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Geschichte Napoleon und die Frauen: Historisches Biwakleben 1813 schlägt Feldlager in Burgscheidungen auf

Bad Bibraer Gruppe ermöglicht eine Zeitreise in die Vergangenheit. Fast 120 Aktive aller Generationen geben sich ein Stelldichein. Besuche sind in dieser Woche noch möglich.

Von Gisela Jäger Aktualisiert: 03.08.2022, 09:26
Feuer frei! Beim zehnten Urlaubsbiwak der Bad Bibraer Gruppe Historisches Biwakleben 1813  wird Salut geschossen.
Feuer frei! Beim zehnten Urlaubsbiwak der Bad Bibraer Gruppe Historisches Biwakleben 1813 wird Salut geschossen. (Foto: Gisela Jäger)

Burgscheidungen - Biwakleben heißt, den Heereszügen folgen, ein unstetes Leben in kriegerischen und gefährlichen Zeiten zu führen. Neun Jahre hatte die Bad Bibraer Gruppe Historisches Biwakleben 1813 ihr Feldlager bei Thalwinkel aufgeschlagen - nun im zehnten Urlaubsbiwak gab es für die Anhänger des urigen Lagerlebens mit der Wiese am Sportplatz Burgscheidungen einen neuen Schauplatz gelebter Historie.

Chef-Marketenderin und Mit-Organisatorin Kerstin Ritzau sagte vor diesem Hintergrund, dass es mal an der Zeit war, ein Stück weiter mit dem Biwak zu ziehen, näher Richtung Unstruttal und Kirchscheidungen, weil sich bereits in den Jahren zuvor die Aktion „Plündern und Requirieren“ zum Teil in Kirchscheidungen abgespielt und dort guten Zuspruch gefunden hatte.

Im Wandel der Zeit

Außerdem meinte die Marketenderin, dass mit Blick auf den Rückzug von Napoleon und seiner Truppen der Weg das Unstruttal bei Freyburg tangierte. „Zum zehnjährigen Biwakleben haben wir das Thema Biwak im Wandel der Zeit gewählt“ erklärt Kerstin Ritzau. Auch dies ein Novum. Im Wandel der Zeit hieß demnach, sich für weitere Kostüm- und Historiengruppen zu öffnen und nicht mehr nur auf die Zeit von 1813 einzugrenzen. In opulenten und originalgetreuen Gewändern lustwandelten somit in Burgscheidungen vornehme Damen und Herren aus barocken Herrschaftshäusern durch das Lager und schauten den Kanonieren und Musketieren bei der Handhabung ihrer Modellwaffen gespannt zu.

Denn das typische Lagerleben mit Gefechtsbereitschaft und dem Vorführen der um 1813 eingesetzten Bewaffnung gehörte traditionell auch zum Urlaubsbiwak 2022. Kerstin Ritzau freute sich über die Themen- und Kostümvielfalt, ein lebendiges Bilderbuch durch die vergangenen Jahrhunderte. Der gute Zuspruch zeigte sich mit 23 aufgebauten Zelten, in denen 23 Familien und Historiengruppen und somit fast 120 Aktive aller Generationen sich ein Stelldichein gaben. Am Sonnabend war Start für eine Woche Zeitreise, zu der an diesem Tag auch die Burgscheidunger Einwohner und Interessenten aus Nachbarorten eingeladen waren.

Unter Regie von Manfred Lauterbach wird das Stück „Napoleon und seine Frauen“ inszeniert und beim Biwak vorgestellt. Der Spaß darf dabei nicht fehlen.
Unter Regie von Manfred Lauterbach wird das Stück „Napoleon und seine Frauen“ inszeniert und beim Biwak vorgestellt. Der Spaß darf dabei nicht fehlen.
(Foto: Gisela Jäger)

Am frühen Nachmittag startete das Kinderprogramm mit Bogenschießen, Kinderschminken und den Selbstfädeln von Perlenketten. Für Kaffee und Kuchen sorgten die Frauen vom Feuerwehrverein Wallroda und an „Odins Schänke“ ließ es sich bei diversen stärkeren Getränken gut verweilen. Ein erster unterhaltsamer Höhepunkt während des Biwaks wurde mit dem Stück „Napoleon und seine Frauen“, inszeniert durch die Theatergruppe Kirchscheidungen und Burgscheidungen unter Regie und Mitwirkung von „Ortsschulze“ Manfred Lauterbach gesetzt. Josephine und Marie-Louise hießen die Frauen an Napoleons Seite, die in einem heftigen Wortgefecht sich zunächst als Konkurrentinnen gegenüberstanden, dass es Napoleon die Sprache verschlug.

Der große Kaiser stand am Ende seiner Glanzzeit und natürlich mit Blick auf die kriegerische Niederlage war schnell klar, warum Napoleon fast in der Unstrut ertrunken wäre. „Am Ende hat er nicht nur uns, sondern alle betrogen“, zogen seine Frauen ihr Fazit und verkündeten die Idee, sich neue Männer zu suchen.

Lagerfeuer und Handwerk

Daran anknüpfend plauderten die Dorffrauen Hede und Elfriede über ihre Erlebnisse von damals. Alle Darsteller der Theatergruppe, Ingrid Nörren als Napoleon, Viola Bartholomäus und Diana Trappein als Napoleons Frauen sowie Gudrun Krenzt und Karin Thieme als Dorffrauen wurden für ihren Auftritt mit viel Beifall belohnt. Bis zu den weiteren Attraktionen zwischen Lagerfeuer und Dudelsack- und Trommelklang bot altes Handwerk nicht nur seine Ware feil, Interessenten konnten sich beim Fertigen von Tauen in der Hanfseilerei, in der Feldschmiede oder beim Löffelschnitzer selbst probieren, Schmuckketten herstellen oder auch beim Töpfern von Keramik, dem Verspinnen von Wolle über die Schulter sehen.

Keramikerin Katrin Berend (links) aus dem Mansfelder Land nimmt erstmalig am Biwak teil und stellt in Burgscheidungen ihre Kunstfertigkeit vor.
Keramikerin Katrin Berend (links) aus dem Mansfelder Land nimmt erstmalig am Biwak teil und stellt in Burgscheidungen ihre Kunstfertigkeit vor.
(Foto: Gisela Jäger)

Edel-Krempel und vieles mehr war im Angebot und indessen dampfte über dem Biwakfeuer schon der Gemüse-Fleischeintopf, dazu frisches Brot und Kanonendonner, perfekter konnte die Zeitreise kaum sein. Zum Abend gab es musikalische Unterhaltung durch die Club Disco Nebra und eine tolle Märchenstunde. „Das blaue Licht“ erfreute alle großen und kleinen Märchenfreunde.

Dank an Partner, Sponsoren und Helfer

Etwas später hieß es Gaukelei mit dem Feuerengel Gabriel und der zünftige Manöverball fehlte auch nicht. Ein Besuch lohnt sich noch in dieser Woche, das Urlaubsbiwak mit wechselnden Tagesprogramm ist bis zum Wochenende zu Gast in Burgscheidungen. Ein Dank geht an die kommunalen Partner und Sponsoren sowie die fleißigen Helfer und Mitwirkenden, wie Kerstin Ritzau unterstreicht.