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Stadtbibliothek Stadtbibliothek: Begegnung mit Geschichte(n)

Von Constanze Matthes 29.04.2014, 06:48
Am Ortsausgang von Wetzendorf werden Schlauchleitungen zum Auspumpen von Kellern in Einfamilienhäusern verlegt.
Am Ortsausgang von Wetzendorf werden Schlauchleitungen zum Auspumpen von Kellern in Einfamilienhäusern verlegt. Gudrun Schröder Lizenz

Karsdorf - Die Feier zum Jubiläum 140 Jahre Freiwillige Feuerwehr Wennungen während der Spende, des traditionellen Heimatfestes im Karsdorfer Ortsteil, fand am Sonntagnachmittag für die Jubilare und ihre Gäste aus den Feuerwehren anderer Orte kein schönes Ende. Zwei Stunden nach dem Festumzug, gegen 16 Uhr, brach ein Unwetter über Karsdorf, Wetzendorf und Wennungen herein. Starke Gewitter tobten über den Dörfern. Sintflutartige Regenfälle und Hagel gingen nieder. Es regnete so stark, dass Straßen überflutet wurden und gesperrt werden mussten, weil die Kanalisation die Wassermassen nicht mehr fassen konnte. Fontänenartig spritzte das Wasser aus den Gullys.

Schlamm auf den Straßen

Die Wassermassen hatten zudem Schlamm von den Feldern auf die Straßen gespült und diese unpassierbar gemacht. Die Straße zwischen Wennungen und Tröbsdorf musste halbseitig gesperrt werden. Hier hatte, wie oft bei Starkregen, vom Hang abgespülter Schlamm die Straße blockiert. Zudem geriet hier aufgrund von Aquaplaning ein Auto von der Fahrbahn und prallte gegen einen Baum. Der Fahrer wurde verletzt. Auch die Straße von Wetzendorf nach Nebra war in der Ortslage Wetzendorf gesperrt.

190 Feuerwehrleute waren nach Auskunft von Steffen Alt, Wehrleiter der Verbandsgemeinde (VG) Unstruttal, im Einsatz, um die Folgen des Starkregens in Karsdorf und Wetzendorf zu meistern. Alle Wehren des Unstruttales, zudem zahlreiche der Finne-VG waren beteiligt, so Alt. Das Zusammenwirken der Einsatzkräfte habe sehr gut funktioniert, so Unstruttal-Bürgermeisterin Jana Grandi. Karsdorfs Bürgermeister Olaf Schumann zollt den Einsatzkräften zudem hohes Lob, weil viele von ihnen gerade von Festumzug und Jubiläumsfeier in Wennungen in ihre Heimatorte zurückgekehrt waren, als die Anforderung zum Hilfseinsatz gekommen war.

In den Orten blinkte gegen 21 Uhr überall Blaulicht, immer wieder ertönten Fahrzeugsirenen. Es blitzte, donnerte und regnete noch immer. Zahlreiche Keller und Höfe in Wetzendorf und Karsdorf waren voll Wasser gelaufen.

Jana Grandi, die Verbandsgemeindebürgermeisterin, und Olaf Schumann, Karsdorfs Bürgermeister, waren auf den Beinen, um sich von der Situation vor Ort ein Bild zu machen. Die Feuerwehren aus dem Unstruttal und von der Finne waren da bereits seit ein paar Stunden im Einsatz. Wetzendorf und Karsdorf hatte es diesmal besonders schlimm getroffen, war von Schumann zu erfahren. Wennungen sei vergleichsweise glimpflich davongekommen.

Einsatzleitung auf Parkplatz

Unterwegs zwischen den zahlreichen Einsatzorten war auch Steffen Alt, der Wehrleiter der Verbandsgemeinde, der mit dem Feuerwehrauto die betroffenen Ortschaften anfuhr. Wie Alt berichtete, mussten die Wehren auch nach Nebra und Reinsdorf ausrücken. Am Parkplatz des Einkaufsmarktes in Wetzendorf hatte die Einsatzleitung Position bezogen, dort war auch der Sammelpunkt für alle Feuerwehren eingerichtet worden.

Die Feuerwehrmänner pumpten in Karsdorf und Wetzendorf Keller von Neubaublöcken und Einfamilienhäusern aus, befreiten zudem Grundstücke vom Wasser. Auch der Bauhof der Gemeinde und der Garagenkomplex waren von Wasser und Schlamm stark betroffen. Im Grundstück eines Unternehmens an der Brückenstraße stand das Wasser den Helfern ebenfalls bis zu den Knien. In der Karsdorfer Schulstraße hatten sich Pflastersteine gehoben. Die Schranken an den beiden Bahnübergängen in Karsdorf waren zeitweise nicht funktionstüchtig. Die Feuerwehr spülte die Anlagen sauber.

Kaffee für die Helfer

Pia Tänzer und Jan Goniwiecha, die beide in der Nähe des Bahnübergangs zum Zementwerk wohnen, brachten den Feuerwehrmännern in vier Thermoskannen Kaffee. Diese nahmen das heiße Getränk dankend an. „Jeder ist doch froh, wenn er bei diesem Wetter einen warmen Kaffee bekommt“, bemerkte Frau Tänzer. Die Mitarbeiterin der Verbandsgemeinde hatte zuvor die Anwohner am Karsdorfer Ried, einem kritischen Ort, befragt, ob bei ihnen alles in Ordnung sei.

„Wir waren nach dem Festumzug kaum wieder in Balgstädt eingetroffen, als die Alarmbereitschaft kam“, sagte Feuerwehrfrau Antje Roese, die in Wetzendorf die Straßen mit absperrte. Auch den anderen Wehren sei es so ergangen. „Wir wollten uns gerade vom Depot auf den Heimweg machen, als die Nachricht kam“, berichtete der Nebraer Bernd Reinhardt. Für die Wennunger Feuerwehrmänner selbst ist ihr schönes Jubiläumsfest ebenfalls ziemlich abrupt zu Ende gegangen. Gegen 18 Uhr hatten sie die Festhalle verlassen, um in Wetzendorf mit zu helfen. Gegen 21.30 Uhr war auch der Karsdorfer Wehrleiter, Udo Breitung, mit seiner Einsatzgruppe noch immer mit Auspumpen beschäftigt. Jetzt sei erst mal der Keller leer, nun folge noch der Hof. Für ihn wurde es eng. „Um zwei Uhr muss ich los, auf Montage.“ Er sprach’s und packte weiter kräftig mit zu.