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Schwerlasterboom zwischen Frankfurt/Oder und Fulda?

Von MICHAEL HEISE 17.09.2010, 15:35

BAD KÖSEN. - Die Diskussion um die Ortsumgehung Bad Kösen-Naumburg hat neue Nahrung erhalten. Bisherige Verkehrsprognosen werden von den Gegnern der Straße jetzt nicht mehr in Zweifel gezogen, sondern vielmehr als Horrorszenario gedeutet. Eines, das entsteht, weil die B 87 angeblich eine Schnellstraße von Frankfurt / Oder nach Fulda werden soll, eingebettet "ins Netz internationaler Durchgangs-Fernstraßen".

Als Beleg für diese Theorie dienen der geplante Neubau der B 87 bei Torgau sowie zwischen Meiningen und Fulda. Es entstehe, so heißt es in einem Wurfblatt des Vereins "Rettet das Saaletal! - Alternativen zur B87n", eine Diagonale für den internationalen Transitverkehr. Es werde "planmäßig daran gearbeitet, Verkehr, der uns keinen Nutzen, aber hohe Belastung bringt", durch die Region "zu schleusen". Aus "Logistikzentren rings um Fulda" rollten Schwerlasttransporte Tag und Nacht, weshalb die Anwohner von Heiligenkreuz, Tultewitz und Rödigen ihre Ruhe verlieren würden. Auf Taugwitz, Gernstedt, Eckartsberga und Wethau käme eine neue Belastung "mit etwa 9 000 zusätzlichen Fahrzeugen pro Tag" zu. Mittels Baustopp für die Ortsumgehung könne dem Einhalt geboten werden, es ergeht zudem der Appell an Landeigentümer, kein Land zur Verfügung zustellen. Um vor der "Ortsumgehungslüge" zu warnen, hatte der Verein unter Vorsitz des Bad Köseners Dr. Helmut Schache Veranstaltungen in Eckartsberga und Bad Kösen durchgeführt.

Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung - von unserer Zeitung mit der These einer Schnellstraße konfrontiert - meint hingegen, von dieser könne keine Rede sein. Bestätigt werden neben der Ortsumgehung Bad Kösen-Naumburg zwar Vorhaben zum Neubau des B 87 bei Torgau und zwischen Meiningen und Fulda. Diese Maßnahmen seien vordringlich und für sie bestehe ein gesetzlicher Planungsauftrag. Allerdings gäbe es keine Absichten, andere Teile der B 87 aus- oder neu zu bauen. Beispielsweise zwischen Apolda und Ilmenau, wo die B 87 über weite Strecken sogar nur Kreisstraße und sowohl mit Tonnage- als auch Höhenbegrenzungen belegt ist. Und anders als in einer vom Verein ausgereichten Karte, die künftig eine B 87 zwischen Ilmenau und Meiningen entstehen sieht, sagt Ministeriumssprecher Henning Hertel: "Pläne für eine neue Bundesstraßenverbindung zwischen den beiden Städten gibt es nicht." Er kommt zu dem Schluss, dass "der großräumige Verkehr mit großen Fahrtweiten weiterhin von den Bundesautobahnen aufgenommen" wird.

Vollkommen neu entsteht die B 87 demnach lediglich zwischen dem thüringischen Meiningen und dem hessischen Fulda, bedingt dadurch - wie unter anderem in der freien Internet-Enzyklopädie Wikipedia vermerkt -, weil wegen der deutschen Teilung eine leistungsfähige Straßenverbindung zwischen beiden Regionen fehlt. Damit die B 87 dort entstehen kann, sollen bereits bestehende Landesstraßen "ortsdurchfahrtsfrei" ausgebaut werden. Kommentar