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Literatur Literatur: Ein Forscher und Sammler

Von Constanze Matthes 08.04.2015, 08:08

Görschen/Weissenfels - Nach der Umstellung des Betriebs auf eine Vergärungstechnologie hatte das Kompostwerk in Weißenfels der heutigen Anstalt Abfallwirtschaft (AW) Sachsen-Anhalt Süd, das neben anderen Abfällen vor allem den Biomüll aus den braunen Tonnen im Burgenlandkreis zu Humus verarbeitet, plötzlich ein Umweltproblem. Das hieß belastetes Abwasser. Die Schwierigkeiten mit dessen umweltverträglicher Beseitigung, so Anstaltsvorsitzender Gundram Mock während der jüngsten AW-Verwaltungsratssitzung, sind nun endgültig Vergangenheit.

Der Hintergrund: Das bei der Umwandlung der Bio-Abfälle entstehende Wasser, das früher in die öffentliche Kanalisation floss, enthält nicht nur zu viele feste Bestandteile und mineralische Stoffe. Dieses Presswasser - Anfall rund neun Millionen Liter im Jahr -, hat auch einen hohen Gehalt an Stickstoff- und Phosphorverbindungen. So wurden die Einleitgrenzwerte des Abwasserzweckverbands Weißenfels oft überschritten. Durch Einsatz eines sogenannten Dekanters - er soll Feststoffe aus dem Abwasser entfernen - konnte man das Problem der Grenzwertüberschreitung des flüssigen Abfalls auch nicht in den Griff bekommen.

In den Rotte-Trommeln und Vergärungsanlagen des Weißenfelser Kompostwerks werden jährlich 26500 Tonnen Bioabfall aus den Haushalten des Burgenlandkreises und Grünschnitt verarbeitet. Das vor 15 Jahren vor den Toren Weißenfels’ errichtete Werk wurde in mehreren Ausbaustufen erweitert. Die wichtigste Veränderung brachte die Kombination von Abfallverrottung und Vergärungstechnik mit sich. Das dabei entstehende Gärgas wird zur Stromerzeugung genutzt. Gleichzeitig entfielen Geruchsprobleme.

Verschiedene Lösungsansätze wurden seinerzeit diskutiert, so der Bau eines anstaltseigenen Klärwerks mit vollbiologischer Reinigungsstufe, das Einleiten in die Abwasseraufbereitungsanlage eines Chemieunternehmens in Leuna oder das Ausbringen des mineralstoffreichen und damit Flüssig-dünger ähnlichen Presswassers auf Feldern. Eine weitere Variante sah vor, dass heiße Abgase aus den mit Gärgas betriebenen Antriebsmotoren von Stromgeneratoren durch die Gärreste geleitet und diese so getrocknet werden könnten. Damit hätte sich die Abwasserfrage quasi nebenbei erledigt.

Letztlich entschied man sich aus Kostengründen für das derzeit praktizierte Verrieseln von Presswasser auf landwirtschaftlichen Flächen. Der Nachteil des Verfahrens: Das Wasser kann nur während der Vegetationsperiode auf die Felder gebracht werden, muss also in der restlichen Zeit zwischengelagert werden. Wieder wurden verschiedene Lösungsansätze gegeneinander abgewogen, darunter der Bau eigener Lagerbehälter im Kompostwerk, die wegen einer möglicher Geruchsbelästigungen eingehaust und mit Luftfiltern versehen sein müssen.

Dass nun nach Interimslösungen letztlich diese Variante zum Tragen kommt, dafür gaben neue gesetzliche Bestimmungen zur Zwischenspeicherung solcher Abfälle den Ausschlag. Hier muss jetzt eine Lagerkapazität von sechs Monaten vorhanden sein. Seit Sommer 2014 wurden zwei Becken mit einem Aufwand von 1,5 Millionen Euro errichtet, die letzte große Investitionsmaßnahme im Werk. Die je 3000 Kubikmeter großen Becken können ebenso als Gasspeicher genutzt werden.

„Einer dieser Behälter ist bereits in Betrieb“, informierte Mock. Der Einsatz des zweiten Behälters wird im Mai folgen. Derzeit läuft noch der Bau einer Trasse zum Speicher. Die dient nicht nur als Zufahrt für Gülle-Trucks. Unter der Trasse befindet sich auch ein kleiner Kanal. In dieser Rinne wird im Falle des Falles danebengelaufenes Presswasser aufgefangen, damit es nicht in den Boden eindringen kann.