Kultur Kultur: Brudermord im Schwurgericht

Jena - Plakate von Kassenknüllern wie Actionfilmen gibt es hier nicht. Ein großes gläsernes Portal wird der Besucher ebenfalls nicht vorfinden. Wer das Kino im Schillerhof in Jena betritt, geht einige Stufen eines normalen Hauseingangs hinauf und öffnet eine grüne Holztür. Der Flur zu den zwei Kinosälen ist schmal. Rechter Hand findet sich der Eingang zu einem Café. Doch zwei eingerahmte Urkunden an der Wand gegenüber belegen, dass das Kino in der Helmboldstraße nicht weit vom Saaleufer ein besonderes ist. Sowohl die Bundeskulturministerin Monika Grütters als auch die Mitteldeutsche Filmförderung haben das Haus geehrt. „Seit fünf Jahren werden wir jährlich von der Mitteldeutschen Filmförderung ausgezeichnet. Doch im vergangenen Jahr gab es für uns dann den Hauptpreis als bestes Programm-Kino in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt“, berichtet Kinoleiter Daniel Krischker.
Kurz vor der Schließung
Seit 2011 bildet der 37-Jährige mit Christian Pfeil das Chef-Duo. Von 1999 bis 2007 hatte das Haus zuvor in den Händen eines Vereins gelegen. Mit keinem guten Ausgang. „Es gab ein paar erfolgreiche Jahre, dann kamen die schlechten“, blickt Krischker zurück. Das Kino stand nahezu vor der Schließung, bis der Verein seinen späteren Geschäftspartner angesprochen hatte. Pfeil steht seit bereits zehn Jahren dem Monopol-Kino in München vor, 2010 leitete er das internationale Dokumentarfestival in München. Pfeil holte sich schließlich Krischker ins Boot, der sich gerade im Studium der Medientechnik an der Fachhochschule befand. „Doch dann kam das Kino dazwischen“, erzählt der gebürtiger Geraer.
Das Haus ist schon längst aus dem Tal heraus. Die Besucherzahl steigt jährlich. Seit 2007 hat sie sich von 24000 auf 49000 verdoppeln können. Das kleine Unternehmen hat aktuell vier fest angestellte Mitarbeiter. Dieser Erfolg basiere auf einem besseren Programm und einer anderen Marketing-Strategie. Vor allem großflächige Anzeigen im Jenaer Stadtmagazin hatten Aufmerksamkeit erregt. „Außerdem ist die Zusammenarbeit mit dem Café wichtig, obwohl wir zwei verschiedene Unternehmen sind. Die Tür dazwischen ist immer offen“, bemerkt Krischker. Mit dem blauen und dem roten Saal mit 100 beziehungsweise 30 Plätzen werden zwei Räume bespielt.
Pro Woche flimmern 40 bis 50 Vorstellungen über die Leinwand, werden ein bis zwei Filme neu ins Programm aufgenommen. Ihre „Inspiration“ holen sich die beiden Kinobetreiber bei großen Veranstaltungen wie der Berlinale, der Filmkunstmesse oder dem Münchner Filmfest. „Dabei ist nicht entscheidend, was uns gefällt, sondern was unser Publikum mögen würde“, so Krischker, der oft vor und nach den Vorstellungen mit den Zuschauern ins Gespräch kommt. Erfolgreich waren im vergangenen Jahr unter anderem der für mehrere Oscars nominierte Film „Grand Hotel Budapest“, die französische Komödie „Monsieur Claude und seine Töchter“, der Schiller-Streifen „Geliebte Schwestern“ sowie das Drama „12 Years a Slave“. Vor allem französische Filme, ob ernst oder humorvoll, seien erfolgreich. Studenten bevorzugen eher die skandinavischen und britischen Werke, erzählt der Kinochef weiter. Gerade aus der Studentenschaft der Zeiss-Stadt zieht das Haus seine Stammkundschaft. Aber auch Lehrer zählen vor allem dazu. Mancher Gast nimmt auch schon mal längere Wege auf sich, um das Kino im Schillerhof, das als Mitglied dem Netzwerk Europäischer Kinos angehört, zu besuchen. So stammen einige aus Saalfeld, Gera und Pößneck.
Besondere Filmreihen im Angebot
Dabei zeichnet das Filmtheater ein besonderes Merkmal aus: Filme in Originalsprache mit deutschen Untertiteln zählen zum „Inventar“. Jeden Montag gibt es dieses Angebot. Zudem steht eine Romantische Filmreihe auf dem Spielplan. Einmal im Monat werden ausgewählte Werke vorgestellt. So am 25. März der Stummfilm „Das Cabinet des Dr. Caligari“. Der Vorstellung vorangestellt wird eine thematische Einführung durch Claudia Tittel, die am Lehrstuhl für Geschichte und Ästhetik der Medien an der Universität Jena tätig ist. Obwohl die Technik mit Investitionen in Höhe von 150 000 Euro auf digital umgestellt wurde, nunmehr Festplatten statt Filmbänder genutzt werden, erinnert eine weitere Reihe an die 35-Millimeter-Projektion. Jeden ersten Mittwoch des Monats werden so Klassiker präsentiert.
Das Kino im Schillerhof online unter: www.schillerhof.org

