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Pilze Pilze: Das Gift aus dem Wald

Von Petra Wozny und Roland Lüders 26.08.2014, 07:15
Sehr gut gefülltes Gotteshaus: Teilnehmer der sächsischen Jugendsingewoche gastieren in der Kirche zu Schellsitz.
Sehr gut gefülltes Gotteshaus: Teilnehmer der sächsischen Jugendsingewoche gastieren in der Kirche zu Schellsitz. Hans-Dieter Speck Lizenz

SchellsitZ/naumburg - 21 Jahre und kein bisschen älter. Pfarrer Daniel Schilling-Schön meinte damit den großen Chor junger Leute, der einmal im Jahr im August in der Schellsitzer Kirche ein Konzert gibt. Auch diesmal konnte er 31 Sängerinnen und Sänger begrüßen, die im Rahmen der Jugendsingewoche des evangelischen Kirchenwerks in Schönburg (wir berichteten) in das kleine Dorf an der Saale gekommen waren.

Und wieder waren, wie in all den zwei Jahrzehnten zuvor, Kirchenschiff und alle zwei Emporen restlos besetzt, mit mehr als 250 Personen aus Schellsitz und den Nachbarorten. „Es sind diese begeisterungsfähigen Menschen, und es ist diese schöne barocke Kirche, die uns immer wieder nach Schellsitz kommen lässt“, sagte Kirchenmusikdirektor und Wurzener Domkantor Johannes Dickert, der gemeinsam mit dem Dresdener Kantor Detlev Küttler in all den Jahren zum Auftakt einer kleinen Konzertreise in der Region nach Schellsitz kommt. Mit dabei ist seit etlichen Jahren auch Andreas Conrad. Der sang als Jugendlicher im Chor mit, war von Jahr zu Jahr dabei, hat inzwischen Kirchenmusik studiert und zwei Aufbaulehrgänge belegt und steht nun als Dritter im Bund Dickert und Küttler zur Jugendsingewoche als Leiter zur Seite.

Die jungen Leute, alle zwischen 16 und 27 Jahre alt, haben sich zuvor noch nicht gesehen, probten nun für eine Woche den gemeinsamen Chorgesang, den die Vielstimmigkeit prägt. Emanuel Günther, Abiturient aus Wurzen, hat bislang eher selten in einem Chor gesungen, Sabine Feller aus Glauchau, die gerade eine Lehre als Akkordeonbauerin abgeschlossen hat, hat zwei Jahre Gesangsunterricht genommen und in einem Gospelchor mitgesungen. So unterschiedlich wie die Zusammensetzung im Chor, so begeistert sind sie von der Schönburger Woche. Die Premiere in der schönen barocken Kirche mit so vielen Leuten. Das hatten wir nicht erwartet. Das ist ein Erlebnis, so die einhellige Meinung.

So sorgten alle 31 Sänger unter dem wechselnden Dirigat der drei Kirchenmusiker für ein wunderschönes Gesangserlebnis. Alte und neue Lieder zum Lobe des Herrn waren zu hören, von der Renaissance über den Barock bis ins 20. Jahrhundert. Motetten sowohl von Melchior Vulpius (1570-1615) als auch von Kreuzkantor Rudolf Mauersberger (1889-1971). Zur Freude von Naumburgs langjährigem Domkantor, Kirchenmusikdirektor und Komponisten Reinhard Ohse (geb. 1930) erklang seine Vertonung des Bibelspruchs „Verlass dich auf den Herrn“. Ohse gehörte ebenso zu den Besuchern des Schellsitzer Konzerts.

Lebendig wurde es im Publikum, als der Chor zwei Gospel sang. Da klatschten alle mit und wiegten sich im Rhythmus der Klänge. Zwischen dem Chorgesang waren Instrumentaltitel zu hören: eine Bläserkomposition zum Psalm 118 sowie ein Stück für Querflöte und Geige. Detlev Küttler spielte romantische Kompositionen von Gustav Merkel (1827-1885) auf der klangschönen Orgel von 1820, die jedoch unter starkem Holzwurmbefall leidet. Spenden zu ihrer Sanierung wurden nach dem Konzert gesammelt. Das schloss mit Zugaben und dem gemeinsamen „Vaterunser“ der Besucher. Nach Hause gingen die Schellsitzer mit ihren jungen Musikern und ihren Gästen allerdings noch lange nicht. Werner Sittig und seine Familie hatten im Hof ihres Bauerngrundstücks Tische und Bänke aufgestellt und bewirteten mit Wein vom eigenen Weinberg und Fettbemmchen. Dazu spielte Joachim Bunk, der bekannte Drehorgel-Mucki, auf seiner Ziehharmonika und sang die alten Wein- und Stimmungslieder. So familiär enden eben in Schellsitz die Konzerte.