Licht und Schatten am Reha-Himmel
BAD KÖSEN. - Der Strukturwandel im Gesundheitsmarkt hat den Reha-Standort Bad Kösen voll erfasst. Mit tief greifenden Auswirkungen für den größten Anbieter am Ort, die in Löhne ansässige und bundesweit tätige Lielje-Gruppe. Einerseits - und das ist die positive Nachricht - wachsen Angebot und Auslastung der Häuser I und II durch Eröffnung einer neuen Fachabteilung Psychosomatik, andererseits jedoch muss die Kinder-Klinik "Am Nicolausholz" das erste Mal seit ihrer Eröffnung im Jahr 1997 erhebliche Entlassungen vermelden.
22 Mitarbeiter und damit 17,5 Prozent der Belegschaft haben diese Woche ihre Kündigen erhalten. Betroffen sind sowohl Erzieherinnen als auch Krankenpflegekräfte. Die Geschäftsführung spricht von einem schmerzlichen Einschnitt, der "dramatischen Belegungsrückgängen" geschuldet ist. Sprecherin Kristin Schwagmeier: "Diese wurden Mitte des Jahres sichtbar, zuvor verzeichneten wir eine eher gute Tendenz". Die Ursachen für die Belegungsrückgänge in der Kinder- und Jugendrehabilitation sind laut Schwagmeier wiederum vor allem im demografischen Wandel zu suchen, aber auch in einer anhaltenden Abwanderung von Eltern und Kindern im Einzugsgebiet der Bad Kösener Klinik. Belastend komme ein generelles Überangebot solcher Reha-Leistungen hinzu.
Der Klinik "Am Nicolausholz" hat die nachlassende Nachfrage nach Angaben der Geschäftsführung eine nur noch 60-prozentige Auslastung der Betten beschert. Zur Perspektive äußert man sich vorsichtig. Prokurist Roland Harlaux: "Im Vergleich zu anderen Anbietern standen wir bisher gut da. Jedoch bleibt abzuwarten, wie die Gespräche mit den Belegungsträgern, mit denen wir in engem Kontakt sind, verlaufen. Da ist alles offen." Harlaux setzt auch auf die Politik, die sich klar zum Standort Bad Kösen bekannt habe. Der Stellenabbau sei bei alledem nach Sozialkriterien erfolgt. Der Betriebsrat sagte in einer ersten Stellungnahme gegenüber unserer Zeitung, er sei in den Prozess einbezogen worden und habe die Entscheidung zur Kenntnis genommen.
Unglücklicherweise fiel die Bekanntgabe der Entlassungen in den Zeitraum der feierlichen Eröffnung der Psychosomatik. Diese 60 Betten starke Abteilung hat ihren Platz in der Saale-Reha-Klinik I gefunden, dafür wanderten Kapazitäten der Orthopädie in die Klinik II ab. Damit soll eine möglichst 100-prozentige Auslastung beider Häuser erreicht werden. Offensichtlich keine Utopie, denn seit Ende Juli sind zumindest jene 60 Betten der Psychosomatik voll belegt. Voraussetzung dafür war eine entsprechende Zusage der Deutschen Rentenversicherung Bund. Die ersten Worte von Geschäftsführer Dieter Stelmaszek während der Eröffnungsveranstaltung richteten sich deshalb auch an die DRV, sie habe die Grundlagen für die neue Abteilung geschaffen. Stelmaszek betonte gegenüber weiteren Vertretern von Versicherungen, Politik und Wirtschaft, der demografische Wandel werde als Herausforderung und Chance zugleich begriffen. Die Kliniken in Bad Kösen - sie seien mit 700 Betten, knapp 400 Beschäftigten, 220 000 Übernachtungen pro Jahr und etwa 150 Zulieferern und Dienstleitern der größte Standort der Lielje-Gruppe - müssten "den veränderten Rahmenbedingungen angepasst" werden. Ziel sei es, sie langfristig am Markt zu halten, Arbeitsplätze zu sichern und auszubauen. "Die Psychosomatische Abteilung ist ein Schritt. Weitere werden folgen", kündigte Stelmaszek an.
Naumburgs Oberbürgermeister Bernward Küper betonte, die Stadt habe größtes Interesse an starken Kliniken. Sie werde dies befördern. Er nannte den in Arbeit befindlichen Flächennutzungsplan, der der Entwicklung Rechnung tragen werde, und Investitionen zur Stadtsanierung. Kommentar Seite 10