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Ritt durchs späte Mittelalter

Von JANA KAINZ 03.06.2011, 16:08
Hoch zu Esel reiten zwei Mönche ins Marientor ein. Während der Aufführung "Der Name der Rose" können die Zuschauer das Mittelalter sogar riechen. (FOTO: TORSTEN BIEL)
Hoch zu Esel reiten zwei Mönche ins Marientor ein. Während der Aufführung "Der Name der Rose" können die Zuschauer das Mittelalter sogar riechen. (FOTO: TORSTEN BIEL) CARDO

NAUMBURG. - Die vierjährige Pia und der sechs Jahre alte Marci haben eine tragende Rolle im Sommertheaterstück des Theater Naumburg. Die beiden Hausesel eröffnen den Historienkrimi "Der Name der Rose". Dabei tragen sie sowohl geruchlich mittelalterliches Flair ins Marientor als auch auf ihren Rücken Franziskaner-Pate William von Baskerville, der in dem Kloster einen mysteriösen Todesfall aufklären soll und dabei in einen Strudel zahlreicher Morde gerät - und Novize Adson von Melk.

Damit ihr großer Auftritt klappt, wird unermüdlich geprobt. Ins Schwitzen kommen dabei eher die aufsitzenden Darsteller. Pia und Marci nehmen es mit eselsgleicher Gelassenheit und lassen sich zwischendurch das für sie bereitgestellte Heu schmecken. "Das ist eine geniale Sache", bringt Gerd Vogt vom "Eselhof am Weinberg" auf den Punkt, warum er und Silke Göthe samt ihrer Esel mitwirken. Mit trocken Brot halten die beiden Kaatschener ihre Vierbeiner während der Probe bei Laune. Indes gibt es für die vor und hinter der Bühne mitwirkenden Frauen und Männer ein besonderes Gebäck: den für Tontechniker David Groß gebackenen Geburtstagskuchen.

Während der verputzt wird, surrt zwischen den mittelalterlichen Mauern die elektrische Nähmaschine, werden die Vorhänge des Bühnenbildes mit Nadeln kürzer gesteckt, Strohballen in der Mitte des Runds drapiert. Es sind die letzten Vorbereitungen für einen besonderen Probelauf. Erstmals nehmen Gymnasiasten auf den Zuschauerbänken Platz. Als Testpublikum bekommen sie den ersten Teil des Sommertheaterstückes zu sehen - allerdings ohne Beleuchtung und Tontechnik. Das kommt alles noch. Ebenso erhalten Bühnenbild und Kostüme von Ausstatter Andreas Becker und das Spiel der Darsteller von Regisseurin Jutta Schubert den letzten Schliff. Die Wiesbadenerin ist zufrieden: "Alles läuft sehr gut, das Wetter spielt wunderbar mit." Das einzige Problem, das es gebe, sei, dass eine umfangreiche Geschichte mit unzähligen Akteuren von vier Schauspielern erzählt wird. "Da gibt es im Hintergrund viel zu organisieren, müssen die Ton- und Lichttechniker mit eingreifen", so Jutta Schubert. Aber auch damit habe die Regisseurin gerechnet.

Für die Naumburger Inszenierung musste sie unzählige Stellen im Text - der Bühnenfassung von Claus J. Frankl - streichen. Umberto Ecos "Der Name der Rose" mit nur vier Schauspielern auf die Bühne zu bringen, das habe es noch nicht gegeben. Heraus kam eine "zugespitzte Variante, die noch weiter ausgedünnt werden muss, und die sehr auf die Schauspieler setzt", sagt Jutta Schubert. Bei allem Kürzen bleibe sie nah am Text. Wichtig ist ihr zu unterhalten, aber auch die historische Dimension herauszuarbeiten. Sie möchte viel Wissen vermitteln, dem intellektuellen Ansatz gerecht werden, zeigen, was die Inquisition getan hat und die Menschen sich angetan haben. Dabei muss sie einen Bogen spannen von der Leichtigkeit, die in tiefe, schwere Melancholie fällt.

Da sie diese große Aufgabe mit einer kleinen Truppe realisieren muss, sei ihr und dem Ausstatter sogleich klar gewesen: Hier geht nichts ohne Masken. In diese stecken ausschließlich die beiden Frauen des vierköpfigen Ensembles ihre Häupter. Jutta Schuberts größter Wunsch ist, "dass die Zuschauer nicht merken, dass nur vier Personen spielen" und dass das italienische Kloster für gut zwei Stunden lebt.

Am heutigen Sonnabendsind ab 17 Uhr zur Einführung in die Sommertheater-Inszenierung "Der Name der Rose" Regisseurin Jutta Schubert und Ausstatter Andreas Becker bei "Theatermenschen im Gespräch" zu Gast im Marientor. Als besonderer Gesprächspartner berichtet Guido Siebert, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Vereinigten Domstifter, auch über die Welt des späten Mittelalters.

Premiere hat das Stück am 11. Juni, 19.30 Uhr, im Marientor. Weitere Aufführungen sind geplant für den 12., 17., 18. und 19. Juni jeweils ab 19.30 Uhr. Gezeigt wird "Der Name der Rose" auch am 7. Juli, 14.30 und 19.30 Uhr, sowie am 8., 14. und 15. Juli je ab 19.30 Uhr.

Karten können vorbestellt werden unter der Telefonnummer 03445 / 27 34 80.