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Wenzel vom 19. September Wenzel vom 19. September: Guten Morgen,liebe Leser

19.09.2012, 06:21

Wischroda. - Landwirt Wilfried Frenzel weiß schon jetzt, dass er dieses Jahr eine erhebliche Ernteeinbuße verkraften muss. In seinem 17 Hektar großen Maisfeld in Wischroda tummeln sich immerzu Wildschweine. In welchem Ausmaß sich das Schwarzwild bereits zu schaffen gemacht hat, hielt Sohn Matthias, der im Familienbetrieb beschäftigt ist, erst vor wenigen Tagen wieder vom Flugzeug aus im Bild fest.

"Bis jetzt sind 25 Prozent der Ernte zerstört worden, das sind zwischen 4 000 und 5 000 Euro", so Frenzel senior. Pro Woche verzeichne er einen Schadenszuwachs von 500 Euro. "Da kann ich den Mais nicht länger stehen lassen", resümiert er. Doch auch die vorzeitige Ernte bedeute einen finanziellen Verlust. Denn statt des qualitativ hochwertigen und damit wertvolleren Körner-Maises, der Anfang / Mitte November geerntet wird, wird er in den nächsten Tagen das Getreide als Biomasse-Mais vom Feld holen - jedoch für weniger Geld.

Pächter lässt nicht mit sich reden

Für den Schaden muss eigentlich der Jagdpächter aufkommen. "Eigentlich", betont Matthias Frenzel. Denn der Jäger, der im Bereich ihres Wischrodaer Maisfeldes das Revier hegen und pflegen soll, kommt aus Hannover und lasse sich nur selten blicken. Auch für Gespräche bekämen Frenzels den Mann nicht zu fassen. Bis 2010 sei alles in Ordnung gewesen, habe es kaum Wildschaden gegeben und wenn, dann habe der Jäger diesen beglichen. "Da stand für den Jäger ja auch gerade die Neuverpachtung an", so Frenzel. Nachdem der Jäger den neuen Jagdpachtvertrag für weitere elf Jahre unterzeichnet hatte, habe sich das Blatt gewendet. Den 2011 aufgetretenen Wildschadens auf Frenzels Landwirtschaftsflächen wollte der Jagdpächter schon nicht mehr begleichen. Dem Familienbetrieb waren 2 000 Euro verloren gegangen. "Nun liegt der Schaden vor Gericht", sagt Wilfried Frenzel. Für 2012 wird die Schadensregulierung vermutlich den gleichen Weg einschlagen. Auf den gesamten 300 Hektar, die Frenzel bewirtschaftet, würde er im Schnitt jährlich 10 000 Euro einbüßen.

Dass die Schadensbegleichung an die Jagdpächter weitergereicht wird, liege zum einen daran, dass es seine Pflicht ist, das Revier zu hegen und zu pflegen. Zum anderen "ist im Jagdpachtvertrag festgelegt", so Kreisjägermeister Jürgen Hartung, "wer für den Schaden aufkommt, der Jäger oder die Jagdgenossenschaft".

Nur wenig Jägernachwuchs

Kommt der Jagdpächter für den Schaden nicht auf, müsse die Jagdgenossenschaft, in der die Grundstückseigentümer mit ihren Flächen anteilsmäßig beteiligt sind, an dessen Stelle die Schadenssumme begleichen. Frenzel winkt ab, darauf hoffe er nicht.

Nicht nur die seltene Jagd führe zu den immensen Wildschäden. "Wir haben das Problem, dass die Wildbestände, besonders die des Schwarzwildes wachsen", so Hans Schulze, Geschäftsführer des Bauernverbandes Burgenlandkreis. Eine Ursache dafür macht er auch in der Anbaustruktur aus. So werde beispielsweise viel Mais angebaut, gutes Futter für das Wild. Und Mais und Raps wachsen aber so hoch, dass die Jäger das Wild darin nicht sehen könnten, so der Kreisjägermeister. Ein weiteres Problem sei, dass den Jägern der Nachwuchs fehle. Zwischen zehn und 15 Neujäger kämen im Jahr hinzu. Jedoch würden die meisten arbeitsbedingt nur an den Wochenenden auf die Jagd gehen können. Schulze sieht auch die Landwirte in der Pflicht: "Sie müssen das Nötigste dazutun, den Jäger darüber informieren, was er anbaut oder welche Probleme es mit dem Wild gibt."