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Mord, Witz und Totschlag

Von HELGA HEILIG UND JANA KAINZ 15.08.2010, 16:13

NAUMBURG. - Allein schwer verdaulich, so kam die jüngste Krimi-Nacht des Naumburger Bürgervereins keineswegs daher. Wenn auch Morde nicht fehlten, so gab es am Freitag, den 13. August, für die 70 Kriminacht-Gäste durchaus auch allerhand zu lachen.

Auf kriminalistische Pfade ging es vom Straßenbahndepot aus. Denn per Straßenbahn gelangten Jung und Alt in Begleitung von Stadtführer Dietmar Gehlfuß und Musiker Jürgen Perl zum ersten Schauplatz - der Stadtbibliothek. Dort erwarteten die Gäste Geschichten, die aus dem Leben gegriffen waren. In die Mitte des 20. Jahrhunderts entführte Tageblatt-Redakteurin Helga Heilig ihre Zuhörer. Sie las Gerichtsreportagen des einst berühmten DDR-Gerichtsreportes Rudolf Hirsch vor, von denen einige als Buch erschienen waren. Mit "Das erste Beste", erschienen 1970, setzte Helga Heilig dem Eindruck, die Menschen seien heute so schlimm wie noch nie, Tatsachen entgegen. Grausige Taten. Mord an der eigenen Mutter, Mord an der Geliebten und deren Sohn. Während sie die erschütternden Berichte vorlas, lachte das Publikum von Gutenberg-Buchhändler und Autor Chris Langner nebenan mehrmals herzhaft. Das Leben selbst reizt die Witze. Er stellte Dr. Roman Leuthners kleines Buch "Nackt duschen - streng verboten" vor - eine Sammlung verrücktester Gesetze der Welt, die heute so noch gültig sind. Eine Kostprobe: So gibt es in Alaska ein Gesetz, nachdem es im hohen Norden ein großes Verbrechen ist, "einen lebenden Elch aus einem Flugzeug zu schubsten oder betrunken zu machen". In Colorado wiederum muss eine freilaufende Katze Rückstrahler tragen oder in Alabama ist es Männern in der Fischfangsaison untersagt, zu stricken. Die zusammengetragenen Gesetze gleichen einer Kuriositäten-Sammlung.

Von der Realität ging es für die Kriminacht-Gäste hinein ins Reich der unheimlichen Fantasie. Nächste Station war der alte Naumburger Schlachthof. Dort, wo einst das Schlachtvieh verarbeitet wurde, fand der so genannte Hauptakt, die Lesung mit der Zwickauerer Autorin Claudia Puhlfürst statt. Sie stellte ihren neuen Kriminalroman mit dem Titel "Ungeheuer" vor, dessen Hauptperson ein wirkliches Ungeheuer ist: Ein Mann, der Frauen ermordet und sie dann ausschlachtet und die Organe seziert. Passend zum Ambiente hatte Puhlfürst noch eine weitere, teils erheiternde Geschichte mit dem Titel "Schlachtfest" parat. Die Kriminacht endete im Veranstaltungsraum des Naumburger Tageblatt / MZ. Hier erwarteten die Gäste Kristine Stahl und Thomas Freitag, beide ehemals Spieler am Theater Naumburg, mit Auszügen aus "Villa Nachtigall" von Agatha Christie. Es folgte ein Imbiss, der die Zuhörer in später Nacht gestärkt nach Hause entließ.