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Wenzel vom 3. August "Wenzel vom 3. August: ""Werbeikone"" Wetter"

03.08.2015, 07:59
Erinnert an den Kalibergbau: Lore an der Straße „Gewerkschaft“.
Erinnert an den Kalibergbau: Lore an der Straße „Gewerkschaft“. Speck Lizenz

Billroda liegt direkt an der Bundesstraße 176 zwischen Sömmerda und Naumburg und direkt an der Landesgrenze zum Freistaat Thüringen in 252 Meter über NN. Mit seinen 300 Einwohnern gehört es seit der Gebietsreform 2009 mit Tauhardt und Lossa zur Gemeinde Finne und Verbandsgemeinde An der Finne.

Urkundlich erwähnt wird das Dorf erstmals 1148 unter dem Namen Bilrieth. Ist aber bereits seit der Steinzeit besiedelt, wie Werkzeugfunde in der Flur belegen. Besonders viele Gegenstände wurden zwischen dem Lossabach und dem Eisbach beim Pflügen gefunden. Die Christianisierung begann von Bad Bibra aus. Vermutlich errichteten Mönche im heutigen Siedlungsgebiet eine Kapelle, die später einer Kirche wich. Große Handels- und Heerstraßen mieden den Höhenzug. Lediglich die Kupferstraße führte von Herrengosserstedt kommend durch die Billrodaer Flur. So blieb das Dorf auch von den durchziehenden Heeren im 19. Jahrhundert verschont.

Die Kalischächte Burggraf und Bernsdorf am Ortsrand zu Kahlwinkel wurden von 1911 bis 1921 betrieben. Abgebaut wurde das Kalisalz in einer Tiefe von 660 Metern. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Schacht Burggraf als Lager für das Heereszeugamt Naumburg genutzt. Ab November 1944 entstand hier das SS-Außenkommando Billroda des Konzentrationslagers Buchenwald, in dem bis zu 500 Häftlinge Zwangsarbeit unter und über Tage verrichten mussten. Anfang April wurde das Lager geräumt, die Häftlinge wurden in einem Fußmarsch zurück ins Hauptlager nach Buchenwald geführt. Bei diesem Marsch kam es zu einem alliierten Flugzeugangriff, bei dem Bewacher und auch einige Häftlinge zu Tode kamen. Nach Kriegsende kam es untertage zu einem Brand mit mehreren Toten. Zwei an Rauchgasvergiftung gestorbene Letten wurden auf dem Friedhof in Billroda begraben, wo die Ruhestätten weiterhin liebevoll gepflegt werden. 2006 wurde von der Interessengemeinschaft „Schacht Burggraf“ eine Gedenkstätte für die Häftlinge des Lagers errichtet und eingeweiht. Gestaltet hat sie der Bildhauer Peter Fiedler gemeinsam mit Schülern der Landesschule Pforta. Die ehemalige Schachtanlage dient heute als unterirdischer Speicher für Erdgas der Firma Verbundnetz Gas AG.

Das stattliche Bahnhofsgebäude von Billroda war mit Dienst- und Warteräumen sehr großzügig gestaltet, liegt aber abseits vom Ort zwischen Billroda und Kahlwinkel. Es lag an der 1914 in Betrieb genommenen Bahnstrecke Kölleda-Bad Bibra-Laucha der Finnebahn. Eine Fahrzeit von Laucha nach Kölleda betrug 2:34 Stunden und in umgekehrter Richtung 1.43 Stunden. Für die 16 Kilometer lange Strecke von Laucha nach Billroda galt es eine Steigung von 156 Metern zu überwinden. Im November 1947 wurde die Strecke zwischen Kölleda und Lossa als Reparationsleistung an die Sowjetunion demontiert. Nach der Einstellung des Personenverkehrs am 30. November 1967 bis Lossa blieb die Strecke für sowjetische Armeeverladungen erhalten. Der Personenverkehr Bad Bibra–Lossa wurde am 25. Mai 1968 und Laucha–Bad Bibra am 30. September 1973 eingestellt. Güterverkehr gab es bis Lossa noch bis 31. Dezember 1993, bis Bad Bibra noch bis zum 31. Dezember 1994. Das Reststück galt noch lange Zeit als Rangiergleis des Bahnhofes Laucha, ist bis heute (2009) als Bahnstrecke gewidmet und mit Ausnahme der Bahnhofsanlagen in Lossa noch vorhanden. Das Gleis der Finnebahn besitzt jedoch in Laucha keine funktionsfähige Verbindung zur Unstrutbahn mehr.

Eine Kirche besitzt Billroda nicht mehr. Das dem Heiligen Martin gewidmete Gotteshaus war in seiner letzten Gestalt nach dem 30-jährigen Krieg neu erbaut worden. In der Zeit der DDR verfiel die Kirche zusehends. Das bunte Fenster mit der alten Glasmalerei verschwand, und die Orgel hat irgendwer entsorgt. Nach dem Zusammenbruch der DDR wurde am Standort der alten Kirche ein Holzgestell errichtet, in dem die Kirchenglocke hängt, aber wohl nicht mehr geläutet werden kann. 2006 hat die evangelische Kirchengemeinde das alte Altarkreuz mit dem gekreuzigtem Jesus zurückerhalten.

SG Finne Billroda: Die Sportgemeinschaft unterhält neben der Laufgruppe auch gemeinsam mit Wohlmirstedt eine Fußballmannschaft, die im vergangenen Jahr zweiter in der Kreisliga wurde.

Alles ist Finne auf der Finne. Was mitunter zu ärgerlichen Verwechslungen führt. Vor allem bei der Post. So gehört Billroda mit Tauhardt und Lossa zur Gemeinde Finne. Die Nachbargemeinde mit Kahlwinkel, Saubach, Steinburg, Borgau und Marienroda nennt sich Finneland und schließlich heißt die VG An der Finne. (hds)