178. Geburtstag von Friedrich Nietzsche Natur auf Papier und in Holz - Nietzsche-Gesellschaft bittet zu Vernissage und Hoffest
Nietzsche-Dokumentationszentrum in Naumburg zeigt Ausstellung mit Werken von Christian Thanhäuser und Paul Renner.

Naumburg - Schlag auf Schlag geht es ab heute in Sachen Veranstaltungen im Nietzsche-Dokumentationszentrum (NDZ) Naumburg zu. Auf die heute 19.30 Uhr stattfindende Ausstellungseröffnung samt Podiumsdiskussion folgt morgen das 15 Uhr beginnende Hoffest zum Nietzsche-Geburtstag. Stets mit von der Partie sind Paul Renner und Christian Thanhäuser, deren Werke, etwa an die 50, ab morgen in dem Gemeinschaftsprojekt „Nietzsches Naturen“ zu sehen sind.
Werke zeigen Rezeption von Nietzsche
Renner, der heute aus Wien anreist, bringt mit seinen Malereien nicht nur Farbe in die Ausstellung, sondern auch einen gewissen Glanz, nutzt er doch eine selbst kreierte Glasur. Seine Werke stellen eine Art doppelte Rezeption der Nietzsche-Werke dar, denn er lasse sich von der Nietzsche-Rezeption seines Freundes aus Kindheitstagen, Christoph König, inspirieren. König - österreichischer Germanist und Professor an der Universität Osnabrück - hat beispielsweise in seinem Buch „Zweite Autorschaft“ Nietzsches Kreativität in dessen Werken untersucht „und dabei Begriffe geprägt wie Sehnsuchtsparadox, die Renner in seinen Gemälden einfließen lässt“, erklärt Catarina Caetano da Rosa, stellvertretende Leiterin des NDZ. Da König als Inspirationsquelle fungiert, ist er bei der Podiumsdiskussion mit dabei.
Zwischen Bild und Buch wandelt künstlerisch Christian Thanhäuser, der bereits gestern mit dem Aufbau der Ausstellung begonnen hat. Als 16-Jähriger begann der Österreicher Nietzsche zu lesen. Vor allem dessen Gedichte faszinierten Thanhäuser, der sich später vor allem auf Nietzsches Wege begeben hat, um die jeweilige Natur künstlerisch zu studieren. Viele Skizzenbücher sind dabei gefüllt worden. Einige hat er mit nach Naumburg gebracht. Thanhäusers besonderes Interesse gilt auch Nietzsches in einigen Büchern erwähnte Naumburger Gartenprojekt. Nur einen Steinwurf vom Nietzsche-Haus entfernt wollte der Philosoph einen Nutzgarten anlegen, in dem er mit anderen Philosophen hätte lustwandeln und ins Gespräch kommen können. Doch über drei Wochen hinaus dauerte die Umsetzung des Projektes nicht an.
Nun in Naumburg dem einst mehr geplanten als realisierten Garten so nah, wird Thanhäuser sich das einst dafür auserkorne Fleckchen Erde - auf dem heute unter andrem der Spielplatz an der Jacobsmauer steht - einmal ansehen. Von den Textpassagen zum Nietzsche-Garten inspiriert, fertigte er von diesem zwei Zeichnungen an, die er mit nach Naumburg brachte. Gefesselt war Thanhäuser auch von der Datsche der Eltern seiner ukrainischen Schwiegertochter Lena. „Dort ist der Garten sehr wichtig, aus jedem Stück Erde wird etwas gemacht“, erzählt er. Impressionen dieses Gartenglücks brachte er nicht nur als Zeichnungen zu Papier, sondern fertigte auch die für ihn typischen Holztafeln an und brachte sie ebenfalls für die Ausstellung mit nach Naumburg.

Neben dem Gartenthema beschäftigt ihn immer wieder auch das Wasser. Nietzsche schwamm einst gern in der Saale. Thanhäuser tut es dem Philosophen daheim in Ottensheim, das an der Donau liegt, gleich. „In einem Fluss zu schwimmen, ist etwas anderes, als im See zu schwimmen“, hält er fest. Oft beobachtete er, wie beim Übergang vom stehenden ins fließende Gewässer bestimmte Linien immer wieder entstehen. „Da gibt es einen gewissen Rhythmus“, erzählt der Künstler. Doch nicht nur seine Skizzenbücher, Zeichnungen und Holzschnitte hatte er für die Ausstellung im Gepäck.
Leidenschaft - der Buchdruck
Eine weitere Leidenschaft Thanhäusers ist der Buchdruck. So manches Werk, oft von ihm illustriert, ist in seiner voll mechanisch funktionierenden Werkstatt entstanden. „Wenn kein Strom da ist, kann ich dort weiter Bücher drucken“, sagt er. Einige der so entstandenen Exemplare wie „Ferdinand von Hochstetteer Briefe aus dem Böhmerwald“, herausgegeben von Sascha Nolden mit Holzschnitten von Thanhäuser, hat er ebenfalls mitgebracht. „Einige Holztafeln werden am Abend beleuchtet in den Fenstern des Nietzsche-Zentrums zu sehen sein. Dass soll zeigen, dass niemand Angst haben muss, hier hereinzukommen, oder dass er alles von Nietzsche gelesen haben muss“, so Thanhäuser
Ganz und gar kurzweilig wird das Hoffest. Renner, der bekannt dafür ist, Vernissagen kulinarisch ausklingen zu lassen, wird sich zum Hoffest die Küchenschürze umbinden - gemeinsam mit einigen Zehntklässlern des Domgymnasiums. „Zehn Schürzen sind bestellt“, schmunzelt NDZ-Leiter Ralf Eichberg. Für die musikalische Unterhaltung zum Hoffest, während dem sowohl die Ausstellung als auch das Nietzsche-Haus besichtigt werden kann, sorgt die Wiener Band „Intimspray“.