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Denkmalschutz Augustinern 75 Quedlinburg: Stiftung Denkmalschutz unterstützte Sanierung des 320 Jahre alten Hauses

Von Kjell Sonnemann 03.12.2018, 12:16
Das Haus Augustinern 75 in Quedlinburg ist saniert. Darüber freuen sich Besitzer Eduard Reger (links) und seine Töchter (im Fenster) sowie Petra Gennari von der Stadt und Ortskurator Claus Mangels.
Das Haus Augustinern 75 in Quedlinburg ist saniert. Darüber freuen sich Besitzer Eduard Reger (links) und seine Töchter (im Fenster) sowie Petra Gennari von der Stadt und Ortskurator Claus Mangels. Sonnemann

Quedlinburg - Ein denkmalgeschütztes Fachwerkgebäude darf nur mit vorgegebenen Baumaterialien saniert werden - wie sie zu Zeiten seines Baus üblich waren. „Aber die alten Materialien sind auch solider“, sagt Claus Mangels. Der Ortskurator der Deutschen Stiftung Denkmalschutz nennt ein Beispiel: Moderne Fensterrahmen aus schnell wachsendem Holz bräuchten viel Pflege, schimmelten aber trotzdem irgendwann.

Mangels besuchte am Freitag das frisch sanierte Fachwerkhaus der Familie Reger in der Quedlinburger Altstadt-Straße Augustinern. Im Gepäck hatte er eine Bronzetafel, die er zusammen mit Sven Löw von der städtischen Bauverwaltung an einen Holzbalken der Hausfassade schraubte. Darauf ist zu lesen: „Gefördert durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz“.

Haus Augustinern 75 in Quedlinburg ist 320 Jahre alt

Diese hatte den Hausbesitzern Yelena und Eduard Reger 40.000 Euro gegeben, damit sie Fassaden, Decken und Dach instand setzen konnten. Die ganze Sanierung habe eine sechsstellige Euro-Summe gekostet, sagt Eduard Reger. Er stammt aus einem Dorf in Kasachstan. „Da haben wir alles selber gebaut.“ So war es kein Problem für ihn, auch hier in Quedlinburg mit Hand anzulegen.

Begonnen hat der „Traum von einem Fachwerkhaus“ im August vor drei Jahren. „Bevor wir es gekauft haben, haben wir es uns mit zwei Mitarbeitern der Unteren Denkmalschutzbehörde angesehen“, erinnert sich Eduard Reger. Sie hätten grünes Licht gegeben, weil die Kaufinteressierten das etwa 320 Jahre alte Haus „im Groben“ so lassen wollten.

Ortskurator Claus Mangels lobt die Qualität der Sanierung

Lediglich ein alter Anbau auf der Hausrückseite, der einst Stall war und auf dessen Dachboden Propaganda-Zeitungen aus dem Dritten Reich lagerten, wurde abgerissen und durch einen neuen ersetzt. Die Zeitungen sind längst im Müll verschwunden.

Und nun, nach drei Baujahren, strahlt das Haus Augustinern 75 in neuem Glanz. „Es ist ein schöner Bau“, lobt Ortskurator Mangels. „Und er wird noch sehr viele Jahre halten.“ Er zollt der fünfköpfigen Familie auch Respekt, dass sie den Mut zu dem Vorhaben hatte. Eduard Reger bemerkt: „Wir wollten unbedingt in Quedlinburg bleiben. Wir lieben unsere Stadt.“

Das denkmalgeschützte Fachwerkhaus ist ein schlichtes, zweigeschossiges Gebäude mit einem hohen Satteldach, beschreibt die Stiftung. Es steht im einstigen Armenviertel von Quedlinburg.

Stiftung gab auch Zuschüsse für St. Aegidii-Kirche

Eine gleiche Bronzetafel hängt seit Freitag auch neben dem Haupteingang der Quedlinburger Kirche St. Aegidii. Vorgebohrt und mit Dübeln versehen waren zwei Löcher in einem der Steine. Anwesende fragten sich: Wären die Löcher in einer Fuge nicht besser aufgehoben?

Nein, die Denkmalschutz-Stiftung hatte den Platz genau ausgewählt. Sie war es auch, die mehrere Modernisierungsvorhaben mit 23.000 Euro unterstützt hatte. Gerhard Schwenk vom Förderkreis der Kirche berichtete über die Maßnahmen. Das Fenster Nummer 3 auf der Nordseite - gezählt wird von Osten - ist restauriert worden.

Zimmerer, Klempner und Spezialisten im Umgang mit Natursteinen hatten rund um die Glasscheiben gearbeitet. Weiter ist eine pfeilerartige Mauerecke am Nordturm erneuert und mit von außen unsichtbaren Haken gestützt worden.

Besonders freut es Gerhard Schwenk und seine Mitstreiter, dass das Dach des Mausoleums erneuert wurde. Es hat nun wieder eine Giebelspitze aus Sandstein. Das Zieger’sche Grab wurde 1797 im barockem Stil an die Kirchenwand gebaut. Die evangelische Kirche selber ist gotisch, sie wurde 1179 erstmals erwähnt. Auch städtisches Geld kam den drei Modernisierungen der St.-Aegidii-Kirche zugute. Insgesamt wurden dabei 40.000 Euro verbaut. (mz)