiten in Verbindung mit Blattgold. Er beherrscht ebenfalls die Kunst der Karikatur. Zu seinen neuesten Werken gehört das Porträt eines Wolfes, der in Menschenobhut an der Ostsee lebt. „Wenn ich Tiere zeichne, setze ich im gewissen Sinne die Arbeit meines Vaters fort. Tiermaler wie ihn gibt es heute kaum noch“, erklärt Rammelt die Begeisterung für seine Motivwahl. Er arbeitet eng mit den Zoos in Rostock und Leipzig zusammen, ist dort immer wieder Gast, um Tiere zu zeichnen und zu malen. Während laut Salzburg Olaf sich mit der Fläche begnügt, braucht Christine den ganzen Raum.

Christine Rammelt-Hadelich stellt Beispiele ihrer Plastiken aus. Wie die Büste ihrer Schwägerin, der Schauspielerin Annekathrin Bürger. Das Besondere daran: Sie zeigt die Mimin in der Rolle als Frau von Dopf in „Norden“ aus einer Inszenierung von Frank Castorf an der Berliner Volksbühne. Geschmückt ist die Büste mit Seidenpapier, auf dem Auszüge aus dem Rollenbuch stehen. Witzig sind die Aufbewahrungskeramiken von Rammelt-Hadelich. Auf dem Deckel haben sie immer ein kleines Kunstwerk. Mal einen Fisch oder einen Eisbär, oder eine kokette Nackte mit auffälliger Frisur. Diese Frauengestalten begegnen dem Betrachter auch als Beiwerk zu dekorativen Wand- und Tischuhren, die weit mehr als nur Zeitanzeiger sind. Genau wie der Schmuck aus dem Atelier der Künstlerin mehr als nur Kette oder Ohrring ist. Insgesamt bietet das Ehepaar aus Dessau-Roßlau ein breites Spektrum, das mehr als nur Malerei und Bildhauerei umfasst. Christine Rammelt-Hadelich schreibt auch sehr tiefsinnige und trotzdem humorvolle Texte und wandelt so quasi auf den Spuren ihrer Mutter Irmela Hadelich-Nauck. Deren Geschichten werden mittlerweile in der Feder-Edition herausgegeben, die ein weiteres künstlerisches Kind der Familie Rammelt-Hadelich ist. In dieser Edition sind Buch und CD mit dem Titel „Geliebte Ostsee“ erschienen.

Beides kann in der Ausstellung im Haus Sonnenschein erworben werden. Unter diesem Titel haben Christine Rammelt-Hadelich und Annekathrin Bürger ihre Gedanken und Erinnerungen an die geliebten Ostsee-Urlaube in Form von unterhaltsamen Anekdoten, märchenhaften Begebenheiten, frechen oder auch stimmungsvollen Gedichten und meditativen Betrachtungen zusammen getragen. Ergänzt wird das Ganze mit Zeichnungen aus dem Skizzenbuch von Olaf Rammelt. Und wem das alles noch nicht genug ist: Kleine Kärtchen mit und ohne Text zu den unterschiedlichsten Anlässen kommen ebenfalls aus dem Atelier der vor Schaffenskraft überbordenden Künstler, die in Dessau in unmittelbarer Nachbarschaft zum Bauhaus ein Kunstkabinett betreiben. (mz)